Catherine Belton, britische Aufdeckerjournalistin und Expertin für russische Machtstrukturen, diskutiert Putins KGB-Wurzeln und deren Einfluss auf seine politische Strategie. Sie analysiert den Widerstand in Russland gegen den Ukraine-Krieg und beleuchtet die Verstrickungen des Geschäftsmannes Martin Schlaff im russischen Gasmarkt. Außerdem erforscht sie, wie anonyme Geldquellen politische Kampagnen, wie den Brexit, beeinflussen. Abschließend geht sie auf die internen Machtkämpfe in Russland und die Herausforderungen für Journalisten ein, die sich mit Oligarchen auseinandersetzen.
Putins militärische Entschlüsse zeigen seine Schwäche, da er zur Teilmobilisierung gezwungen ist, um die Frontlinien stabil zu halten.
Seine KGB-Vergangenheit prägt Putins Entscheidungsfindung, während er loyalen Anhängern wirtschaftliche Kontrolle überträgt, um seine Macht zu sichern.
Widerstand gegen die Mobilisierung und ethnische Spannungen innerhalb Russlands entlarven wachsende Unsicherheiten in Putins Herrschaftsstruktur und gefährden seine Position.
Deep dives
Putins strategische Schwäche
Der russische Krieg gegen die Ukraine zeigt, dass Präsident Putin seine militärischen Pläne nicht verwirklichen konnte und sich durch eine Teilmobilisierung gezwungen sieht, um die Frontlinien zu stabilisieren. Dies wird als ein Zeichen der Schwäche angesehen, da der Konflikt ursprünglich als Spezialoperation deklariert wurde, was ihm in der russischen Bevölkerung an Glaubwürdigkeit und Unterstützung kostet. Widerstand gegen die Mobilisierung gibt es in vielen Regionen Russlands, wo die Bürger nicht bereit sind, ihre Angehörigen in einen als unnötig erachteten Krieg zu schicken. Putins Eskalation, inklusive der Drohung mit Atomwaffen, zeugt von seiner Bereitschaft, den Konflikt weiter zu intensivieren, obwohl dies seine eigene Position gefährdet.
Die Wurzeln von Putins Macht
Putins Macht und Vorgehensweise sind stark von seiner Vergangenheit beim KGB geprägt, dem er während seiner Zeit in Dresden diente. Anstatt die KGB-Denkmuster hinter sich zu lassen, scheinen diese Denkmuster maßgeblich für seine Entscheidungen zu sein, die er im Kreml trifft. Der KGB-Mythos und der Feindbild-West haben Putin dazu geführt, dass er loyalen Anhängern die Kontrolle über wirtschaftliche Ressourcen überträgst, um Sicherheitsnetzwerke zu schaffen, die gegen westliche Einflüsse gewappnet sind. Diese Entwicklung, gekoppelt mit der Kontrolle über Milliarden-Dollar-Transaktionen, ermöglicht es Putin, seine politische Agenda durch finanzielle Einflussnahme im Westen voranzutreiben.
Putins Missverhältnisse und Fehleinschätzungen
Ein zentrales Thema ist Putins fatale Fehleinschätzung bezüglich der westlichen Reaktionen auf den Krieg. Der Glaube, die westliche Einheit sei durch mangelnde Willensstärke geschwächt, konnte sich nicht bewahrheiten, als die westlichen Länder entschieden auf die Aggression reagierten und Sanktionen verhängten. Diese Ignoranz gegenüber der Realität vor Ort, sowie das Verlassen auf rückversichernde Berichte aus dem Sicherheitsapparat, führte zu einer verzweifelten Mobilisierung, die nun innerhalb Russlands Widerstand hervorruft. Ein weiteres Beispiel ist, als erwartet wurde, dass Kiew schnell fiel, was sich als katastrophale Fehleinschätzung herausstellte.
Die Gefahren für Putins Herrschaft
Die Unsicherheit innerhalb des Kremls wächst, da die Mobilisierung der Reservisten in Russland Unmut und Widerstand heraufbeschwört. Putin steht zunehmend unter Druck, denn die Bevölkerung zeigt sich unwillig, für einen Krieg zu kämpfen, den sie nicht unterstützt. Die ethnischen Minderheiten sind besonders betroffen, was zu Protesten und einem Gefühl der Bedrohung ihrer kulturellen Identität führt. Führungsfiguren in den Sicherheitsdiensten erkennen, dass die gegenwärtige Politik von Putin, die auf der Isolation beruht, langfristig nicht tragfähig ist und stellen somit eine Bedrohung für seine Herrschaft dar.
Die Zukunft von Putins kleptokratischem Netzwerk
Die Analyse zeigt, dass Putins kleptokratisches System, das auf der Kontrolle über ökonomische Ressourcen beruht, zunehmend fragiler wird, insbesondere angesichts der internationalen Sanktionen. Oligarchen, die einst unangefochtene Machtpositionen innehatten, sehen sich jetzt als vereinte Bedrohung, da ihre früheren politischen und wirtschaftlichen Gewinne gefährdet sind. Diese Unsicherheiten führen dazu, dass sich ehemalige Verbündete beginnen, gegen Putin zu positionieren und nach Alternativen suchen, die nicht von seiner Herrschaft abhängen. Die unerwarteten wirtschaftlichen Rückschläge bringen die Frage auf, ob Russlands Führungspersönlichkeiten überhaupt noch bereit sind, Putin als Garant ihrer Stabilität zu akzeptieren.
Die britische Aufdeckerjournalistin, Buchautorin und ehemalige Moskau-Korrespondentin Cathrine Belton seziert die geheimen Machtstrukturen des Kreml und die KGB-Seilschaften in der Moskauer Führung. Eine Wiener Vorlesung mit Tessa Szyszkowitz.
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