#151 Über Kulturbetrieb & Machtmissbrauch: Mit Anna Wielander und Helene Dallinger
Feb 14, 2025
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Anna Wielander und Helene Dallinger sind STANDARD-Journalistinnen, die für ihre tiefgehenden Recherchen zu Machtmissbrauch im Wiener Kulturbetrieb bekannt sind. Sie diskutieren die Enthüllungen über den Josefstadt-Theaterdirektor Herbert Föttinger und einen weiteren Fall im Theater der Jugend. Themen sind die Herausforderungen des Quellenschutzes, die Reaktionen auf Vorwürfe und die Entwicklungen im #MeToo-Diskurs. Dabei wird die Verantwortung der Institutionen und die Rolle des Kulturjournalismus kritisch beleuchtet.
Die Recherchen der Journalistinnen haben systemische Probleme im Wiener Kulturbetrieb offengelegt, die sich durch viele Berichte von Übergriffen bestätigen.
Der unzureichende Umgang der Kulturpolitik mit den Vorwürfen führt zu einer Ohnmacht der Betroffenen und erfordert dringend klarere Richtlinien.
Die Angst vor rechtlichen Konsequenzen behindert oft die journalistische Arbeit, stellt jedoch sicher, dass den Betroffenen Gehör verschafft wird.
Deep dives
Machtmissbrauch im Theater
Im Wiener Kulturbetrieb sind schwere Vorwürfe gegen Theaterleiter wie Thomas Birkmeier und Herbert Vöttinger aufgetaucht. Journalistinnen berichteten von körperlichen und verbalen Übergriffen sowie einem Klima der Angst, das in den Institutionen verbreitet ist. Sie haben durch tiefergehende Recherchen und den Kontakt zu mehreren Zeug:innen eine Vielzahl von Beschwerden gesammelt, die darauf hinweisen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um ein systemisches Problem. Zusätzlich wurde festgestellt, dass politische Instanzen bereits frühzeitig über diese Zustände informiert waren, jedoch keine Maßnahmen ergriffen wurden.
Herausforderungen des journalistischen Ermittlungsprozesses
Der Prozess, um Vorwürfe gegen Kulturdirektoren zu dokumentieren und zu verifizieren, ist äußerst komplex und erfordert intensive Ermittlungsarbeit. Journalistinnen müssen mit den Betroffenen monatelang kommunizieren, um deren Aussagen zu überprüfen und sie emotional auf mögliche Veröffentlichungen vorzubereiten. Die Wahrung des Quellenschutzes ist dabei von zentraler Bedeutung, da viele Betroffene Angst haben, dass ihre Identität bekannt wird. Trotz dieser Herausforderungen ist es wichtig, den Fokus auf die tatsächlichen Missstände zu legen und den Betroffenen eine Stimme zu geben.
Die Rolle der Kulturpolitik
Die derzeitige Kulturpolitik in Wien wird als unzureichend wahrgenommen, da sie es versäumt, klare Verantwortung für die Vorfälle zu übernehmen. Es herrscht Unklarheit über die Zuständigkeiten zwischen den Kulturinstitutionen und den politischen Entscheidungsträgern, was zu einer Ohnmacht der Betroffenen führt. Kritiker argumentieren, dass die Politik mehr proaktive Maßnahmen ergreifen sollte, um Missstände in der Kulturszene zu adressieren, statt nur nachträglich zu handeln. Es sind Richtlinien notwendig, die sicherstellen, dass Vorwürfe ernst genommen und entsprechend behandelt werden.
Rechtliche Herausforderungen und Klagsangst
Die Angst vor möglichen Klagen beeinflusst die journalistische Arbeit stark, da Journalistinnen und Journalisten oft strategisch entscheiden müssen, was sie veröffentlichen können. Sie wägen ab, wie sie Missstände ansprechen, ohne sich rechtlichen Risiken auszusetzen, was die Ausgewogenheit der Berichterstattung gefährden kann. Diese Klagsangst führt oftmals dazu, dass wichtige Details nicht veröffentlicht werden, um mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Gleichzeitig ist es für die Journalistinnen entscheidend, den Betroffenen Gehör zu verschaffen, ohne sie zusätzlich zu gefährden.
Die Notwendigkeit kritischer Berichterstattung
Kritische Berichterstattung über Machtmissbrauch im Kulturbereich ist essenziell, um ein Bewusstsein für die bestehenden Probleme zu schaffen und Veränderungen zu initiieren. Der Diskurs über Missstände hat begonnen, aber es ist noch ein weiter Weg, bis sich grundlegende Veränderungen im System vollziehen. Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit über diese Vorfälle informiert wird, um einen Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Zudem ist der Kulturschaffenden bewusst, dass sie in einem System arbeiten, das vulnerable Strukturen unterstützt, weshalb Transparenz und Aufklärung notwendig sind.
Von Michael Nikbakhsh. Episode #151 ist wieder eine Gemeinschaftsproduktion mit Fabian Burstein und dessen Podcast "Bühneneingang". Im Studio begrüßen wir die STANDARD-Journalistinnen Anna Wielander und Helene Dallinger.
Die Kolleginnen hatten im Herbst des Vorjahres durch ihre Recherchen den Fall um dem Josefstadt-Theaterdirektor Herbert Föttinger ins Rollen gebracht. Wir haben diesen Fall vor einigen Wochen in unseren Podcasts aufgegriffen.
Und zwischenzeitlich haben Anna und Helene weitere Recherchen zu einem anderen Fall aus dem Wiener Kulturbetrieb veröffentlicht. Stichwort: Theater der Jugend und dessen Direktor Thomas Birkmeir. Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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