Zu Gast ist Werner Michael Schwarz, ein Historiker am Wien Museum, der sich auf die Stadt-, Medien- und Filmgeschichte spezialisiert hat. Er beleuchtet die Anfänge der Wiener Straßenbahn, die zunächst privatwirtschaftlich betrieben wurde. Die Herausforderung, öffentliche Verkehrsmittel für alle zugänglich zu machen, wird angesprochen. Schwarz beschreibt die nostalgischen Fiaker und die schlechten Lebensbedingungen der eingesetzten Pferde. Er diskutiert auch die ästhetischen Entscheidungen, die den Verkehrsfluss beeinflussten und die Entwicklung fester Fahrpläne im 19. Jahrhundert.
Die anfängliche Entwicklung der Straßenbahn in Wien war von privatwirtschaftlichen Interessen geprägt, die oft nur wohlhabenden Bürgern zugutekamen.
Politische Entscheidungen, wie die Verweigerung von Oberleitungen durch Kaiser Franz Joseph, beeinflussten maßgeblich die Elektrifizierung und den Fortschritt des Verkehrssystems.
Deep dives
Die Entstehung der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien
Im 19. Jahrhundert war die Entwicklung der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien geprägt von privatwirtschaftlichen Interessen und Herausforderungen. Zunächst wurden Transportdienste durch private Unternehmen organisiert, was oft zu ineffizienten und teuren Angeboten führte, die nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprachen. Wichtige Strecken wurden in der Regel für wohlhabende Bürger eingerichtet, während die weniger begünstigten Teile der Bevölkerung auf eigene Füße angewiesen waren. Diese Ungleichheit in der Verkehrsorganisation spiegelte sich in der schwierigen Erreichbarkeit zentraler Orte und den hohen Kosten für öffentliche Verkehrsmittel wider.
Der Einfluss des Kaisers auf das Verkehrssystem
Die Entscheidung von Kaiser Franz Joseph, Oberleitungen für Straßenbahnen in bestimmten Bereichen nicht zuzulassen, beeinflusste die Elektrifizierung des Wiener Verkehrssystems erheblich. Stattdessen wurden Unterleitungen verwendet, die zwar ästhetische Gründe berücksichtigten, jedoch deutlich störungsanfälliger und komplizierter in der Handhabung waren. Dies verdeutlicht, wie politische und ästhetische Präferenzen die Entwicklung der städtischen Infrastruktur konkret beeinflussen konnten. Die Weichenstellung in dieser Situation hatte langfristige Folgen für das Straßenbahnnetz, welches hinter anderen europäischen Städten zurückblieb.
Die Herausforderungen und Verbesserungen im öffentlichen Transport
Mit dem wachsenden Bedarf an Verkehrsanbindungen wurde im späten 19. Jahrhundert schrittweise ein zuverlässigeres System an öffentlichen Verkehrsmitteln etabliert. Der Übergang von Pferdebetrieb zu elektrischen Straßenbahnen sowie die Einführung fester Fahrpläne verhalfen zu einer besseren Organisation und Zuverlässigkeit. Dennoch kämpften viele Verkehrsbetriebe weiterhin mit finanziellen und infrastrukturellen Schwierigkeiten, die die Entwicklung bremsten. Das langsame Voranschreiten führte zu anhaltenden Herausforderungen in der städtischen Mobilität, die bis in die moderne Zeit spürbar sind.
Die „Öffis“ gehören heute zu Wien wie der „Steffl“ oder die Donau. Doch ihre Geburt geschah unter größeren Wehen. In den Anfängen waren Straßenbahnlinien privatwirtschaftlich geführt und fuhren nur die lukrativsten Strecken, etwa die erste Wiener Linie in die Kulinarik- und Erholungsmeile Hernals. Erst spät nahm die Stadt den öffentlichen Verkehr als ihre ureigenste kommunale Aufgabe wahr und erschloss auch jene Strecken, wo viele, wenn auch weniger begüterte Menschen fahren wollten. Davor waren die eigenen Füße das Hauptmassenverkehrsmittel. Fiaker fuhren auch noch, vierzigtausend Pferde arbeiteten am Höhepunkt in der Kaiserstadt. Schon ab den 1920er Jahren waren sie dann nur mehr ein nostalgisches Relikt. Die Pferde, die die Straßenbahnen zogen, lebten oft nur zwei bis drei Jahre und brachen immer wieder völlig erschöpft mitten auf der Straße zusammen. Ein Podcast mit dem Historiker Werner Michael Schwarz und Mariella Gittler.
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