Zu Gast ist Julia Felix, eine römische Unternehmerin, deren beeindruckende Geschichte das Leben in Pompeji beleuchtet. Sie spricht über den verheerenden Vesuvausbruch und die Bedeutung ihrer bemerkenswerten Anlage, die Wohn- und Geschäftsräume umfasst. Dr. Emma Southon bringt Einblicke in das Leben der Frauen und die Mittelschicht der römischen Gesellschaft. Gemeinsam erkunden sie, wie das Leben und die Geschäfte von Julia Felix ein Fenster in die Vergangenheit öffnen und die Rolle von Frauen in der antiken Welt verdeutlichen.
Der Untergang Pompejis im Jahr 79 n. Chr. verdeutlicht die Vulnerabilität antiker Städte gegenüber Naturkatastrophen wie dem Vulkanausbruch des Vesuv.
Julia Felix, als Unternehmerin, stellt ein Beispiel für die aktive Rolle von Frauen in der wirtschaftlichen Landschaft des antiken Roms dar.
Die Ausgrabungen von Pompeji seit dem 18. Jahrhundert ermöglichen eine tiefere Einsicht in das Alltagsleben und die soziale Struktur der Stadt.
Deep dives
Verheerendes Erdbeben in Pompeii
Im Jahr 62 erlebte die wohlhabende Stadt Pompeii ein destruktives Erdbeben, das massive Zerstörungen an Gebäuden und der Infrastruktur verursachte. Prächtige Tempel, öffentliche Bäder und Wohnhäuser wurden dem Erdboden gleichgemacht, während die Aquädukte, die die Stadt mit Wasser versorgten, zusammenbrachen. Trotz der Katastrophe arbeiteten die Überlebenden unermüdlich an einem mühsamen Wiederaufbau, indem sie beschädigte Strukturen reparierten und neue Gebäude errichteten. Nach Jahren des Wiederaufbaus begann die Stadt, zur Normalität zurückzukehren, doch die Schrecken des Bebens würden bald von einer noch größeren Katastrophe überschattet werden.
Ausbruch des Vesuv
Im Jahr 79 nach Christus erfuhr Pompeii eine weitere Tragödie, als der Vesuv ausbrach und die Stadt mit Asche und pyroklastischen Strömen bedeckte. Einige Tage vor dem Ausbruch waren bereits kleinere Beben und Grollen aus dem Berg wahrgenommen worden, doch die meisten Einwohner ignorierten die Warnzeichen und blieben. Der Katastrophentag begann mit einer gewaltigen Aschewolke, die bis zu 30 Kilometer in den Himmel aufstieg, gefolgt von einem Makel von Gesteinsbrocken, der die Einwohner in Panik versetzte. Viele versuchten ihr Leben zu retten, doch der Ascheregen und die Sturzfluten der Gesteine führten dazu, dass die Stadt und ihre Bewohner innerhalb weniger Stunden vollständig begraben wurden.
Das Leben in der Stadt vor der Zerstörung
Vor der Katastrophe war Pompeii eine florierende Stadt, die eine lebendige Mittelschicht besaß, die durch Handel und Handwerk gedeihen konnte. Eine bedeutende Entdeckung war der Gebäudekomplex der Julia Felix, einer Unternehmerin, die eine große kommerzielle Anlage betrieb, bestehend aus Läden und einem Bad. Dieser Komplex war außergewöhnlich, da er nicht nur den Alltag der Bürger widerspiegelte, sondern auch einen Einblick in das Leben von Frauen in der römischen Gesellschaft gab. Julia Felix respektive zeigte, dass Frauen in der antiken römischen Welt durchaus unternehmerische Eigentum und Verantwortung übernehmen konnten, was in der historischen Erzählung oft übersehen wird.
Die Rolle der Frauen im antiken Pompeii
Der Gebäudekomplex der Julia Felix offenbart die Möglichkeiten, die Frauen im antiken Rom hatten, insbesondere im Hinblick auf wirtschaftliche Aktivitäten. Historiker und Expertinnen betonen, dass Frauen, die nicht zur Elite gehörten, weiterhin aktiv am Geschäftsgeschehen teilnehmen konnten. Julia Felix könnte ein Beispiel für die Mitglieder der Mittelschicht sein, die sich durch Geschäfte, darunter auch Hotels und Bäder, ein eigenes Einkommen sichern konnten. Diese Entdeckungen legen nahe, dass die Gesellschaft nicht so klar strukturiert war, wie oft vermutet, und dass Frauen durchaus Einfluss auf öffentliche und private Lebensbereiche hatten.
Archäologische Entdeckungen in Pompeii
Die systematische Ausgrabung Pompeis begann im 18. Jahrhundert, als Teile der Stadt durch Zufall entdeckt wurden, was zu einem gesteigerten Interesse an ihrer Geschichte führte. Diese Ausgrabungen enthüllten nicht nur die Strukturen der Stadt, sondern auch die Lebensweise ihrer Bewohner, einschließlich Alltagsszenen, die durch Wandmalereien dokumentiert sind. Eine solche Wandmalerei zeigt eine Marktszene und liefert wertvolle Einblicke in die soziale Struktur und das Marktleben der Stadt. Diese Funde sind entscheidend, um ein detailliertes Bild des Lebens in Pompeii vor der Zerstörung zu rekonstruieren und bieten den Historikern die Möglichkeit, die Konzepte von Mittelschicht und Gender in einer römischen Stadt neu zu bewerten.
Wir sprechen in dieser Folge über den Untergang der antiken Stadt Pompeji, aber auch über die Ausgrabungen, die die Stadt nach hunderten von Jahren wieder zutage förderten. Im Zuge dieser wurden nicht nur die diversen Tempel, das Forum oder öffentliche Bäder, sondern auch ein ganz bestimmter Gebäudekomplex ausgegraben. Es ist die Anlage der Julia Felix, über die wir zwar relativ wenig wissen, deren unternehmerische Tätigkeiten uns aber Aufschluss sowohl über die Möglichkeiten von Frauen in der antiken römischen Gesellschaft, als auch über einen ansonsten wenig beleuchteten Teil der römischen Gesellschaft geben.
Zu hören ist auch Dr. Emma Southon, die in ihrem Buch "A History of Rome in 21 Women" über Julia Felix geschrieben hat.
Literatur
Emma Southon. A History of the Roman Empire in 21 Women. Simon and Schuster, 2023.
D’Ambra, E. ‘Real Estate for Profit: Julia Felix’s Property and the Forum Frieze.’ In "Women’s Lives, Women’s Voices. Roman Material Culture and Female Agency in the Bay of Naples", edited by B. Longfellow and M. Swetnam-Burland, 85–108. Austin, TX: University of Texas Press, 2021.
Emanuel Mayer. The Ancient Middle Classes. Harvard University Press, 2012.
Mary Beard. Pompeji. Das Leben in einer römischen Stadt: Das Leben in einer römischen Stadt. FISCHER E-Books, 101 n. Chr.
Parslow, Christopher. „Documents illustrating the excavations of the Praedia of Julia Felix in Pompeii“. Rivista di Studi Pompeiani 2 (1988): 37–48.
Zanker, Paul. "Stadtbilder als Spiegel von Gesellschaft und Herrschaftsform"
Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady oder ein Abo des GeschichteFM-Plus Kanals auf Apple Podcasts tun.
Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts oder grundsätzlich wo immer dies möglich ist rezensiert oder bewertet.
Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!