Clickbait zerstört den Journalismus – von Victor Pickard
Oct 29, 2024
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Victor Pickard, Professor an der Annenberg School for Communication, beleuchtet die Herausforderungen des Journalismus im Zeitalter der Kommerzialisierung. Er diskutiert, wie der Druck, klickfreundliche Inhalte zu erstellen, die Berichterstattung beeinträchtigt und die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Pickard zeigt auf, wie Metriken ursprünglich den Journalisten helfen sollten, jetzt aber Stress und Ungleichheit fördern. Zudem thematisiert er die Krise des Journalismus als Chance für alternative Mediensysteme und die Bedeutung von Gewerkschaften.
Die Kommerzialisierung des Journalismus und der Druck zur Produzierung klickbasierter Inhalte führen zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und einer Abnahme unabhängiger Berichterstattung.
Trotz der Herausforderungen fördert die Metrisierung auch Solidarität und Gewerkschaftsorganisation unter Journalistinnen, was als Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Berufes gesehen wird.
Deep dives
Die Krise des Journalismus und ihre Ursachen
Der Journalismus befindet sich in einer tiefgreifenden Krise, die vor allem durch die Kommerzialisierung und den Druck auf profitables Content-Management verursacht wird. Viele lokale Nachrichtenquellen sind verschwunden, was zur Entstehung von 'News Deserts' führt, in denen Gemeinden keine angemessene Berichterstattung mehr erhalten. Diese Probleme sind nicht neu, they spiegeln vielmehr eine langfristige Tendenz wider, bei der kommerzielle Interessen oft das öffentliche Interesse überlagern. Die tiefere Krise, in der sich der Journalismus befindet, erfordert eine kritische Neu-Überlegung der strukturellen Bedingungen und der Machtverhältnisse in der Branche.
Der Einfluss von Metriken auf Redaktionsarbeit
Die Verwendung von Metriken hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten, da deren Inhalte zunehmend für Klicks optimiert werden müssen. Beispielsweise zeigten ethnografische Studien, dass bei einigen Nachrichtenorganisationen, wie der New York Times, Effizienzmetriken und Datenanalysen verwendet werden, um die Performance von Artikeln in Echtzeit zu messen. Diese Metriken schaffen ein System, das Journalistinnen unter Druck setzt, ihre Produktivität zu steigern, was letztendlich zu einer Entfremdung von ihrer Arbeit führt. Der Fokus auf Klickzahlen und Interaktionen verschärft die bestehenden Probleme im Journalismus, indem er kreatives Arbeiten in eine Form des Wettbewerbs um Klicks verwandelt.
Kämpfe um Rechte und Solidarität unter Journalisten
Trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen hat die Metrisierung auch eine Welle der Solidarität und Gewerkschaftsorganisation unter Journalistinnen und Journalisten gefördert. Dies wird als Reaktion auf die wachsende Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse und die Zunahme von Stress und Unsicherheit in Berufen wahrgenommen, die traditionell als kreativ galten. In einigen Fällen haben solche Bestrebungen zur Gründung von Gewerkschaften geführt, was als Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Journalismus angesehen werden kann. Die neuen gewerkschaftlichen Bewegungen könnten potenziell einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Wahrung journalistischer Integrität in einer kommerzialisierten Medienlandschaft leisten.
Hauptsache Klicks: Trackingtools drängen Journalisten dazu, möglichst profitable Inhalte zu produzieren. Das verschlechtert die Arbeitsbedingungen in der Branche und beschleunigt den Verfall unabhängiger Berichterstattung.
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