Fritz Habekuß, ZEIT-Reporter mit Fokus auf das Anthropozän, spricht über die Bedrohung durch invasive Arten in Neuseeland. Er berichtet von einem radikalen Plan der Regierung, eingewanderte Säugetiere bis 2050 auszurotten. Dabei beleuchtet er die Herausforderungen im Artenschutz und die ethischen Dilemmata zwischen Tierschutz und Naturschutz. Zudem wird die Notwendigkeit betont, invasive Arten frühzeitig zu identifizieren und das Bewusstsein für die komplexen ökologischen Zusammenhänge zu schärfen.
Invasive Arten wie Katzen und Ratten gefährden Neuseelands einzigartige Tierwelt, weshalb ein radikales Projekt zur Ausrottung bis 2050 ins Leben gerufen wurde.
Die Maori-Gemeinschaft betrachtet den Schutz einheimischer Arten nicht nur als ökologischen, sondern auch als spirituellen Auftrag, der ihre kulturelle Identität stärkt.
Globale Herausforderungen durch invasive Arten erfordern präventive Maßnahmen und ein besseres Bewusstsein, um wirtschaftliche Schäden und Artensterben wirksam zu bekämpfen.
Deep dives
Die Bedrohung invasiver Arten
Invasive Arten stellen eine der größten Bedrohungen für die Biodiversität dar, indem sie in Ökosysteme eindringen, in denen sie nicht heimisch sind, und dadurch das Gleichgewicht der heimischen Flora und Fauna stören. Das Problem hat mehrere Ursachen, darunter die Klimakrise und die zunehmende menschliche Aktivität, die dazu führt, dass Tiere und Pflanzen unkontrolliert in neue Lebensräume gebracht werden. Beispiele wie die heimische Vogelwelt Neuseelands zeigen, wie zerstörerisch invasive Arten wie Katzen, Ratten und Possums sein können. Diese Arten haben einen signifikanten negativen Einfluss auf die Populationen einheimischer Vögel, die sich nicht an Raubtiere angepasst haben und schnell aussterben können.
Predator Free New Zealand 2050
Das ambitionierte Projekt 'Predator Free New Zealand 2050' zielt darauf ab, alle eingeführten Raubtiere bis zum Jahr 2050 aus Neuseeland zu entfernen. Dies ist besonders wichtig, um die bedrohten einheimischen Vogelarten zu schützen, die durch die Herrschaft invasiver Arten gefährdet sind. Das Projekt erfordert umfassende Maßnahmen, darunter die systematische Kontrolle und Elimination dieser Tiere durch Jagd und Fallen. Die radikale Natur dieses Vorhabens reflektiert die Dringlichkeit des Themas, da immer mehr Arten vom Aussterben bedroht sind.
Kulturelle Perspektiven der Maori
Die Maori-Gemeinschaft in Neuseeland sieht die Bekämpfung invasiver Arten als eine Form der Rückkehr zur natürlichen Balance und der Verantwortung für das Land an. Für sie ist der Schutz der einheimischen Tiervielfalt nicht nur ökologisch, sondern auch spirituell wichtig. Die Projekte zur Bekämpfung invasiver Arten werden häufig von der Maori-Kultur und ihrer Verbindung zur Natur geleitet, was bedeutet, dass sie sich aktiv an deren Umsetzung beteiligen. Dadurch wird nicht nur die Biodiversität gefördert, sondern auch das kulturelle Erbe und die Identität der Maori gestärkt.
Die Rolle des Menschen in Ökosystemen
Die Menschheit hat einen erheblichen Einfluss auf Ökosysteme, was zu großen Herausforderungen bei der Restauration und dem Schutz der Biodiversität führt. Oft wird der Mensch als Schädling betrachtet, der die Natur schädigt, während er gleichzeitig auch die Fähigkeit hat, sie zu heilen. Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen erfordern sowohl technische Lösungen als auch ein Umdenken im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Indem Menschen positive Maßnahmen ergreifen, wie das Pflanzen einheimischer Pflanzen oder das Fördern von Biodiversitätsprojekten, können sie aktiv zur Gesundung der Natur beitragen.
Globale Dimensionen invasiver Arten
Invasive Arten sind nicht nur ein lokales Problem, sondern stellen auch global eine Bedrohung dar, die in vielen Ländern ähnliche Auswirkungen hat. Der geschätzte wirtschaftliche Schaden durch invasive Arten ist enorm und wächst kontinuierlich, wo sie dabei helfen, das Verständnis für die Bedeutung von Prävention und sofortiger Reaktion zu stärken. Vorbeugende Maßnahmen wie die Kontrolle von Ballastwasser in Schiffen sind entscheidend, um die Einschleppung invasiver Arten zu verhindern. Angesichts dieser Herausforderungen ist es notwendig, ein Bewusstsein für die Auswirkungen invasiver Arten zu schaffen, um entsprechende politische und gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.
Eingeschleppte Säugetiere wie Katze, Ratten oder Frettchen haben sich in Neuseeland rasant ausgebreitet und bedrohen viele der seltenen heimischen Arten. Vor einigen Jahren hat Neuseeland deshalb ein radikales Vorhaben angekündigt: Die Regierung will die eingewanderten Säugetiere bis Mitte des Jahrhunderts vollständig ausrotten.
ZEIT-Reporter Fritz Habekuß hat neuseeländische Umweltschützer bei der Umsetzung dieses Vorhabens begleitet. Was kann der Rest der Welt von dem Projekt lernen? Denn: Invasive Tier- und Pflanzenarten befeuern das Artensterben auch andernorts.
In jeder Folge von "Auch das noch – der freundliche Krisenpodcast" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Weitere Links zur Folge und zum Thema Klimapolitik finden Sie hier auf ZEIT ONLINE.
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