#91 Grell, rasant, gefährlich: Über Tiktok und den Fall Mois
Jul 19, 2024
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Eşim Karakuyu und Fabian Reicher, Experten für Extremismusprävention, werfen Licht auf die dunklen Seiten von TikTok. Sie diskutieren die gefährlichen Inhalte und manipulativen Trends, die Jugendliche beeinflussen. Besonders besorgniserregend ist der Fall des Influencers Mois, der eine Hetzkampagne gegen seine Ex-Frau startete und damit eine breite Debatte über Gewalt und Beziehungen auslöste. Die beiden Experten betonen die Rolle der sozialen Medien in der Gewaltprävention und die Notwendigkeit, Jugendliche vor toxischen Narrativen zu schützen.
TikTok ist wegen der Verbreitung von Fake News und Extremismus umstritten, was besonders besorgniserregend für Jugendliche ist.
Ein zentraler Punkt des Podcasts ist die Rolle von Influencern, die sowohl positive als auch gefährliche Narrative verbreiten können.
Die unzureichende Reaktion staatlicher Institutionen auf Gewaltandrohungen in sozialen Medien erfordert eine verbesserte Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit.
Deep dives
Der schlechte Ruf von TikTok
TikTok steht in der Kritik wegen der Verbreitung von Fake News, Manipulation und sogar Spionage. In mehreren Ländern ist die Plattform bereits verboten, da sie als potenziell gefährlich für Kinder und Jugendliche wahrgenommen wird. Viele Erwachsene haben Schwierigkeiten, den schnellen und übersteuerten Content zu verstehen und leisten kaum Einlass in diese Online-Welt. Die Sorgen über die negativen Einflüsse auf Kinder sind begründet, da einige Influencer durch radikalisiertem, gewalttätigem Verhalten Aufmerksamkeit erlangen und eine toxische Kultur aufrechterhalten.
Einfluss von Influencern auf Jugendliche
Influencer spielen eine zentrale Rolle auf TikTok und können durch viralen Content über Nacht berühmt werden, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen hat. Influencer sind oft nicht nur Vermittler von Unterhaltung, sondern können auch gefährliche Narrative verbreiten, die zu Gewalt und radikalisierenden Verhaltensweisen führen. Ein Beispiel sind inszenierte Konflikte, sogenannte Beefs, die Nutzer dazu animieren, realen Streit und Gewalt auf der Straße auszutragen und damit Profit zu machen. Diese Dynamiken verstärken sich, wenn Jugendliche kriminelle Handlungen in den sozialen Medien nachahmen.
Die Macht des TikTok-Algorithmus
Der Algorithmus von TikTok funktioniert auf der Grundlage von 'Watchtime', was bedeutet, dass Inhalte, die lange angesehen werden, auch einer breiteren Audience vorgeschlagen werden. Dadurch erhalten selbst Nutzer ohne große Followerzahl die Chance, viral zu gehen, was TikTok zu einer Plattform mit einer sehr hohen Reichweite für alle macht. Im Vergleich dazu erfordert man auf Plattformen wie Instagram oder YouTube oft finanzielle Ausgaben oder vorab eine große Anhängerschaft, um ähnliche Reichweiten zu erzielen. Dies führt dazu, dass TikTok als ein Raum der Demokratisierung von Content wahrgenommen werden kann.
Die Gefahren des viralen Contents
Die Funktionalitäten von TikTok haben auch zur Verbreitung gefährlicher und extremistischer Inhalte beigetragen, insbesondere für jüngere Nutzer, die Messeinrichtungen gegenüber Kollegen als angesprochen fühlen. Jugendliche suchen auf TikTok zunehmend nach Informationen, nutzen die Plattform nicht nur zum Unterhalten, sondern auch um Trends und Meinungen zu verfolgen. Dies schafft jedoch eine gefährliche Verbindung zwischen der Absorption extremistischer Inhalte und dem destruktiven Humor, der in vielen viral gehenden Videos verwendet wird. Wenn Jugendliche solchen Inhalten ausgesetzt sind, kann dies ihre eigenen Wahrnehmungen und Interaktionen mit der Welt nachhaltig beeinflussen.
Mangelnde staatliche Regulation und Schutzmaßnahmen
Ein großes Problem besteht darin, dass staatliche Institutionen und soziale Dienste oft hinterherhinken, wenn es um den Schutz von Jugendlichen in der digitalen Welt geht. Im Fall des österreichischen Influencers Mois zeigen sich erhebliche Mängel in der Reaktion der Polizei und anderer Behörden auf Gewaltandrohungen, die über soziale Medien verbreitet werden. Es wird kritisiert, dass die Polizei nicht schnell genug handelt, um betroffene Frauen und Mädchen zu schützen, was das Vertrauen in die Institutionen untergräbt. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeitern und den sozialen Medien ist notwendig, um präventive Maßnahmen zu etablieren und die Jugendlichen aufzuklären.
Von Edith Meinhart. Die meisten Erwachsenen haben keine Ahnung, was ihre Kinder treiben, wenn sie "auf Tiktok" sind. Eşim Karakuyu und Fabian Reicher arbeiten bei der Beratungsstelle Extremismus und halten sich - berufsbedingt - viel auf der chinesischen Videoplattform auf. Es ist ein irrer Kosmos, schnell, bunt, übersteuert, voller Hetze, Manipulation, Frauenverachtung, krimineller Geschäftspraktiken und Gewalt. Derzeit hält "Mois" eine junge Millionen-Gefolgschaft in Atem. Der Influencer trat eine Hasskampagne gegen seine Ex-Frau los, die im Gegenzug die Geschichte ihrer jahrelangen Gewaltbeziehung öffentlich machte. Karakuyu und Reicher geben Einblick in den "Fall Mois" und in eine verstörende Wirklichkeit, in der Jugendliche nicht allein gelassen werden dürfen. Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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