Die „Bild am Sonntag“ hat ein „Manifest“ für Deutschland veröffentlicht. Es sei eine „Leitidee für das, was unsere freie Gesellschaft zusammenhält“, schreibt die Redaktion. Die 50 Punkte des Manifests lesen sich wie Verhaltensregeln für gute Bürger*innen. Und zwischen den Zeilen wird schnell klar, dass sie vor allem auch eine Abgrenzung sind: zwischen uns, den guten Deutschen. Und den anderen.
Deutschland sei ein Land der Griller, heißt es in dem Manifest, ein Land, in dem viele Schweinefleischesser wohnen, wo man sich zur Begrüßung gern die Hand gebe, nur an Silvester böllere und Frauen tragen könnten, was sie wollen. Im Blatt wurde das Manifest auch auf Arabisch veröffentlich, online zudem auf Russisch, Englisch und Türkisch.
Das sei ein „spaltarisches Manifest“, das „gedanklich und sprachlich verunglückt“ sei, sagt der Journalist Nils Minkmar im Übermedien-Podcast. Es würden keine Tugenden vermittelt, sondern „Behauptungen, die weder die deutsche noch die migrantische Realität in Deutschland widerspiegeln.“
In einer Zeit, in der auf Demos in Deutschland Hamas-Terror gefeiert wird und antisemitische Parolen geschwungen werden, sollten Medien natürlich kritisch hinschauen. Aber ist das, was „Bild“ da macht, zielführend? Wer soll hier eigentlich adressiert werden? Entsprechen die Regeln, die „Bild“ aufstellt, überhaupt der Linie, die das Blatt sonst so fährt? Und warum wäre eine differenzierte Berichterstattung über nachhaltige Energiepolitik publizistisch effektiver als so ein Manifest? Darüber sprechen Holger Klein und Nils Minkmar im Podcast.