
SWR Kultur lesenswert - Literatur Béla Rothenbühler – Polyphon Pervers
Jun 15, 2025
06:02
„Polyphon Pervers“: das ist ein bisschen irrwitzig. Als Projekt, von dem erzählt wird, sowie als Buch, in dem erzählt wird. Ich habe das direkt gemerkt, in den ersten Zeilen:
Man könne easy sagen, das sei alles die Sabin gewesen. Wie die Sabin ja am Anfang noch der Kopf von Polyphon Pervers gewesen ist. Oder allgemein: Die Sabin ist genau son Mensch gewesen, von dem man gerne sagt, er wär der Kopf von irgendwas. Oder das Hirn hinter was. Also wenn man Fan von so markigen Metaphern ist.Der Sound, sie merken es, bleibt im Ohr: Eine irre verschwafelte und halbgenaue Erzählerstimme, die nicht richtig festgelegt werden will, mit ihrer unendlichen indirekten Rede und ihrem leichten Dauerspott erinnert sie an das Maul in den Krimis von Wolf Haas oder an einen bekifften Thomas Bernhard. Die Handlung: Ein Schelmen- und Hochstaplerroman, wie ich ihn lange nicht gelesen habe. Am Anfang stehen eine Unitheatergruppe in Luzern, ein Kiffer, ein etwas uninspirierter Regisseur und eine ehrgeizige Managerin:Quelle: Béla Rothenbühler – Polyphon Pervers
Irgendwas müsse man ja machen, hat die Sabin gesagt. Irgendwas müsse man machen, sonst gehe man kaputt. Und wenn man schon was mache, dann könne mans auch gleich gut machen, oder, wenn möglich sogar mega gut. Wenn man schon was mache, dann könne man auch gleich nach den Sternen greifen, hat Sabin gemeint.Quelle: Béla Rothenbühler – Polyphon Pervers
Kultur als Vorwand – und Geschäftsmodell
Und ab da mischt die Truppe die bürgerliche Kulturszene der Schweiz auf. Polyphon Pervers. Verein für Unterhaltung – so nennen sie sich. Denn um Kultur geht es eigentlich gar nicht, Kunst und Kultur sind in diesem Buch längst erledigte Fälle, werden von jedem beliebig verwässert, als gäbe es nur noch Volkskultur, Trinkkultur und Fankultur.Das sei mega vage, da könne man nächtelang drüber streiten, was das überhaupt bedeute: Kunst. Und so Wörter, Wo die Philosoph:innen schon seit paar Tausend Jahren drüber streiten, was sie eigentlich bedeuten, die solle man am besten gar nicht in den Mund nehmen, hat die Sabin gesagt.Quelle: Béla Rothenbühler – Polyphon Pervers
