#70 Erklär mir die Demokratie 1: der Kanzler - Christian Kern
Aug 20, 2019
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Christian Kern, ehemaliger Bundeskanzler von Österreich und heute Geschäftsführer der Blue Minds Company, teilt spannende Einblicke aus seiner Amtszeit. Er spricht über die komplexe Rolle des Bundeskanzlers und die täglichen Herausforderungen im politischen System. Kern reflektiert über Krisenzeiten und wie seine Erfahrung in der Wirtschaft seinen Regierungsstil prägte. Zudem beleuchtet er die Bedeutung seines Beratungsteams und die Herausforderungen der politischen Kommunikation mit den Medien.
Der Bundeskanzler in Österreich hat trotz begrenzter formaler Macht eine entscheidende informelle Rolle, die durch öffentliche Wahrnehmung und Medienpräsenz geprägt ist.
Die Zusammenarbeit in einer Koalitionsregierung erfordert enge Beziehungen zwischen Partnern, wobei Kompromissbereitschaft entscheidend für den Erfolg ist.
Deep dives
Rolle des Bundeskanzlers
Der Bundeskanzler in Österreich hat mehrere zentrale Aufgaben, darunter die repräsentative Rolle der Bundesregierung und die Vertretung im Nationalrat. Trotz einer begrenzten formalen Macht im Vergleich zu anderen Ländern übernimmt der Kanzler eine wichtige informelle Macht durch öffentliche Wahrnehmung und Medienpräsenz. Ein Beispiel ist, dass der Kanzler nicht direkt über Fachministerien, wie etwa das Innenministerium, entscheiden kann, was die Eigenverantwortung der Ressortleiter verdeutlicht. Diese informelle Macht ist entscheidend, um die Strategie und Koordination innerhalb der Regierung zu gestalten.
Herausforderungen in der Regierungsarbeit
Die Zusammenarbeit innerhalb einer Koalitionsregierung kann stark variieren, und enge Beziehung zwischen den Partnern ist entscheidend für den Erfolg. Christian Kern beschreibt seine Erfahrungen und Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit der ÖVP, wo es oft an Gemeinsamkeiten mangelte. Eine schlüssige Betonung liegt auf der Notwendigkeit, dass der Kanzler in der Budget- und Personalplanung Realmacht hat, um die Wirksamkeit der Regierung zu gewährleisten. Solche Herausforderungen können zu Konflikten innerhalb der Regierung führen, insbesondere wenn eine Seite nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen.
Der Alltag eines Bundeskanzlers
Der Alltag eines Bundeskanzlers ist geprägt von hohem Druck und ständigen Kommunikationsanforderungen. Kern hebt hervor, dass er für jeden Schritt, den er macht, von der Öffentlichkeit, den Medien und der internationalen Gemeinschaft unter Beobachtung steht. Seine Arbeit erfordert ein spezielles Management von Terminen und eine ständige Kontrolle über soziale Medien, was oft zu einer geringen Privatsphäre führt. Das der Kanzler permanent erreichbar sein muss, um den Erwartungen der Bürger nachzukommen, verdeutlicht die Intensität und die Herausforderungen dieses Amtes.
Politische Entscheidungen und Medienbeziehungen
Die Beziehung zu den Medien ist für einen Bundeskanzler von großer Bedeutung, da sie die öffentliche Wahrnehmung stark beeinflussen können. Christian Kern spricht über die Schwierigkeiten, die er mit Boulevardmedien hatte, und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, sich in einem oft kritischen Umfeld zu behaupten. Neben der politischen Strategie spielt auch die persönliche Kommunikation eine Rolle, um Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Die Notwendigkeit, jede Entscheidung und jedes Wort sorgfältig abzuwägen, zeigt, wie sehr die Politik von Medieninterpretationen und öffentlicher Meinung abhängt.
Christian Kern war von Mai 2016 bis Dezember 2017 österreichisches Bundeskanzler und bis September 2018 Vorsitzender der SPÖ. Jetzt ist er Geschäftsführer der Blue Minds Company.
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Musik: Something Elated by Broke For Free, CC BY Beatbox am Ende: Azad Arslantas
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