Nina Klimburg-Witjes, Assistenzprofessorin für Wissenschafts- und Technikforschung in Wien, spricht über den neuen globalen Wettlauf um den Weltraum. Sie erläutert die Bedeutung der europäischen Trägerrakete Ariane 6 für die strategische Autonomie Europas. Klimburg-Witjes thematisiert die Herausforderungen durch kommerzielle Akteure wie SpaceX sowie die Militarisierung des Weltraums und die Gefahren von Weltraumschrott. Zudem werden koloniale Aspekte des Startortes in Französisch-Guyana und deren Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften angesprochen.
Der bevorstehende Start der Ariane 6 markiert einen wichtigen Schritt für Europas strategische Autonomie im globalen Wettlauf um den Weltraum.
Die Herausforderungen durch Weltraumschrott und soziale Ungerechtigkeiten machen deutlich, dass Raumfahrt auch ökologische und ethische Überlegungen erfordert.
Deep dives
Die Bedeutung der Ariane 6 für den europäischen Zugang zum Weltraum
Die europäische Trägerrakete Ariane 6 stellt einen entscheidenden Schritt für Europas Unabhängigkeit im Weltraum dar. Nach einer langen Phase der Verzögerungen aufgrund technischer Probleme und der Corona-Pandemie hat ihr bevorstehender Start am 9. Juli eine große Bedeutung für die europäische Raumfahrtindustrie. Zuvor war Europa durch den Rückzug der Ariane 5 in eine sogenannte Launcher-Krise geraten und sah sich ohne eigenes Zugangsmittel zum Weltraum. Der erfolgreiche Start der Ariane 6 wird es Europa ermöglichen, unabhängige Weltraummissionen durchzuführen und nicht auf andere Länder angewiesen zu sein.
Geopolitische und wirtschaftliche Implikationen des Raumfahrtzugangs
Unabhängiger Zugang zum Weltraum ist wesentliche Voraussetzung für die strategische Autonomie Europas, sowohl im politisch-geostrategischen als auch im wirtschaftlichen Kontext. Eine eigene Trägerrakete ermöglicht es Europa, Weltraummissionen selbst zu planen und durchzuführen, ohne auf externe Anbieter angewiesen zu sein. In der Vergangenheit arbeitete Europa zum Teil mit SpaceX, was nicht nur finanzielle Mittel abfließen ließ, sondern auch geopolitische Risiken mit sich brachte, etwa im Kontext der Spannungen mit Russland. Darüber hinaus beruht die europäische Wirtschaft wesentlich auf der Raumfahrtindustrie, die Arbeitsplätze in Bereichen wie Satellitenkommunikation und Erdbeobachtung schafft.
Herausforderungen im globalen Wettlauf um den Weltraum
Der globale Wettlauf um den Weltraum ist in vollem Gange, und Europa sieht sich zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt, insbesondere durch Akteure wie SpaceX. Die Ariane 6 ist nicht wiederverwendbar, was sie im Vergleich zu günstigeren raketenwirtschaftlichen Modellen anderer Anbieter weniger wettbewerbsfähig macht. Dies führt zu der Herausforderung, innovative Lösungen für die Raumfahrt zu entwickeln, um im internationalen Wettlauf bestehen zu können. Mit der raschen Entwicklung neuer Technologien und steigenden Erwartungen werden sowohl die Innovationsgeschwindigkeit als auch die Kosten für den Zugang zum Weltraum zu Schlüsselfaktoren für den Erfolg Europas im Weltraummarkt.
Ökologische und soziale Auswirkungen der Raumfahrt
Ein zentrales Anliegen ist der zunehmende Weltraumschrott, der durch Kollisionen und den Einsatz veralteter Satelliten entsteht und die Nutzung des Weltraums gefährden kann. Die Problematik des Weltraumschrotts attestiert, dass der Zugang zum Weltraum auch aus ökologischen Perspektiven durchdacht werden muss, um zukünftige Generationspotenziale nicht zu verbauen. Darüber hinaus gibt es soziale Ungerechtigkeiten, etwa in Französisch-Guayana, wo die lokale Bevölkerung wenig von den wirtschaftlichen Vorteilen des Weltraumbahnhofs profitiert. Es ist entscheidend, auch die kolonialen Beziehungen zu reflektieren und sicherzustellen, dass die Raumfahrt nicht auf Kosten der Ortschaften und ihrer Bewohner geht.
Wissenschafterin Nina Klimburg-Witjes über den neuen globalen Wettlauf ums All
Viele Jahre lang hat es gedauert, nun ist sie fertig und startklar: die europäische Trägerrakete Ariane 6. Die gewaltige Rakete wurde in 13 verschiedenen europäischen Ländern gefertigt, darunter auch in Österreich. Am 9. Juli soll sie vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana starten und Europa erneut einen unabhängigen Zugang zum Weltraum geben. Aber was bedeutet das eigentlich? Und wie wichtig ist die Rakete für Europa und unsere Zukunft?
Darüber spricht Nina Klimburg-Witjes, Assistenzprofessorin am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung an der Universität Wien, im Edition Zukunft Podcast. Klimaburg-Witjes hat den Bau der Rakete jahrelang in unterschiedlichen Ländern Europas begleitet. Im Podcast erklärt sie, warum ein neuer globaler Wettlauf um den Weltraum begonnen hat, ob Europa im Vergleich zu anderen Staaten und Unternehmen den Anschluss verlieren könnte und was Weltraummissionen mit der Kolonialgeschichte zu tun haben.
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