Peter Iwaniewicz, der erfahrene Tierkolumnist von FALTER, beleuchtet die überraschende Vielfalt queeren Verhaltens im Tierreich. Er diskutiert bemerkenswerte Beispiele wie lesbische Albatrosse und gleichgeschlechtlichen Sex bei Schafsböcken. Iwaniewicz erklärt, wie menschliche Vorurteile die wissenschaftliche Wahrnehmung beeinflussen und die sozialen Vorteile von gleichgeschlechtlichem Verhalten bei Tieren thematisiert werden. Außerdem wird die Nilgans, ein lebendiger Vogel, in städtischen Umgebungen vorgestellt und deren ungewöhnliche Verhaltensweise hervorgehoben.
Über 1500 Tierarten zeigen gleichgeschlechtliches Verhalten, was die vielfältige Natur der Sexualität im Tierreich offenbart.
Die Forschung zu gleichgeschlechtlichem Verhalten wird oft von menschlichen Vorurteilen beeinflusst, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führt.
Deep dives
Queere Tiere in der Natur
Über 1500 Tierarten zeigen gleichgeschlechtliches Verhalten, was darauf hinweist, dass sexuelle Vielfalt in der Natur weit verbreitet ist. Das Verhalten umfasst nicht nur Fortpflanzung, sondern auch Bindungsaktivitäten und Partnerschaften, wie etwa bei Pinguinen, die gemeinsam ein Ei ausbrüten, oder Bonobos, die intime Kontakte pflegen. Diese Beobachtungen legen nahe, dass das traditionelle biologische Verständnis von Sexualität zu eng gefasst ist und die Naturalität solcher Verhaltensweisen zu oft ignoriert wird. Die Verwendung von menschlichen Begriffen wie schwul oder lesbisch ist unangebracht, da viele Tiere keine festen sexuellen Identitäten besitzen.
Vorteile gleichgeschlechtlicher Interaktionen
Egal ob unter Delfinen oder Schafen, gleichgeschlechtliches Verhalten hat zahlreiche Vorteile, die über die Fortpflanzung hinausgehen. Studien zeigen, dass durch sexuelle Interaktionen soziale Bindungen gestärkt und Konflikte abgebaut werden können, was die soziale Kohäsion innerhalb von Tiergruppen fördert. Beispielsweise zeigen Schafböcke, dass bis zu 20 Prozent Zeit mit gleichgeschlechtlichen Tieren verbringen, um ihre sozialen Strukturen zu festigen und ihre Nachkommen besser aufzuziehen. Dieses Verhalten verdeutlicht, dass der Wettbewerb um Ressourcen und Partner nicht der einzige Grund für sexuelle Aktivität ist.
Vorurteile in der Tierforschung
Die Forschung zu gleichgeschlechtlichem Verhalten bei Tieren wird häufig von humanen Vorurteilen beeinflusst, die zu einer verzerrten Wahrnehmung führen. Ein Beispiel ist die Studie von Lindsay Young, die entdeckte, dass ein Drittel der Laisan-Albatrosse aus gleichgeschlechtlichen Paaren besteht, was jedoch von der wissenschaftlichen Gemeinschaft oft angezweifelt wurde. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, die Sexualität von Tieren objektiv zu bewerten, zeigen, dass viele Forscher möglicherweise versuchen, ihre Ergebnisse an menschliche Normen anzupassen. Diese Voreingenommenheit kann dazu führen, dass entscheidende Aspekte der Tierverhaltensforschung übersehen werden.
Ob „lesbische“ Albatrosse oder gleichgeschlechtlicher Sex unter Schafsböcken: Das Tierreich ist viel bunter als die Wissenschaft lange dachte. Was das mit homophoben Forschenden und menschlichem „bias“ zu tun hat, bespricht Katharina Kropshofer mit FALTER-Tierkolumnist Peter Iwaniewicz.