#130 Über Satire, SLAPP-Klagen & Eva Dichand: Mit Fritz Jergitsch / Die Tagespresse
Dec 6, 2024
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Fritz Jergitsch, Gründer und Chefredakteur der Tagespresse, gibt spannende Einblicke in die Welt der Satire und deren Bedeutung für den österreichischen Journalismus. Er diskutiert die Herausforderungen durch SLAPP-Klagen, die Kritiker zum Schweigen bringen sollen. Zudem thematisiert er die Einflussnahme von Boulevardmedien und die Verantwortung der Satire, Macht zu hinterfragen. Jergitsch reflektiert auch über die ethischen Aspekte der Satireproduktion und die Notwendigkeit, qualitativ hochwertigen Inhalt zu liefern.
Die Tagespresse vereint Satire, Journalismus und Aktionismus und bietet eine wirtschaftlich tragfähige Plattform für kritische Auseinandersetzungen.
Fritz Jergitsch betont die Bedeutung, wahre Inhalte satirisch zu transportieren, um politische Missstände humorvoll zu kritisieren.
Die Umstellung auf ein Abonnenten-basiertes Finanzierungsmodell sichert die Unabhängigkeit der Tagespresse und fördert eine klare journalistische Linie.
Deep dives
Die Tagespresse: Ein Alleinstellungsmerkmal in der österreichischen Satire
Die Tagespresse ist die einzige regelmäßige Satire-Plattform in Österreich, die sich auf die satirische Auseinandersetzung mit aktuellen Themen konzentriert. Fritz Järgitsch, der Gründer und Chefredakteur, hebt hervor, dass das Medium seit fast zwölf Jahren besteht und mittlerweile ein kleines Team beschäftigt, das hauptberuflich an der Produktion beteiligt ist. Die Plattform verfolgt das Ziel, witzige und zugleich aufklärende Inhalte zu schaffen, die sich ausschließlich auf die Wahrheit stützen, um einen humorvollen Blick auf gesellschaftliche und politische Ereignisse zu ermöglichen. Dies stellt eine bemerkenswerte Errungenschaft dar, insbesondere in einem Land, in dem die Verbreitung von Satire oft als riskant betrachtet wird.
Die Kunst der Satire: Wahrheit und Humor vereint
Järgitsch erläutert, dass die Qualität von Satire darin besteht, einen wahren Kern zu transportieren und gesellschaftliche Missstände auf humorvolle Weise zu kritisieren. Er führt an, dass viele Beiträge der Tagespresse auf tatsächlichen Ereignissen basieren, was den Humor verstärkt. Ein Beispiel dafür ist eine Headline über die FPÖ, die mehrere Skandale in einer einzigen Aussage vereint, was zeigt, wie die Grenzen zwischen Realität und Fiktion gezielt verschwimmen. Diese Herangehensweise fördert nicht nur das Lachen, sondern auch ein kritisches Bewusstsein der Leser über die politische Landschaft.
Herausforderungen der Meinungsfreiheit und juristische Auseinandersetzungen
Järgitsch spricht über die wachsenden Herausforderungen für die Meinungsfreiheit und die Risiken von rechtlichen Auseinandersetzungen, die mit der Arbeit in der Satire verbunden sind. Er nennt die Klage gegen die FPÖ als Beispiel, bei der die Grenzen zwischen Satire und ernsthafter Berichterstattung untersucht wurden. Trotz der Belastungen durch Prozesskosten war es wichtig, die eigene satirische Stimme zu verteidigen und Meinungsfreiheit zu fördern. Solche juristischen Kämpfe sind nicht nur eine Belastung für die Tagespresse, sondern veranschaulichen auch die Risiken, die unabhängige Medien in der heutigen Zeit eingehen.
Der Übergang zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell
Die Tagespresse hat ihr ursprüngliches Geschäftsmodell von Werbung auf ein Abonnenten-basiertes Finanzierungsmodell umgestellt, was sich als vorteilhaft erwies. Nach der Aktivierung einer Paywall im Jahr 2018 zeigte sich eine hohe Zahlungsbereitschaft bei den Lesern, was für die Unabhängigkeit des Mediums spricht. Dieses neue Modell ermöglicht es der Tagespresse, eine klare journalistische Linie zu verfolgen, ohne von Werbekunden abhängig zu sein. Järgitsch betont, dass die finanziellen Anreize jetzt den Lesern dienen und nicht den Werbekunden, was eine wichtige Grundlage für die finanzielle Stabilität darstellt.
Zielgruppenansprache und die Rolle der Satire in der Gesellschaft
Die Tagespresse richtet sich nicht gezielt an eine bestimmte Zielgruppe, sondern richtet sich an das allgemeine Publikum, das einen Sinn für Humor hat und gesellschaftskritische Themen schätzt. Järgitsch erklärt, dass sie nicht versuchen, ihren Humor an die Vorlieben einer bestimmten demografischen Gruppe anzupassen, sondern dass ihre Inhalte authentisch aus dem eigenen Humor heraus entstehen. Diese Herangehensweise sorgt dafür, dass die Leser sich mit ihrer Arbeit identifizieren können. Satire wird von ihnen als Kunstform betrachtet, die das Ziel hat, Machtstrukturen zu hinterfragen und gesellschaftliche Themen von einer humorvollen Perspektive zu beleuchten.
Von Michael Nikbakhsh. Zum Nikolo 2024 gibt es ein Gespräch mit Fritz Jergitsch, dem Gründer und Chefredakteur der Tagespresse. Die Satire-Plattform hat in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal – sie vereint Satire, Journalismus und Aktionismus. Darüber hinaus ist sie wirtschaftlich tragfähig, auch das ist keineswegs selbstverständlich. In dem vermeintlichen Spaß-Projekt stecken viel Arbeit, Überzeugung und zunehmend auch Risiken. Siehe den Rechtsstreit mit der FPÖ Niederösterreich. Die Dunkelkammer ist ein Stück Pressefreiheit.
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