Die mangelnde Diversität in der deutschen Filmbranche führt dazu, dass viele Geschichten nicht die Realität der Gesellschaft abbilden.
Um echte Veränderungen in der Medienlandschaft zu erreichen, sind verbindliche Quoten und diversitätsfördernde Maßnahmen notwendig.
Deep dives
Die Entwicklung der Diversität im Film
In den letzten Jahren hat die Diskussion über Diversität und Inklusion im deutschen Film und Fernsehen an Bedeutung gewonnen. Es wird erkannt, dass es nicht nur um die symbolische Darstellung von Diversität geht, sondern dass auch Menschen mit diversen Hintergründen am gesamten Entstehungsprozess beteiligt sein müssen. Diese Einbindung kann die Qualität der produzierten Filme verbessern, indem unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven fließen. Der aktuelle Stand zeigt jedoch, dass viele Produktionsentscheidungen immer noch von homogenen Gruppen getroffen werden, was die Vielfalt der erzählten Geschichten einschränkt.
Herausforderungen bei der Filmförderung
Die Filmförderung in Deutschland spiegelt oft die mangelnde Diversität in der Medienbranche wider, da die Entscheidungsträger meist aus ähnlichen sozialen und kulturellen Hintergründen stammen. Diese homogenen Perspektiven führen dazu, dass Filme gefördert werden, die die Realität nicht richtig abbilden, wodurch innovative und integrative Geschichten unterrepräsentiert bleiben. Es gibt Ansätze, wie Checklisten für Diversität, die jedoch nur begrenzt Wirkung zeigen, da sie oft nicht verbindlich sind. Um echte Veränderungen herbeizuführen, könnten Quoten ein effektives Mittel sein, um repräsentative und gerechte Chancen zu schaffen.
Repräsentation und gesellschaftliche Verantwortung
Die deutsche Medienlandschaft hat die Verantwortung, die Diversität der Gesellschaft widerspiegeln und Normalität zu schaffen. Der Schwerpunkt sollte auf der Erzählung aller Erfahrungen liegen, um eine inklusive Kultur zu fördern, die die Realität der Bevölkerung widerspiegelt. Die aktuelle Praxis, insbesondere in der Kriminalberichterstattung, zeigt oft eine diskriminierende Perspektive, die minimiert werden muss, um authentische Erzählungen zu ermöglichen. Ohne diese repräsentierende Diversität in Geschichten laufen wir Gefahr, dass eine ganze Generation von Zuschauern entfremdet wird und sich nicht mehr mit den Inhalten identifizieren kann.
Am Wochenende werden in Los Angeles die Oscars verliehen, die bekanntesten Filmpreise der Welt. Das Thema Diversität spielt dabei mittlerweile eine wichtige Rolle – dank vieler Debatten, der Arbeit von Aktivistinnen und Aktivisten und Social Media-Aktionen wie #OscarsSoWhite.
Dieses Jahr haben die Oscar-Nominierungen auch in Deutschland die Diskussion um Diversität in Medien und Filmbranche neu angeheizt. Der Grund: Die Nominierungen der Schauspielerin Sandra Hüller und des Regisseurs Wim Wenders wurden von Leitmedien gefeiert, die Nominierung des deutschen Regisseurs İlker Çatak für seinen Film „Das Lehrerzimmer“ kam oft nur am Rande vor. Dieser sprach daraufhin von Ignoranz, Ausgrenzung und Rassismus.
Um die Hintergründe seiner Vorwürfe geht es in dieser Folge: die mangelnde Diversität in der deutschen Filmbranche. Studien zeigen, dass der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Film und Fernsehen unsere Vielfaltsgesellschaft noch längst nicht abbildet. Welche Ideen und Pläne gibt es, das zu ändern? Wie verhindert man, dass Schauspieler:innen mit Einwanderungsgeschichte in typischen Klischee-Rollen landen? Und welche Bedeutung hat Vielfalt im Film für unser Zusammenleben?
Darüber spricht SZ-Journalist Nils Minkmar mit Tyron Ricketts – Schauspieler, Produzent und seit Jahrzehnten engagiert für mehr Diversität im Filmbetrieb. Zuletzt hat er die Grimme-Preis-nominierte Disney+-Serie „Sam – Ein Sachse“ als Executive Producer, Creator, Autor und Schauspieler geprägt.
„quoted. der medienpodcast“ ist ein Format von CIVIS Medienstiftung und Süddeutscher Zeitung, gefördert von der Stiftung Mercator.