Jürgen Hinzpeter dokumentiert das Militärmassaker in Südkorea
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May 20, 2025
Am 20. März 1980 dokumentiert Jürgen Hinzpeter mutig ein brutales Militärmassaker in Gwangju. Unter Lebensgefahr hält er die Gräueltaten fest, während das südkoreanische Militär hart gegen den Widerstand vorgeht. Die Aufnahmen bewirken weltweit Empörung und mobilisieren Druck auf die Diktatur. Die Geschichte zeigt, wie eine Keksdose unerwartet eine Schlüsselrolle spielt und Mut in einer Zeit des Umbruchs die Demokratiebewegung stärkt. Mutige Journalist:innen können tatsächlich Wunder bewirken.
14:44
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Mit Studenten im Militärlastwagen
Jürgen Hinzpeter fuhr auf einem gekaperten Militärlastwagen mit Studenten durch Gwangju.
Die schwarz-rot Flagge mit "German Television" wurde erkannt, und er filmte die hoffnungsvollen Studenten.
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Schockierende Krankenhausbesuche
Hinzpeter erkundete ein Krankenhaus und sah viele Verletzte mit schweren Kopfverletzungen.
Eine Frau weinte so stark, dass Hinzpeter den Raum weinend verließ, tief berührt von der Gewalt.
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Mutiger Material-Schmuggel
Hinzpeter schmuggelte das Filmmaterial getarnt in einer Keksdose und unter seinem Gürtel versteckt.
Trotz mehrerer Kontrollen gelang es, die Filme unentdeckt und sicher nach Tokio zu bringen.
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Am 20.3.1980 gelingt es dem Kameramann Jürgen Hinzpeter unter Lebensgefahr, das Militärmassaker im südkoreanischen Gwangju zu dokumentieren. Dabei sollte die Welt davon nichts erfahren.
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Mau:
wie ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter und sein Team ihre Leben riskieren, um aus der Stadt Gwangju zu berichten,
wie eine gut erzählte Geschichte Wunder bewirkt,
welche wichtige Rolle eine Keksdose in dem dramatischen Geschehen bekommt,
wie die Bilder des Kameramanns Jürgen Hinzpeter weltweit Empörung auslösen und so Druck auf das südkoreanische Militärregime erzeugen.
Ab 1961 regiert in Südkorea Diktator Park Chung Hee. Als dieser 1979 von seinem eigenen Geheimdienstchef ermordet wird, hoffen viele südkoreanische Studenten auf Demokratie. In dieser Phase des Umbruchs aber reißt General Chun Doo-Hwan mit einem Putsch die Macht an sich.
Das Militär verhängt das Kriegsrecht, schließt die Universitäten und lässt zahlreiche Oppositionelle verhaften. Dagegen formiert sich massiver Widerstand. Allein in Seoul gehen an die 100.000 Studierende auf die Straße und fordern die Rücknahme des Kriegsrechts. Das Militär reagiert mit Härte und verbietet am 17. Mai 1980 sämtliche politische Aktivitäten - der Beginn des Aufstandes in der Provinzhauptstadt Gwangju, der gewaltsam niedergeschlagen wird.
Der ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter fliegt nach Absprache mit der Redaktion in Hamburg gemeinsam mit dem Tontechniker Henning Rumohr von Tokio noch am selben Tag in die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Unter höchsten Gefahren fahren Hinzpeter, Ruhmohr und ihr Fahrer Kim Sa-Bok nach Gwangju. Hinzpeter ist der einzige Journalist, der über die Ereignisse und das brutale Vorgehen des Militärs gegen die Demonstranten berichtet.
Jürgen Hinzpeter stirbt am 25. Januar 2016 im Alter von 78 Jahren in der Universitätsklinik Lübeck. Als "der Zeuge mit den blauen Augen" wird er in Südkorea verehrt - für Mut, Wahrheit und journalistische Verantwortung.
Das ist unser wichtigster Interviewpartner:
Hannes Mosler, Professor für Ostasienkunde an der Universität Duisburg und Südkorea-Experte
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