Lars Petersen, Politikchef bei Business Insider und ausgezeichneter Journalist, spricht über die dramatische Insolvenz von Air Berlin. Er beleuchtet den glanzvollen Aufstieg der Airline und die Managementfehler, die zu ihrer Pleite führten. Petersen diskutiert die fragwürdigen Entscheidungen der Verantwortlichen und die skandalösen Ermittlungen, die bis heute ohne Konsequenzen blieben. Zudem steht die Rolle der Politik, die finanzielle Unterstützung anbot, im Fokus und wirft Fragen zur Verantwortung und Gerechtigkeit auf.
Die Insolvenz von Air Berlin wurde durch massives Fehlmanagement und strategische Fehler, einschließlich unzureichender Integration von Übernahmen, ausgelöst.
Die emotionale Belastung der etwa 8000 betroffenen Mitarbeiter reflektiert die tiefe Verbindung zur Airline und deren abruptes Ende.
Die Herausforderungen des Insolvenzverwalters umfassten die Verwaltung von Unternehmenswerten und die entschlossene Suche nach Verantwortlichem für die finanziellen Verluste.
Deep dives
Der Aufstieg von Air Berlin
Air Berlin begann 1979 als amerikanische Airline und wurde von Kim Lundgren in West-Berlin gegründet. Anfangs war das Ziel einfach, jedoch erlebte die Airline 1992 mit dem Eintritt von Joachim Hunold einen bedeutenden Aufstieg. Hunold führte innovative Verkaufsstrategien ein, die Air Berlin als ernsthaften Konkurrenten der Lufthansa positionierten. Durch den Mallorca Shuttle und damit verbundene günstige Preise zog Air Berlin schnell eine große Zahl an Passagieren an, was zu einem jährlichen Passagierwachstum von 400.000 in 1993 auf über 10 Millionen im Jahr 2003 führte.
Expansionskurs und Übernahmen
Air Berlin setzte seinen Expansionskurs fort, indem es mehrere Airlines übernahm, darunter die LTU und Niki Air. Diese Übernahmen trugen zur Diversifizierung des Angebots bei, führten aber auch zu höheren Kosten und Schulden. Die Integration dieser unterschiedlichen Airlines wurde nicht richtig gemanagt, was Schwächen in der strategischen Ausrichtung offenbarte. Letztendlich erwies sich der Übernahmeweg als einer der gravierendsten Fehler in der Unternehmensgeschichte, da er zu massiven finanziellen Schwierigkeiten führte.
Die Insolvenzanmeldung
Im Jahr 2017 gab Air Berlin einen Rekordverlust von 447 Millionen Euro bekannt und meldete schließlich Insolvenz an. Der Auslöser dafür war das Ausbleiben von finanziellen Zusagen der Etihad Airways, die zuvor als Rettungsanker galt. Die Insolvenz wurde von der Politik als systematisch wichtig erachtet, da die durch Air Berlin verhaltenen Slots für andere Fluggesellschaften von Bedeutung waren. Diese Slots waren das einzige, was Air Berlin potenziell noch Geld einbringen konnte, was die Dringlichkeit der politischen Unterstützung erhöhte.
Der Rolle der Mitarbeiter und die Folgen der Insolvenz
Etwa 8000 Air Berlin-Mitarbeiter waren betroffen von der Insolvenz, doch viele fanden relativ schnell neue Jobs, allerdings meist zu schlechteren Konditionen. Die emotionale Bindung der Mitarbeiter an die Airline wurde durch die Insolvenz erheblich belastet, da die aufgelöste "Familie" in der Airline verloren ging. Die Insolvenzverwaltung beinhaltete den Verkauf von Vermögenswerten, einschließlich der ikonischen Schokoladenherzen, die einst von den Passagieren geschätzt wurden. Insgesamt reflektiert die Situation der Mitarbeiter die Krise, die durch Managementfehler und strukturelle Schwächen innerhalb der Airline entstanden ist.
Insolvenzverwalter und mögliche Regressforderungen
Der Insolvenzverwalter Lukas Flöter sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, Unternehmenswerte zu verwalten und Langzeitstrategien zu entwickeln, um Gläubiger zu befriedigen. Eine Idee war, mögliche Managementfehler zu untersuchen, die zu finanziellen Verlusten geführt hatten, wobei einige der Ungereimtheiten auf Untreue hinwiesen. Versuche, Schadensersatz von Etihad Airways einzufordern, gestalteten sich als schwierig, da rechtliche Ansprüche auf britischem Boden erhoben werden mussten, was die Chancen auf Rückzahlungen verringerte. Diese Ermittlungen verdeutlichten die Schwierigkeiten, mit denen die Insolvenzverwaltung konfrontiert war, sowie das Fehlen von Verantwortung für die Managemententscheidungen, die zur Insolvenz führten.
Macht und Millionen – Der Podcast über echte Wirtschaftskrimis
Die Insolvenz von Air Berlin war eine der emotionalsten Firmenpleiten der Bundesrepublik. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft ging 2017 Pleite, nachdem der Geldgeber Etihad den Geldhahn zudrehte. Auch ein Darlehen vom Staat in Höhe von 150 Millionen Euro konnte die seit Jahren nur Verlust machende Airline nicht mehr retten: Rund 8.000 Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Laut dem Insolvenzverwalter handele es sich um das größte Insolvenzverfahren Deutschlands – ausgelöst von massiven Managementfehlern. Trotz Razzia, dem Verdacht auf Untreue und mehreren Ermittlungen wurde jedoch keiner der Verantwortlichen bislang zur Rechenschaft gezogen.
Macht und Millionen – eine Produktion von Business Insider / Redaktion: Solveig Gode und Kayhan Özgenc / Produktion: Jannik Werner / Derman Deniz / Michael Reinhardt Titelmusik: AfonelliMusik: Aleksey Chistilin (Lexin Music)