#314 Erklär mir, wie KI die Wirtschaft verändert, Klaus Prettner
Sep 3, 2024
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Klaus Prettner, Professor für Makroökonomie und Digitalisierung an der Wirtschaftsuniversität Wien, beleuchtet die disruptive Kraft der Künstlichen Intelligenz auf unsere Wirtschaft. Er erklärt, wie Automatisierung nicht nur manuelle, sondern auch kreative Berufe transformiert und welche Chancen sowie Risiken das für die Einkommensverteilung birgt. Zudem diskutiert er die Bedeutung von Bildung, um den Herausforderungen der KI zu begegnen, und hebt die Rolle von Vorhersagen in der digitalen Werbung hervor.
Die Automatisierung betrifft zunehmend auch kognitive und kreative Berufe, was zuvor als unersetzlich galt.
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Produktivität signifikant zu steigern, ohne die Anzahl der Mitarbeiter zu verdoppeln.
Die Auswirkungen der Automatisierung auf Einkommensungleichheit sind komplex, da sowohl niedrig- als auch hochqualifizierte Arbeitskräfte betroffen sind.
Lebenslanges Lernen wird unerlässlich, um den sich schnell ändernden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.
Deep dives
Einführung in die Automatisierung und KI
Die Automatisierung hat sich in den letzten Jahren erheblich erweitert, indem sie nicht nur manuelle Tätigkeiten, sondern nun auch kognitive und kreative Arbeiten umfasst. Beispielsweise können KI-Systeme mittlerweile medizinische Diagnosen stellen oder Texte generieren, wodurch der Einfluss auf Berufe, die bislang als unersetzlich galten, stark zunimmt. Dieser Wandel birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen, da die Gesellschaft sich darauf einstellen muss, dass immer mehr Jobs von Maschinen übernommen werden. Es ist wichtig, die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die menschliche Arbeitskraft und die Wirtschaft insgesamt zu verstehen.
Produktivitätssteigerung durch KI
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird voraussichtlich zu einer signifikanten Steigerung der Produktivität führen, ähnlich wie es in der Vergangenheit durch Automatisierung geschehen ist. Unternehmen könnten durch KI und Robotik ihre Effizienz erhöhen, ohne die Anzahl der benötigten Mitarbeiter zu verdoppeln, was in der Vergangenheit oft der Fall war. Diese Art der Automatisierung hat das Potenzial, den Pro-Kopf-Output zu steigern und somit das allgemeine Wirtschaftswachstum zu fördern. Allerdings entsteht dadurch auch die Gefahr, dass Löhne stagnieren oder sinken, weil Maschinen menschliche Arbeitskräfte ersetzen.
Auswirkungen auf die Ungleichheit
Die Automatisierung und der Einsatz von KI können verschiedene Auswirkungen auf die Einkommensungleichheit in der Gesellschaft haben. Während niedrigqualifizierte Arbeitskräfte stärker von Automatisierung und KI betroffen sind, führen neue Technologien dazu, dass ehemals hochqualifizierte Tätigkeiten ebenfalls automatisiert werden können. Dies könnte potenziell zu einer Senkung der Ungleichheit führen, da mehr Menschen Zugang zu Technologien haben und somit in neuen Bereichen Jobs finden können. Allerdings bleibt abzuwarten, ob diese potenziellen Vorteile tatsächlich realisiert werden können.
Bedeutung von lebenslangem Lernen
Die Notwendigkeit von lebenslangem Lernen wird immer deutlicher, da sich die Arbeitswelt rasant verändert und neue Fähigkeiten erforderlich sind. Das traditionelle Modell, eine Ausbildung zu absolvieren und dann ein Leben lang denselben Beruf auszuüben, ist nicht mehr tragbar. Stattdessen müssen Arbeitnehmer in der Lage sein, sich ständig weiterzubilden und flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Bildungssysteme müssen angepasst werden, um Menschen auf diese dynamische Entwicklung vorzubereiten.
Herausforderungen der sozialen Sicherheit
Wenn immer mehr Berufe automatisiert werden, stellen sich ernste soziale Fragen, insbesondere in Bezug auf Verteilung und soziale Sicherheit. Die möglichen Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierung verlangt nach neuen Ansätzen für soziale Sicherungssysteme, sei es durch bedingungsloses Grundeinkommen oder andere sozialpolitische Maßnahmen. Es ist wichtig, eine gerechte Verteilung des durch Automatisierung geschaffenen Wohlstands zu gewährleisten und Menschen in ihrer Umschulung und Weiterbildung zu unterstützen. Ohne solche Maßnahmen könnte es zu einer Verschärfung der Ungleichheit und sozialer Spannungen kommen.
Veränderungen in der Arbeitsdefinition
Die Vorstellung von 'Arbeit' könnte sich in einer zunehmend automatisierten Zukunft neu definieren müssen, insbesondere im Hinblick auf soziale und familiäre Tätigkeiten. Während es möglicherweise weniger Erwerbsarbeitsplätze gibt, kann der Wert, den Menschen durch zwischenmenschliche Beziehungen und familiäre Pflege schaffen, stärker in den Vordergrund rücken. Dies könnte bedeuten, dass die Gesellschaft ihre Wertschätzung für solche nicht-beruflichen Tätigkeiten höher einstuft. Die Herausforderung wird sein, wie diese Veränderungen gesellschaftlich wahrgenommen und organisiert werden können.
Politik und Regulierung von KI-Anwendungen
Es ist entscheidend, wie politische Rahmenbedingungen und Regulierungssysteme auf die Herausforderungen durch Automatisierung und KI reagieren werden. Dabei sollten Aspekte wie der Zugang zu Technologien, steuerliche Regelungen und die Verantwortung der Unternehmen in den Vordergrund gestellt werden. Auch die Ethik im Umgang mit KI, zum Beispiel durch den Schutz vor Missbrauch oder Diskriminierung, wird eine wichtige Rolle spielen. Der Erfolg dieser politischen Ansätze könnte maßgeblich beeinflussen, wie gerecht und produktiv die Gesellschaft im Zeitalter der Automatisierung wird.
Wir stehen durch K.I. am Anfang einer ziemlichen Disruption. Was macht das mit unserer Ökonomie? Unseren Jobs? Wer gewinnt, wer verliert? Und wann machen Roboter endlich die ganze mühsame Arbeit? WU-Professor Klaus Prettner erklärt.
Klaus Prettner ist Professor für Makroökonomie und Digitalisierung an der Wirtschaftsuniversität Wien.
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