Will Iran Diplomatie oder die Bombe? „Die Alarmglocken schrillen"
Dec 21, 2024
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Klaus-Dieter Frankenberger, ehemaliger Auslandschef der FAZ, und Rainer Hermann, Islamwissenschaftler und Nahostexperte, diskutieren die ernsten geopolitischen Spannungen im Iran. Sie analysieren die Auswirkungen des Assad-Regimes auf das iranische Machtspiel und die verheerenden Sanktionen. Ein mutiger Auftritt einer Sängerin ohne Hijab zeigt die zunehmenden Widerstände innerhalb des Regimes. Zudem beleuchten sie die Komplexität des iranischen Atomprogramms und die Notwendigkeit einer starken, internationalen Außenpolitik für einen stabileren Nahen Osten.
Die Schwächung des iranischen Regimes durch den Sturz Assads und den Druck auf Verbündete könnte zu einem aggressiveren Atomwaffenprogramm führen.
Die mutige Handlung der Pianistin Parastu Ahmadi verweist auf die wachsende Unruhe und den Wunsch nach Freiheit innerhalb des Iran, trotz des Regime-Drucks.
Deep dives
Mutige Aktionen im Iran
Parastu Ahmadi, eine iranischstämmige Pianistin, trat kürzlich allein und ohne Hijab in einem tief ausgeschnittenen Kleid in Iran auf, was als drastischer Verstoß gegen die geltenden Gesetze angesehen wird. Ihr Konzert wurde nicht nur im Land, sondern auch auf YouTube gestreamt, was zur sofortigen Festnahme und Drohung mit schweren Strafen, einschließlich Peitschenhieben, führte. Diese mutige Handlung zeigt die wachsende Nervosität des iranischen Regimes, da sie Angst vor weiteren Protesten hat. Ahmadi symbolisiert die Forderungen nach mehr Freiheit und Rechte für Frauen im Iran, wo der Druck auf das Regime kontinuierlich steigt.
Syrien als Verlust für den Iran
Der Sturz von Bashar al-Assad in Syrien hat Iran stark geschwächt, da Syrien zuvor eine Schlüsselrolle in der iranischen Einflussnahme im Nahen Osten spielte. Der Verlust Syriens bedeutet nicht nur die Zerschlagung einer wichtigen Landverbindung für ihre strategischen Interessen, sondern auch die Schwächung ihrer militärischen und wirtschaftlichen Stellung in der Region. Experten erläutern, dass Iran von den Fortschritten der Rebellen überrascht wurde und die Beziehung zu Assad sich zuletzt verschlechtert hatte. Diese Veränderungen in der Region stellen Iran vor große Herausforderungen, da sie ihre Kontrolle und ihren Einfluss auf andere verbündete Gruppen in der Umgebung verlieren.
Der Weg zur Atomwaffe
Iran hat aufgrund internationaler Drucksituationen verstärkt auf seine atomare Kapazität gesetzt und könnte bald an der Schwelle zur Entwicklung eines Atomwaffenprogramms stehen. Diese atomare Anreicherung könnte Iran theoretisch in eine Position bringen, in der sie waffenfähiges Uran innerhalb von nur einigen Wochen produzieren könnten. Dennoch bleibt unklar, ob sie auch die nötigen Schritte zum Bau einer einsatzfähigen Waffe zeitnah umsetzen können. Die momentane Verwundbarkeit Irans könnte zu einem präventiven militärischen Schlag seitens Israel führen, sollten diese Fortschritte wahrgenommen werden.
Machtwechsel und Zukunftsperspektiven
Der bevorstehende Machtwechsel im Iran könnte neue Dynamiken in der iranischen Politik schaffen, insbesondere bezüglich der zukünftigen Rolle der Revolutionsgarde. Historische Rückstände wie die Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage und fehlende Protestbewegungen zeigen, dass der Einfluss der Revolutionsgarde stark bleibt. Diese Institution könnte versuchen, ihre Position im neuen Machtgefüge entweder zur Stabilisierung oder zu einer stärkeren militärischen Kontrolle zu nutzen. Die Herausforderung für Iran wird sein, sowohl interne als auch externe Forderungen zu bewältigen, während sie versuchen, ihre Geopolitik und ihre Strategie innerhalb des Nahen Ostens zu steuern.
Der Sturz des syrischen Diktators Assad ist ein schwerer Schlag für das iranische Regime. Und der reiht sich ein, in eine lange Reihe von Misserfolgen: Das harte Vorgehen Israels gegen die Hamas in Gaza und die Hizbollah im Libanon hat die sogenannte Achse des Widerstands empfindlich geschwächt.
In Teheran werden zwei verschiedene Möglichkeiten diskutiert, mit der offensichtlichen Schwäche umzugehen: Diplomatische Initiativen, die eine Erleichterung der schweren Sanktionen und damit eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ermöglichen könnten. oder aber eine Eskalation des ohnehin weit fortgeschrittenen Atomwaffenprogramms.
Wir besprechen die verschiedenen Szenarien und mögliche Folgen mit unserer Iran-Korrespondentin Friederike Böge und dem langjährigen F.A.Z.-Nahostexperten Rainer Hermann. zu Gast ist außerdem der Senior Analyst für Iran bei der International Crisis Group, Naysan Rafati.
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