Ibiza-U-Ausschuss: War Türkis-Blau jetzt käuflich?
Jul 15, 2021
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Iris Bonavida, Innenpolitik-Expertin bei der Tageszeitung "Die Presse", analysiert die Ergebnisse des Ibiza-Untersuchungsausschusses. Sie diskutiert, welche Erkenntnisse aus dem Ausschuss wirklich bleiben und beleuchtet die politische Machtverschiebung von der FPÖ zur ÖVP. Die Herausforderungen bei der Eindämmung potenzieller Korruption und die künftigen Themen für Untersuchungsausschüsse stehen ebenfalls im Fokus. Bonavida bietet spannende Einblicke in den Einfluss dieser Enthüllungen auf die politische Landschaft.
Der Ibiza-U-Ausschuss hat trotz zahlreicher Sitzungen und Ermittlungen viele wesentliche Fragen zur mutmaßlichen Käuflichkeit der türkis-blauen Regierung offen gelassen.
Die abschließenden Diskussionen über den Untersuchungsausschuss legen einen klaren Reformbedarf für gesetzliche Regelungen und Parteienfinanzierung in Österreich nahe.
Deep dives
Ende des Ibiza-Untersuchungsausschusses
Der Ibiza-Untersuchungsausschuss wurde aufgrund der vermuteten Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung im Januar 2020 eingerichtet, ausgelöst durch ein brisantes Video von Heinz-Christian Strache. Nach über 50 Sitzungen und einer ursprünglich auf 14 Monate angesetzten Dauer, die um drei Monate verlängert wurde, stellte sich die politische Mehrheit gegen eine weitere Verlängerung. Während die ÖVP den Ausschuss als Steuergeldverschwendung ansah und die Notwendigkeit zur Aufklärung in Frage stellte, drückten andere Parteien den Wunsch nach mehr Aufklärung aus. Viele Akten wurden nicht vollständig aufgearbeitet und wichtige Auskunftspersonen konnten nicht gehört werden, was den Abschluss des Ausschusses als unvollständig erscheinen lässt.
Wesentliche Erkenntnisse und Akteure
Zu den entscheidenden Akteuren des U-Ausschusses gehörten die SPÖ und NEOS, die den Antrag initiierten und eine breite Themenpalette untersuchen wollten. Trotz Schwierigkeiten, insbesondere mit der ÖVP und Grünen, wurde der Ausschuss eingerichtet, nachdem der Verfassungsgerichtshof zugunsten der Antragssteller entschied. Im Rahmen der Untersuchungen traten mehrere Auffälligkeiten zutage, wie eine Liste, die als Preisliste für Casinos-Lizenzen interpretiert wurde, sowie eine Sponsoring-Liste der Novomatic für politische Parteien. Die Verschiebung des Fokus von der FPÖ zur ÖVP während des Ausschusses stellte für viele Beobachter eine bedeutende Wendung dar.
Zukünftige Implikationen und Reformen
Die abschließenden Diskussionen über den Ibiza-Untersuchungsausschuss zeigen den Wunsch nach einer Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Untersuchungsausschüsse. Vorschläge umfassen strengere Regelungen für Parteispenden und eine stärkere Kontrolle durch den Rechnungshof, sowie die Möglichkeit für zukünftige Ausschüsse, live übertragen zu werden. Diese Reformansätze zielen darauf ab, Gesetzesverstöße und mögliche Käuflichkeit effektiver zu regulieren. Angesichts der Möglichkeit, dass bald ein neuer Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen wird, bleibt die politische Landschaft in Österreich weiterhin von solchen Themen geprägt.
Der „Ibiza“-U-Ausschuss neigt sich dem Ende zu. Zeit also für Bilanz. Was hat der Ausschuss am Ende wirklich gebracht? Und: Ist von der untersuchten mutmaßlichen Käuflichkeit von Türkis-Blau etwas übrig geblieben?
Darüber spricht Michael Mayrhofer mit Innenpolitik-Kennerin Iris Bonavida aus der „Presse“.
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