Hannes Androsch, ehemaliger österreichischer Finanzminister und Vizekanzler, teilt seine scharfe Kritik an der aktuellen Coronastrategie der Regierung. Er beleuchtet die Diskrepanzen bei werden öffentlichen Mitteln und Entlassungen, insbesondere in Unternehmen wie Novomatic. Zudem analysiert er die politischen Verstrickungen und Korruption in Ungarn unter Orbáns Regierung. Bildungsfragen und soziale Gerechtigkeit stehen im Fokus, während die dramatischen Auswirkungen der Pandemie auf Chancengleichheit und Integration von Flüchtlingen thematisiert werden.
Hannes Androsch kritisiert nachdrücklich die unzureichenden Corona-Maßnahmen der Regierung, welche die wirtschaftliche Unterstützung während der Pandemie ignorierten.
Er fordert eine verstärkte Diskussion über soziale Gerechtigkeit, um die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich anzugehen.
Deep dives
Gewinne und Dividenden von Novomatic
Der Glücksspielkonzern Novomatic hat während des Lockdowns beträchtliche Gewinne erzielt, die weitgehend an die Unternehmensführung, insbesondere an CEO Professor Johann Graf, ausgezahlt wurden. Es wird berichtet, dass Graf eine Dividende von 50 Millionen Euro erhalten hat, während das Unternehmen gleichzeitig staatliche Unterstützung in Form von Kurzarbeit für seine Mitarbeiter in Anspruch nahm. In einer Phase, in der viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit waren, entließ Novomatic 120 Mitarbeiter, um zusätzliches Geld zu sparen, was die Praktiken des Unternehmens in einem kritischen Licht erscheinen lässt. Die gezahlte Dividende wird als Zeichen mangelnder sozialer Verantwortung interpretiert, besonders angesichts der finanziellen Unterstützung, die Novomatic vom Staat erhielt.
Kritik an der Corona-Politik der Regierung
Die Corona-Politik der türkis-grünen Regierung wird als unzureichend und panisch kritisiert, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung für Unternehmen und den Umgang mit der Bevölkerung während der Pandemie. Der frühere Finanzminister Hannes Androsch bemängelt, dass während der ersten und zweiten Welle keine adäquaten Maßnahmen ergriffen wurden, um die Wirtschaft zu stützen und die Gesamtnachfrage zu steigern. Seiner Meinung nach fehlen klare Konjunkturprogramme sowie zielgerichtete Hilfen, wie sie in anderen Ländern umgesetzt wurden. Stattdessen werde nur oberflächlich reagiert, was zu irreparablen Schäden in der sozialen und wirtschaftlichen Struktur führt.
Bildungskrise durch Schulschließungen
Die jüngsten Schulschließungen haben eine gravierende Bildungskrise ausgelöst, insbesondere für Schüler, die während des Lockdowns nicht erreichbar waren und daher wichtige Bildungsinhalte verpasst haben. Die Regierung wird dafür kritisiert, nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Schulen und Lehrkräfte eingegangen zu sein, was zu einem chaotischen Zustand im Bildungssystem führt. Der frühere Vizekanzler Androsch schlägt vor, dass frühkindliche Erziehung und moderne, ganztägige Schulkonzepte gefördert werden sollten, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Die bestehenden Bildungsdefizite werden als langfristige Herausforderungen angesehen, deren Folgen die Gesellschaft noch lange belasten werden.
Soziale Gerechtigkeit und Ungleichheit
Das Thema soziale Gerechtigkeit wird als drängendes Problem hervorgehoben, da die Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich weiter wächst. Es wird kritisiert, dass das reichste Prozent der Bevölkerung einen überproportionalen Anteil des Vermögens besitzt, während große Teile der Gesellschaft in prekären Verhältnissen leben. Androsch verweist auf die Marktwirtschaft und soziale Sicherheit als wesentliche Teile der Lösung, fordert aber auch eine umfassende Diskussion über Verteilungsgerechtigkeit in der Politik. Die gesellschaftlichen Spannungen und Ungerechtigkeiten in der aktuellen Wirtschaftsordnung erfordern ein Umdenken und aktive Maßnahmen, um soziale Mobilität und Gleichheit zu fördern.
Plumps statt Rums? Hannes Androsch, in der Regierung Kreisky von 1970 bis 1981 Finanzminister und zeitweise Vizekanzler, geißelt die Coronastrategie der Regierung. Im Talk mit dem Kabarettisten Florian Scheuba führt Androsch, der „reife Rote“ in dieser Episode des Satire-Podcasts "Scheuba fragt nach" vor, wie messerscharfe Oppositionspolitik klingen könnte.