Im Gespräch mit Niklas Bessenbach erzählt Marvin Ku, Autor von "Die Hände des Maestros", von seiner bewegenden Begegnung mit dem legendären Pianisten João Carlos Martins. Er reflektiert über die emotionalen Herausforderungen, die Martins überwinden musste, um mittels innovativer Handschuhe zur Musik zurückzukehren. Ku beleuchtet, wie ein Twitter-Clip den Anstoß für seine Reportage gab und teilt interessante Einblicke in die Kunst des Interviewens, das Zusammenspiel von Empathie und professionaler Distanz sowie die kreative Gestaltung von Geschichten im Journalismus.
João Carlos Martins, ein bedeutender Pianist, überwand persönliche Schicksalsschläge, die ihn 20 Jahre vom Konzertieren abhielten.
Der Journalist Marvin Ku nutzte seine Musikalität, um eine tiefere Verbindung zu Martins aufzubauen und offene Gespräche zu fördern.
Der kreative Schreibprozess von Ku verlief iterativ, was ihm half, die Emotionen und Geschichten des Protagonisten lebendig einzufangen.
Deep dives
Die bewegende Geschichte von João Carlos Martins
João Carlos Martins war einst ein gefeierter Pianist in Südamerika, insbesondere bekannt für seine Bach-Interpretationen. Sein Leben nahm jedoch eine drastische Wendung durch eine Reihe von Schicksalsschlägen, darunter Unfälle und gesundheitliche Probleme, die ihm die Fähigkeit raubten, professionell Klavier zu spielen. Nach 20 Jahren ohne öffentliche Auftritte erhielt er durch einen speziellen Handschuh, der ihm ermöglicht, Klavier zu spielen, eine zweite Chance. Diese Wendung seiner Lebensgeschichte berührt nicht nur das Publikum, sondern motiviert auch andere, ihre eigenen Herausforderungen zu überwinden.
Der erste Kontakt und die Herausforderung der Kommunikation
Der Kontakt zu Martins stellte anfangs eine Herausforderung dar, da er ein berühmter Künstler in Brasilien war und die Kontaktaufnahme nicht einfach war. Der Journalist versuchte, seine Stiftung per E-Mail zu erreichen, erhielt jedoch keine Antwort und kontaktierte schließlich seine PR-Beraterin über Instagram. Diese war schnell bereit, ein Gespräch zu arrangieren, was der Journalist als große Chance betrachtete. Die Kommunikation fand vorwiegend auf Englisch statt, ergänzt durch eine Übersetzerin, die in besonders wichtigen Momenten intervenierte.
Die Bedeutung von Vertrauen und Verständnis
Der Journalist, selbst Klavierspieler, konnte von seinem musikalischen Hintergrund profitieren, um eine tiefere Verbindung zu Martins aufzubauen. Diese gemeinsame Grundlage half, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, das es ihnen ermöglichte, offener über persönliche und emotionale Themen zu sprechen. Der Journalist bemerkte, dass Martins erst nach mehreren Treffen begann, seine Emotionen und unerfüllten Wünsche in der Musik zu teilen. Ein ungewollter Moment, in dem er selbst vor dem Maestro Klavier spielte, öffnete letztendlich die Tür zu einer tieferliegenden Verständigung zwischen ihnen.
Research und die Kunst des Fragens
Für den Journalisten war es wichtig, im Vorfeld der Interviews umfassend zu recherchieren, um informierte Fragen stellen zu können. Diese Vorbereitung half, ein wenig die Nervosität vor dem Gespräch zu mindern und Martins die Gewissheit zu geben, dass der Journalist seine Leidenschaft für die Musik verstand. Während der Gespräche ließ der Journalist jedoch Raum für spontane und intuitive Fragen, um eine natürliche Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Dies selbst erzeugte eine intime Umgebung, in der Martins bereitwillig tiefere Einblicke in seine Vergangenheit und Emotionen teilt.
Der Schreibprozess und die Geschichten dahinter
Der Journalist sprach über seine Schreibmethode, die einen intensiven kreativen Prozess beinhaltete. Nach der Recherche und den Interviews zieht er es vor, seine Gedanken zunächst frei zu Papier zu bringen, ohne sich beim ersten Entwurf zu sehr mit der Perfektion zu beschäftigen. Der Ausdruck seiner Ideen in menschlicher Sprache und einfühlsamen Metaphern hilft, die Geschichten lebendig zu gestalten und die Emotionen des Protagonisten einzufangen. Dieser iterative Prozess des Schreibens und Überarbeitens ist für ihn eine Quelle der Freude, obwohl es gelegentlich auch Frustrationen mit sich bringt.
João Carlos Martins ist einer der größten Pianisten Südamerikas, als sein Albtraum beginnt. 20 Jahre lang gibt er kein Konzert mehr. Im Gespräch erzählt der Autor Marvin Ku wie es war, Martins zu treffen, was er mit dem Pianisten gemeinsam hat und wie Martins am Ende doch wieder spielen konnte.
Wie haben Sie das gemacht? - Ein Podcast der Reportageschule Reutlingen und Reportagen.fm