Alexandra Aregger, Redaktorin für Reportagen & Storytelling beim Tages-Anzeiger, spricht mit humanitären Helfern über die katastrophale Lage im Gazastreifen. Sie schildern die verheerenden Auswirkungen des Kriegs auf die Bevölkerung und betonen die Notwendigkeit eines Waffenstillstands. Ein möglicher Rückzug der UNRWA könnte die Situation weiter verschärfen, wodurch 1,9 Millionen Menschen gefährdet sind. Zudem wird die emotionale Belastung der Helfer thematisiert, die trotz der Herausforderungen unermüdlich für die Menschen vor Ort kämpfen.
Die humanitäre Situation im Gazastreifen ist katastrophal, da wegen des Krieges nur eine Gesundheitseinrichtung funktionsfähig ist und Hilfslieferungen drastisch zurückgegangen sind.
Die drohende Schließung der UNRWA gefährdet die humanitäre Hilfe, da diese Organisation entscheidend für die Versorgung der verletzlichen Bevölkerung ist.
Deep dives
Humanitäre Krise und Unterstützungsbedarf
Die humanitäre Situation im Gazastreifen hat sich seit dem Beginn des Konflikts dramatisch verschlechtert, was insbesondere die Gesundheitsversorgung betrifft. Vor dem 7. Oktober 2023 war diese bereits prekär, aber der Krieg hat viele Krankenhäuser zerstört, sodass nur noch eine Einrichtung vollständig funktionsfähig ist. Die Hilfslieferungen sind extrem eingeschränkt, wobei früher täglich bis zu 500 Lastwagen Lebensmittel und Medikamente einliefen, während es während des Krieges stark zurückgegangen ist, was zu einer gravierenden Unterversorgung führt. Die kritische Ernährungslage führt dazu, dass viele Menschen körperlich geschwächt sind, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt, und die Zerstörung der Infrastruktur hat die humanitäre Hilfe weiter erschwert.
Waffenstillstandsverhandlungen und Hoffnung der Bevölkerung
Die Möglichkeit eines Waffenstillstands und eines Geiseldeals zwischen Israel und Hamas hat in der Bevölkerung sowohl Hoffnung als auch Skepsis ausgelöst. Während früheres Vertrauen in ähnliche Verhandlungen bestand, sind die Menschen mittlerweile vorsichtiger geworden und dämpfen ihre Erwartungen, um nicht erneut enttäuscht zu werden. Die humanitären Helfer berichten von einer starken emotionalen Belastung und einem spürbaren Verlust an Hoffnung bei den Menschen, da trotz wiederholter Verhandlungen die Situation unverändert bleibt. Ein tatsächlicher Waffenstillstand wäre ein wichtiger Schritt zur Linderung des Leids der Zivilbevölkerung und der Hilfsorganisationen, die unter extremen Bedingungen arbeiten.
Die Bedrohung der UNRWA und ihre Auswirkungen
Die drohende Schließung der UNRWA ist eine erhebliche Bedrohung für die humanitäre Hilfe im Gazastreifen, da diese Organisation eine zentrale Rolle in der Versorgung der Bevölkerung spielt. Mit über 13.000 Mitarbeitern führt die UNRWA täglich Tausende von Gesundheitschecks durch und bietet essentielle Dienstleistungen an, die von anderen Organisationen nicht adäquat ersetzt werden können. Die israelische Gesetzgebung, die den Kontakt der Behörden mit der UNRWA verbietet, könnte dazu führen, dass die Organisation ihre Arbeit einstellen muss, was katastrophale Folgen für die bereits belastete Bevölkerung hätte. Der Verlust der UNRWA würde die Verteilung humanitärer Hilfe, einschließlich Nahrung und medizinischer Versorgung, stark beeinträchtigen und die Situation der Zivilbevölkerung weiter verschärfen.
Im Gazakrieg könnte ein Geiseldeal und eine vorläufige Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas kurz bevorstehen.Auf eine solche Feuerpause hoffen auch Hilfsorganisationen nach 15 Monaten Krieg, denn die humanitäre Lage ist angespannt: 1.9 Millionen Menschen sind nach Schätzungen der UNO auf der Flucht und angewiesen auf Lebensmittel, Medikamente und humanitäre Versorgung.
In dieser prekären Lage könnte mit dem UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge, kurz UNRWA, in den nächsten Wochen die grösste Hilfsorganisation in der Region wegfallen. Israelwirft UNRWA-Mitgliedern eine Beteiligung beim Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2o23 vor – und hat per Gesetz eine Tätigkeit der Organisation auf Ende Januar verboten.
Im Podcast «Apropos» erzählen zwei humanitäre Helferinnen von Ärzte ohne Grenzen und Unicef, wie sich das auf ihre Arbeit im Kriegsgebiet auswirkt – und wie sie mit der anhaltenden Notlage umgehen. Alexandra Aregger, Redaktorin für Reportagen & Storytelling und Produzent Tobias Holzer haben mit ihnen gesprochen.