«Friedenstruppen» in der Ukraine: Gute Idee oder nicht?
Feb 17, 2025
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Andreas Heinemann-Grüder, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Bonn, diskutiert die Möglichkeit und Herausforderungen von Friedenstruppen in der Ukraine. Er beleuchtet, ob solche Truppen nach einem möglichen Kriegsende effektiv wären und welche Kapazitäten dafür nötig sind. Zudem wird die Zögerlichkeit europäischer Länder sowie die politische Zustimmung für solche Einsätze thematisiert. Die kontroversen Meinungen zu diesem Thema zeigen die Komplexität des Konflikts und die verschiedenen Perspektiven der EU-Länder.
Großbritannien zeigt Bereitschaft, Friedenstruppen in der Ukraine zu entsenden, doch es bestehen erhebliche Bedenken hinsichtlich der Mobilisierbarkeit dieser Truppen.
Die Effektivität von Friedenstruppen hängt nicht nur von militärischer Präsenz ab, sondern auch von langfristiger Unterstützung und humanitärer Hilfe.
Deep dives
Die Debatte über Friedenstruppen in der Ukraine
Die Diskussion über den Einsatz von Friedenstruppen zur Sicherung des Friedens in der Ukraine nach einem möglichen Kriegsende hat an Fahrt aufgenommen. Premierminister Großbritanniens hat signalisiert, dass britische Truppen bereitgestellt werden könnten, was die Idee einer europäischen Militärpräsenz in der Ukraine in den Vordergrund rückt. Trotz dieser Bereitschaft gibt es große Bedenken hinsichtlich der realistischen Mobilisierbarkeit solcher Truppen, da viele europäische Länder aufgrund ihrer geografischen Nähe zu Russland besorgt sind, ihre eigenen Verteidigungskapazitäten zu schwächen. Die vorhandenen Streitkräfte in Europa sind oftmals nicht in der Lage, die erforderlichen Truppenstärken bereitzustellen, um einen stabilen Frieden zu gewährleisten.
Herausforderungen bei der Truppenstärke
Um die Ukraine nach einem Waffenstillstand wirksam zu sichern, wird geschätzt, dass etwa 200.000 Soldaten benötigt werden, von denen nur die Hälfte aus Ukraine selbst aufgebracht werden kann. Die restlichen 100.000 Soldaten müssten aus anderen europäischen Ländern stammen, doch die meisten europäischen Armeen sind aktuell nicht in der Lage, ausreichend kampfkräftige Truppen kurzfristig zu mobilisieren. Dies liegt unter anderem an einer begrenzten Bereitschaft in der Bevölkerung der meisten europäischen Staaten, Kampfeinsätze in der Ukraine zu unterstützen. Experten weisen darauf hin, dass es möglicherweise Jahre dauern könnte, die notwendigen Kapazitäten aufzubauen, was die Pläne zur Entsendung von Friedenstruppen stark in Frage stellt.
Wissenschaftliche Perspektiven auf Friedenstruppen
Die Forschung zeigt, dass Friedenstruppen nicht immer effektiv sind und dass etwa 50 Prozent der durch die UN vermittelten Friedensabkommen scheitern. Für eine erfolgreiche Mission sind nicht nur militärische Präsenz, sondern auch langfristige Verpflichtungen und Unterstützung bei humanitärer Hilfe notwendig. Der Erfolg von Friedenstruppen hängt häufig von der Komplexität ihrer Missionen und deren Fähigkeit ab, über einen einzigen Waffenstillstand hinaus zu agieren. Wenn externe Truppen in die Ukraine gesendet werden, müssen sie robust und ausreichend stark sein, um den Respekt der russischen Seite zu gewinnen, was zahlreiche ungelöste Fragen zur Zustimmung und zur Operationsfähigkeit aufwirft.
Grossbritannien wäre bereit, nach einem möglichen Kriegsende, Truppen in die Ukraine zu schicken, um den Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu sichern. Das sagte der britische Premierminister Keir Starmer. Die Rede ist von sogenannten «Friedenstruppen». Wie realistisch ist das?
Sind Friedenstruppen überhaupt sinnvoll, um den Frieden zu sichern und worauf muss man bei so einem Einsatz achten, wenn er erfolgreich sein soll? Darüber sprechen wir in dieser Folge unter anderem mit Politikwissenschaftler Andreas Heinemann-Grüder von der Universität Bonn.
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Habt Ihr Fragen oder Themen-Inputs? Schreibt uns gerne per Mail an newsplus@srf.ch oder sendet uns eine Sprachnachricht an 076 320 10 37.
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In dieser Episode zu hören:
- Fredy Gsteiger, Experte für internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik bei SRF
- Andreas Heinemann-Grüder, Professor an der Universität Bonn, Senior Fellow am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS)
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Team:
- Moderation: Corina Heinzmann
- Mitarbeit: Yves Kilchör
- Produktion: Martina Koch
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