Arist von Schlippe, Professor an der Universität Witten-Herdecke und Lehrtherapeut, diskutiert spannende Konzepte der systemischen Therapie. Er beleuchtet die Polykontextualität und ihre Relevanz in der Kommunikation. Das "Karussell der Empörung" bietet Einblicke, wie Konflikte konstruktiv angegangen werden können. Er erklärt, dass Bewusstheit in der Konfliktbewältigung entscheidend ist. Zudem reflektiert er über die Bedeutung von Demut in zwischenmenschlichen Beziehungen und kritisiert traditionelle medizinische Ansätze in der Psychotherapie.
Die reflektierenden Teams fördern durch die Beobachtung anderer das eigene Verständnis von Konflikten und ermöglichen tiefere Einsichten.
Polykontextualität beschreibt die Komplexität der Kommunikationskontexte, die Missverständnisse verursachen können, wenn Rollen und Regeln verschwommen sind.
Konflikte sind eine natürliche Komponente von Beziehungen, die Raum für Reflexion und persönliche Entwicklung bieten, anstatt immer gelöst werden zu müssen.
Deep dives
Reflektierendes Team: Eine Methode für tiefere Einsichten
Die Methode des reflektierenden Teams wird als ein zentraler Bestandteil systemischer Beratung hervorgehoben. Diese Methode ermöglicht es den Klienten, ihre eigenen Erfahrungen durch die Beobachtungen anderer zu reflektieren, ohne dass diese direkt in den Beratungsprozess eingreifen müssen. Sie trägt zur Intensität und Tiefe der Kommunikation bei und fördert ein gemeinsames Verständnis der Problematik. Dies zeigt sich besonders deutlich in den Beispielen, in denen Klienten ungewollt zu neuen Einsichten gelangen, indem sie aus der Beobachterperspektive auf ihre konfligierenden Partner blicken.
Polykontextualität: Die Komplexität menschlicher Kommunikation
Das Konzept der Polykontextualität verdeutlicht, dass Menschen sich gleichzeitig in verschiedenen Kommunikationskontexten befinden. Diese Vielfalt an Kontexten kann zu Missverständnissen und Verwirrung führen, wenn die Grenzen zwischen den Interaktionen verschwimmen. Ein Beispiel hierfür ist die Situation, in der ein Klient nicht sicher ist, ob er seinen Lehrer oder seinen Pfadfinderführer ansprechen soll und die unterschiedlichen Kommunikationsregeln beider Rollen umreißen muss. Die Reflexion über solche Erfahrungen hilft, die Dynamiken besser zu verstehen und Missverständnisse zu vermeiden.
Die Bedeutung von Stille in der Beratung
In der Beratung wird die Bedeutung stiller Momente hervorgehoben, da diese den Klienten die Möglichkeit geben, ihre Gedanken und Gefühle ohne Druck auszudrücken. Solche stillen Phasen können unverzichtbar sein, um tiefere Einsichten zu gewinnen und emotionalen Raum zu schaffen. Diese Praxis fördert ein Umfeld, in dem Klienten sich sicher fühlen, ihre Emotionen zu erkunden. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit für Klienten, ihre Gedanken während der Reflexion auszusprechen, eine wertvolle Lernerfahrung darstellt.
Konflikte: Eine Chance zur Reflexion
Konflikte werden als eine natürliche und häufig notwendige Komponente menschlicher Beziehungen betrachtet, die oft zur Reflexion und Klärung von Bedürfnissen führen. Der Prozess, in dem Paare oder Gruppen ihre Konflikte besprechen, kann wertvolle Einblicke in ihre Dynamiken und die zugrunde liegenden Emotionen bieten. Dabei wird auch die Idee hervorgehoben, dass Konflikte nicht immer gelöst werden müssen, sondern dass die Bereitschaft, an ihnen zu arbeiten, oft wichtiger ist. Dies zeigt, dass die Auseinandersetzung mit Konflikten als Teil des Wachstumsprozesses innerhalb von Beziehungen gesehen werden kann.
Bewusstheit als Schlüssel zur konstruktiven Konfliktlösung
Der Begriff Bewusstheit spielt eine entscheidende Rolle in der Konfliktarbeit und der systemischen Therapie. Klienten werden ermutigt, sich der inneren Dynamiken und ihrer eigenen Wahrnehmungsmuster bewusst zu werden, um ihre Reaktionen auf andere besser zu verstehen. Dies kann zu einer verringerten Reaktivität und mehr Empathie gegenüber den Perspektiven anderer führen. Ein konkretes Beispiel zeigt, wie das Verständnis der eigenen Reaktionen und die Reflexion über alternative Sichtweisen zu einer konstruktiveren Kommunikation und damit zu einem besseren Umgang mit Konflikten führen können.
In diesem Interview hörst Du einen Art Schnelldurchlauf durch über 45 Jahre systemische Beratung und Therapie vom großen systemischen Pionier und Lehrbuchautor Arist von Schlippe.
Wir sprechen über Reflektierende Positionen, Konstruktivismus, polykontextualitäre Verwirrung, das Karussell der Empörung und die Anfänge des systemischen Denkens.
Darin geht es Arist von Schlippe nicht darum, Konflikte generell zu vermeiden oder zu verteufeln, es geht vielmehr darum Konflikteskalationen bewusst wahrzunehmen und zu begrenzen und in eine Perspektive gehen zu können, aus der ich das Verhalten einer anderen Person nachvollziehen kann.
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