Die Diskussion beginnt mit den Fortschritten der Nazis in der Atomforschung und deren globalen Konsequenzen. Besondere Beachtung findet die Entdeckung der Kernspaltung und die Herausforderungen, denen Wissenschaftler wie Lise Meitner gegenüberstanden. Der Wettlauf um deutsche Atomphysiker nach dem Krieg wird beleuchtet, sowie die emotionalen Reaktionen auf die Bombardierung von Hiroshima. Zudem wird der Mythos und die Realität der deutschen Atomforschung im Zweiten Weltkrieg untersucht und die enttäuschten Prioritäten im Atombombenbau thematisiert.
Die Entdeckung der Kernspaltung im Jahr 1938 stellte einen paradigmatischen Wandel dar, der die Möglichkeit einer Nazibombe auslöste und Ängste schürte.
Der deutsche Uranverein hatte bedeutende Wissenschaftler, jedoch fehlten ihm entscheidende Ressourcen und politische Unterstützung, was das Atomwaffenprogramm stark hemmte.
Deep dives
Die Entdeckung der Kernspaltung
Die Entdeckung der Kernspaltung Ende 1938 stellte einen entscheidenden wissenschaftlichen Paradigmenwechsel dar, da zuvor die Meinung vorherrschte, Atomkerne seien unteilbar. Lise Meitner, Otto Hahn und andere Forscher realisierten, dass durch das Bombardieren von Atomkernen mit Neutronen enorme Energiemengen freigesetzt werden können, was die Grundlage für die Entwicklung von Atomwaffen bildete. Diese Erkenntnis weckte sowohl Faszination als auch Furcht, insbesondere aufgrund der Möglichkeit, dass die Nationalsozialisten eine solche Waffe entwickeln könnten. Die Entdeckung führte zu einer erhöhten Besorgnis unter Wissenschaftlern und Militärs, da Deutschland bereits in einem massiven Aufrüstungsprozess steckte und das Potenzial für militärische Anwendungen der Kernspaltung erahnt wurde.
Der Uranverein und das Atomwaffenprogramm der Nazis
Der Uranverein, eine Gruppe von Wissenschaftlern und Militärs, spielte eine zentrale Rolle in den frühen Bemühungen um die atomare Forschung in Deutschland. Obwohl es bedeutende Wissenschaftler wie Werner Heisenberg und Otto Hahn in diesem Verein gab, waren die Ressourcen und das Engagement für die Entwicklung einer Atombombe begrenzt. Tatsächlich wurde das deutsche Atomwaffenprogramm im Jahr 1942 als ziviles Forschungsprojekt eingestuft, was das Interesse der Führung um Hitler verringerte, da der Fokus damals auf schnell umsetzbaren Rüstungsprojekten lag. Im Vergleich dazu verfügte das US-Projekt, das als Manhattan-Projekt bekannt wurde, über immense Mittel und eine Vielzahl an Fachkräften, was zu einem signifikanten Vorsprung in der Atomforschung führte.
Die unangemessene Reaktion der deutschen Physiker nach Hiroshima
Die Reaktion der deutschen Physiker auf die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki war von Entsetzen und Schuldgefühlen geprägt, vor allem bei Otto Hahn, der sich als Mitentdecker der Kernspaltung verantwortlich fühlte. Sie erlebten eine schockierende Erkenntnis über den technologischen Rückstand Deutschlands im Bereich der Atomforschung, da sie bis dahin glaubten, führend zu sein. Gleichzeitig begannen einige von ihnen, ihre Niedergeschlagenheit in eine Verklärung der Geschichte zu verwandeln, indem sie behaupteten, dass sie niemals eine derartige Waffe hätten entwickeln wollen. Diese Narrative halfen, den Mythos einer überlegenen deutschen Physik aufrechtzuerhalten, während die Realität zeigte, dass mangelnde Ressourcen und politische Prioritäten die Fortschritte in der atomaren Forschung erheblich einschränkten.
Deutschland galt einst als Zentrum der Atomforschung. Die Furcht vor einer deutschen Bombe gab den Anlass zum US-Atomwaffenprogramm. War sie berechtigt?
Es gibt wenige historische Momente, in denen die Wissenschaft so unmittelbar die Weltpolitik beeinflusst hat wie vor 80 Jahren. 1945 jähren sich der erste Atombombentest der Welt und die US-amerikanischen Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki zum 80. Mal. Die desaströsen Bombardierungen standen nicht nur am Ende des Zweiten Weltkriegs, sondern prägten auch das kommende Zeitalter des Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion.
Die Physiker, die den Anstoß für das US-amerikanische Manhattan Project gaben, dachten jedoch nicht an Japan oder die Sowjetunion. Es war die große Sorge vor einer Atombombe in den Händen der Nazis, die sie motivierte, sich in den Dienst des Militärs zu stellen. Denn die maßgebliche Grundlage für den Bau von Atomwaffen wurde ausgerechnet in Deutschland entdeckt, als die Nationalsozialisten längst an der Macht waren: die Kernspaltung.
Bei diesem Vorgang werden gewaltige Energiemengen freigesetzt. Schon bald nach dieser fundamentalen Entdeckung durch die österreichische Physikerin Lise Meitner, ihren Neffen Otto Robert Frisch (beide waren als Juden in Deutschland nicht mehr sicher und bereits im Exil) und ihre Forschungspartner Otto Hahn und Fritz Straßmann wurde über eine mögliche militärische Nutzung der Kernspaltung nachgedacht.
Doch wie fortgeschritten waren die deutschen Pläne? Welche Rolle spielte der Uranverein und wie beurteilten die deutschen Atomphysiker ihre Arbeit, nachdem sie von den US-Atombombenabwürfen erfahren hatten? Das besprechen Tanja Traxler und David Rennert in der neuen Folge des STANDARD-Podcasts Rätsel der Wissenschaft.
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