Max Viessmann: „Ich bin morgens ins Büro gekommen und habe eine Stunde nur geweint“
Jun 7, 2024
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Max Viessmann spricht über den Verkauf seines Unternehmensbereichs an Carrier Global, Investitionen in neue Geschäftsbereiche, Zukunftspläne und die Stärkung des deutschen Mittelstands. Die Diskussion umfasst auch Themen wie schwierige Geschäftsentscheidungen, die Kommunikation mit Mitarbeitern, die Zukunft der deutschen Wirtschaft, Investitionen in Deep Tech-Unternehmen und die Bedeutung eines kompetenten Management-Teams.
Max Viessmann setzt auf langfristige Partnerschaften für zukünftige Generationen
Die Entscheidung zum Verkauf basierte auf Prüfung der Wettbewerbsfähigkeit und besten Perspektiven für Mitarbeiter
Investitionsstrategie im Deep Tech-Bereich fördert langfristige Partnerschaften und Innovation
Deep dives
Unternehmensverantwortung und Kapitaleinsatz
Es ist wichtig, Kapital so einzusetzen, dass es sowohl für Mitarbeiter als auch Kunden maximalen Mehrwert bietet. Dies beinhaltet nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch die Übernahme sozialer Verantwortung und die positive Beeinflussung von Externalitäten wie CO2 und anderen Effekten.
Der Verkaufsprozess von Fissmann
Die Entscheidung zum Verkauf des Kerngeschäfts an Carrier Global wurde nach intensiver Prüfung der Wettbewerbsfähigkeit getroffen. Die möglichen Optionen wurden ausführlich geprüft, darunter ein Zusammenschluss mit einem größeren Partner, ein Börsengang oder die Zusammenarbeit mit Carrier, welche letztendlich den 11.000 Mitarbeitern die besten Perspektiven bot.
Ursachen und Folgen des Verkaufs
Verschiedene Faktoren wie regulatorische Entwicklungen, geopolitische Krisen und gesetzliche Rahmenbedingungen führten zur Entscheidung des Verkaufs. Diese weitreichende Entscheidung war emotional anspruchsvoll, da sie die Zukunft von vielen Familienmitgliedern beeinflusste.
Entscheidungsprozess und Fehlerkultur
Die Entscheidungsfindung war durch komplexe geopolitische und wirtschaftliche Einflüsse geprägt. Trotz potenzieller Fehler bei der Kommunikation und Entscheidungsfindung wurden die getroffenen Maßnahmen intensiv überdacht und wohlüberlegt. Die Bewertung der getroffenen Entscheidung war von emotionalen Aspekten sowie langfristigen Unternehmenszielen geprägt.
Investitionsstrategie auf Deep Tech und Evergreen Investmentansatz
Das Familienunternehmen hat sich auf eine Investitionsstrategie im Deep Tech-Bereich fokussiert, da es damals in Europa keine entsprechenden Fonds gab. Durch die Gründung des eigenen Fonds mit einem klaren Deep Tech-Fokus und einem professionellen Management konnten Investments in Technologien wie KI getätigt werden. Anders als Private Equity-Fonds agiert das Unternehmen als Evergreen Investor, ohne festen Verkaufszyklus, und beteiligt sich langfristig an Unternehmen, wodurch eine enge Partnerschaft zur Weiterentwicklung entsteht.
Unternehmerischer Ansatz mit langfristiger Perspektive und Zusammenarbeit mit Familienunternehmen
Das Familienunternehmen engagiert sich bei mittelständischen Unternehmen, um Wachstum und Management zu unterstützen. Durch eine unternehmerische Herangehensweise, die keine schnellen Exits erfordert, können langfristige Veränderungen und Innovationen vorangetrieben werden. Diese Langzeitperspektive bietet den Familienunternehmern Sicherheit und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und entfaltet somit positive Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung und den Erfolg der Unternehmen.
Als er Teile seines Kerngeschäfts an den US-Konzern Carrier Global verkauft hatte, ging ein Aufschrei durchs Land: Ausverkauf des deutschen Mittelstands, Niedergang des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Im Gespräch mit Chefredakteur Sebastian Matthes spricht Max Viessmann über kluge Entscheidungen in der Vergangenheit und seine Vision für die Zukunft Deutschlands.
Viessmann erklärt, dass sein Unternehmen allein im globalen Wettbewerb um neue Klimatechnologien wie Wärmepumpen langfristig nicht in der Lage gewesen wäre, den Standort in Allendorf zu sichern. „Wenn in einem Land negative Rhetorik vorherrscht, dann kann nichts Positives entstehen“, warnt der Unternehmer. Er beschreibt, wie er mit Carrier Global einen Partner gefunden hat, der sich langfristig und nachhaltig für die gleichen Ziele einsetzt wie das Familienunternehmen: die Lebensräume für zukünftige Generationen sichern.
Heute ist Viessmann mit rund sieben Prozent der größte Anteilseigner an Carrier Global. Max Viessmann sitzt im Verwaltungsrat und hat somit Einfluss auf die strategische Ausrichtung des globalen Konzerns. Gleichzeitig investiert er die rund zehn Milliarden Euro, die er für den Verkauf der Klimasparte erhalten hat, in Firmenbeteiligungen mit ähnlichen Zielen, zum Beispiel in den Bereichen Lebensmittel, Wasser und Pharma.
Wie er diese Ziele umsetzen will, was das für den Standort Allendorf und für Deutschland bedeutet und wie er den Mittelstand in Deutschland stärken will – all das besprechen Matthes und Viessmann in der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt.