In dieser Folge sind Julian Schmidli, SRF-Datenjournalist, und Michael Maurantonio, Werbeexperte, zu Gast. Schmidli teilt seine Erlebnisse im Datatracking-Experiment und fragt, ob das Datensammeln außer Kontrolle geraten ist. Maurantonio kritisiert die Ineffizienz personalisierter Werbung und fordert eine Rückbesinnung. Martin Radelfinger, Präsident des IAB Schweiz, bietet selbstkritische Einblicke in die Werbeindustrie, während Nico Ebert das komplizierte Cookie-Syncing erläutert. Alle diskutieren die Herausforderungen und möglichen Lösungen in der digitalen Werbung.
Das Cookie-Tracking ermöglicht es Unternehmen, Nutzer trotz vermeintlicher Anonymität zu identifizieren und ihre Daten zu missbrauchen.
Die Werbeindustrie steht vor einem grundlegenden Wandel, da ungenaue Kampagnen und Datenmissbrauch dringend reguliert werden müssen.
Deep dives
Die Cookie-Falle und ihre Auswirkungen
Eine Werbekampagne, die auf dem Cookie-Tracking basiert, hat die Aufmerksamkeit des Protagonisten erregt, als ihm eine Postkarte von einer im Spot dargestellten Hexe zugestellt wurde. Dies hat zu der Erkenntnis geführt, dass persönliche Daten, von denen man annimmt, sie seien anonym, tatsächlich deanonymisiert werden können. Cookies werden beim Besuch von Webseiten gesetzt, um die Nutzerprofile zu erstellen, die dann mit persönlichen Daten verknüpft werden können. Diese Technologie ermöglicht es Firmen, die Identität von Nutzern zu verfolgen, auch wenn diese vorher nicht damit einverstanden waren.
Die Verwirrung in der Werbebranche
Die Schwierigkeiten der Werbeindustrie, die eigenen Tracking- und Datenverarbeitungsmethoden zu verstehen, sind offensichtlich geworden. Sogar die Personen, die das System entwickelt haben, geben zu, dass die moderne Technologie eine Komplexität erreicht hat, die kaum jemand durchschaut. Marketingexperten stellen fest, dass ungenaue oder ineffektive Werbekampagnen nicht nur hohe Kosten verursachen, sondern auch große Unsicherheiten über die Wirksamkeit dieser Methoden hervorrufen. In vielen Fällen erreichen die ausgegebenen Werbegelder in der Tat keine echten Kunden, sondern nur Bots oder dubiose Seiten.
Notwendigkeit eines radikalen Wandels
Es besteht ein dringender Bedarf an einem grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Daten in der Werbung gesammelt und verwendet werden. Dazu gehört die Forderung nach strengerer Regulierung durch die Behörden sowie eine bessere Aufklärung der Konsumenten über ihre Datenrechte und die Nutzung ihrer Daten. Der Einsatz von neuen, transparenteren Technologien wird als notwendig erachtet, um den Missbrauch von Daten zu verhindern. Experten warnen jedoch, dass das bestehende System aufgrund seines enormen finanziellen Potenzials weiterhin bestehen bleibt, solange die Interessen der Branche nicht grundlegend hinterfragt werden.
Selbst die Vorsichtigsten kann es treffen: SRF-Datenjournalist Julian Schmidli tappt in die Cookiefalle. Er ist Teil eines Experiments mit Datentracking geworden, bei dem auch die Post eine Rolle spielt. Und es kommt die Frage auf, ob das ganze Datensammeln komplett aus dem Ruder gelaufen ist?
Nicht nur das Cookie-Experiment, das Julian erlebt hat, lässt zumindest Zweifel daran aufkommen, ob die vermeintlich magische Maschinerie mit der Echtzeitversteigerung von Daten, der personalisierten Werbung und Tracking-Technologien wirklich das bringt, was sich die Werbeindustrie davon erhofft.
Werbeexperte Michael Maurantonio jedenfalls ist überzeugt: «Man müsste die Notbremse ziehen.» Ganz so extrem sieht es Martin Radelfinger, IAB-Präsident und Sprachrohr der Schweizer Werbebranche nicht. Aber auch er gibt zu: «Man ist mit dem wahllosen Sammeln von Daten überbordet.»
Host Raphaël Günther und Datenjournalist Julian Schmidli bahnen sich einen Weg durch das Dickicht des Daten-Dschungels. Neue Folgen jeweils Montags, auf srf.ch/audio exklusiv schon vorher.
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(00:00) Intro: Von einer Hexe verfolgt
(02:44) Post von der Hexe im Briefkasten
(04:24) Was hat die Post mit der «magischen» Werbeaktion zu tun?
(06:32) Cookie-Syncing - das steckt dahinter
(08:05) Anonym ist nicht gleich anonym
(09:40) Was hat die Hexen-Werbeaktion gebracht?
(12:53) Werbebetrug und was das mit uns als Gesellschaft zu tun hat
(17:46) Braucht es einen System-Neustart?
(18:40) Martin Radelfinger über personalisierte Werbung in der Schweiz - einer der wichtigsten Branchenvertreter gibt sich selbstkritisch
(24:56) Ausblick auf Folge 4 & Impressum
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In dieser Episode zu hören:
- Nico Ebert, Professor für Wirtschaftsinformatik, ZHAW
- Michael Maurantonio, Werbeberater
- Martin Radelfinger, Präsident des Internationalen Branchenverbands IAB in der Schweiz
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Team:
- Host: Raphaël Günther
- Recherche: Julian Schmidli und Keto Schumacher
- Produktion: Céline Raval und Silvan Zemp
- Titelmusik und Sounddesign: Thomas Baumgartner
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Das ist «News Plus Hintergründe»
Aufwändig recherchierte Geschichten, die in der Schweiz zu reden geben. Ob Datenkrimi, Wirtschaftsskandal oder Politthriller – hier gibt es die ganze Story.
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