Aldin Selimowitsch ist Wildbiologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien und ein Experte für Wolfsmonitoring. Im Gespräch beleuchtet er die Rückkehr der Wölfe in Europa und die damit verbundenen Konflikte zwischen Mensch und Tier. Er erklärt, wie militärische Aktivitäten den Lebensraum der Wölfe beeinflussen und betont die Wichtigkeit von Daten zur Regulierung ihrer Population. Zudem diskutiert er die Herausforderungen bei der Fangtechnik und die Notwendigkeit, die Ängste der Landwirte ernst zu nehmen.
Der Schutzstatus des Wolfs in der EU wird in Frage gestellt, was zu Spannungen zwischen Naturschutzorganisationen und der Politik führt.
Die Forschung zur Wolfspopulation in Österreich nutzt verschiedene Methoden, um datenbasierte Entscheidungen zur Minimierung menschlicher Konflikte zu treffen.
Deep dives
Wölfe in Österreich und deren Lebensraum
Ein Wolfsrudel lebt im Truppenübungsplatz Allensteig in Niederösterreich, einem besonderen Habitat, das trotz militärischer Nutzung viele natürliche Lebensräume bietet. Diese Umgebung ermöglicht es verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, die in bewirtschafteten Gebieten nicht überleben könnten, zu gedeihen. Der Übungsplatz ist seit 1938 in Betrieb und wird extensiv bewirtschaftet, was niedrigere menschliche Störungen erlaubt und so einen idealen Rückzugsort für das Rudel schafft. Überwachungskameras und wissenschaftliche Studien unterstützen die Erkenntnis, dass der Wolf in diesem Gebiet nicht nur überlebt, sondern sich erfolgreich fortpflanzt und integriert ist in das lokale Ökosystem.
Forschungsmethoden zur Wolfsbeobachtung
Die Forschung zur Wolfspopulation in Österreich verwendet eine Vielzahl von Methoden, um deren Verhalten und Nahrung zu analysieren. Kotproben werden gesammelt und untersucht, um genetische Informationen zu gewinnen und die Fressgewohnheiten der Wölfe zu ermitteln. Dabei werden auch Unterschiede im Beuteschema zwischen Wölfen und anderen Beutegreifern herausgearbeitet, was für das Verständnis ihrer Rolle im Ökosystem wichtig ist. Die gesammelten Daten helfen dabei, fundierte Entscheidungen über die Wildtierbewirtschaftung und die Begrenzung menschlicher Konflikte zu treffen.
Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf
Die Rückkehr des Wolfs nach Österreich ist eine Erfolgsgeschichte, die durch rechtliche Schutzmaßnahmen und die Wiederherstellung alter Wanderrouten gefördert wurde. Diese Entwicklungen führen jedoch auch zu Konflikten, insbesondere wenn Wölfe in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben gesichtet werden. Dabei wird oft übersehen, dass Wölfe in der Regel scheu sind und Menschen nicht als Beute betrachten. Ziel der Forschung sollte es sein, ein besseres Verständnis für die Lebensweise der Wölfe zu entwickeln, um sowohl Tiere als auch Menschen zu schützen.
Zukünftige Herausforderungen im Wolfsmanagement
Das Management der Wolfpopulation erfordert datenbasierte Strategien, um die Konflikte zwischen Menschen und Wölfen zu minimieren. Experten betonen, dass individuelle Wölfe entnommen werden sollten, die problematisches Verhalten zeigen, um die gesamte Population gesund zu halten. Emotionale Reaktionen gegenüber Wölfen können zu vorschnellen Entscheidungen führen, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken. Letztlich ist es entscheidend, eine sachliche Diskussion zu führen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Entscheidungen über den Wolfschutz und die Regulierung einzubeziehen.
Er ist wieder da. Und nicht alle freut das. Die EU will den Schutzstatus des Wolfes senken, Naturschutzorganisationen wettern dagegen. Doch wie können wir Entscheidungen über die Rückkehr eines Tieres treffen, wenn wir gar nicht wissen, wie es ihm hierzulande geht? Zu Besuch beim einzigen Wolfs-Monitoring-Projekt Österreichs.