In ihrem Revolutionsroman „Im Wind der Freiheit“ sind die Frauen die Protagonistinnen. Deren Rolle in der Revolution von 1848/49, sagt Tanja Kinkel, sei viel zu lange übersehen worden.
„Ich hatte wirklich die Qual der Wahl, wen von den vielen Frauen, denen ich begegnet bin, ich in meinem Buch unterbringen konnte.“
Im Roman ist das allen voran die Journalistin und Schriftstellerin Louise Otto, eine historische Figur. 1819 wird sie in Meißen geboren, kämpft für Freiheit und Gleichberechtigung und gründet 1849 eine eigene Zeitung, die „Frauenzeitung“. Für Tanja Kinkel eine Pionierin der modernen Frauenbewegung.
„Louise Otto war ganz klar eine frühe Feministin, sie hat sich selbst so verstanden.“
Gleich zu Beginn des Buchs trifft Louise Otto auf die die zweite Protagonistin , die Arbeiterin Susanne Grabasch, im Roman eine fiktive Person. In der Folge wird das Revolutionsgeschehen aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden Frauen erzählt.
Lange war die Revolution 1848/49 eher eine ‚Männergeschichte‘, festgemacht an Namen wie Robert Blum, Friedrich Hecker und Gustav Struve. Tanja Kinkel schickt jetzt erstmals die Frauen der Revolution vor. Will sie ausgleichende Gerechtigkeit walten lassen?
Parallelen zur Gegenwart
Kinkel erzählt im „lesenswert Magazin": „Ich wollte über das schreiben, was mich interessiert hat, und da war es eben die Rolle der Frauen, die mir ins Auge stach.“
Die Revolution von 1848/49 scheiterte. In den Augen von Tanja Kinkel unter anderem an der Uneinigkeit der Demokraten und der Rolle der freien Presse, die „Dinge schreiben konnte, die niemals einem Faktencheck standhalten würden“. Das alles machte damals die Zusammenarbeit immer schwieriger.
Tanja Kinkel sieht dabei deutliche Parallelen zur Gegenwart: „Ich fürchte, dass es einfach zu verführerisch ist, einfachen Botschaften zu folgen, statt abzuwägen. 1848 kann uns einiges über die Gegenwart sagen.“
Ein Roman über Trump?
Was der Schriftstellerin und Vorsitzenden der Internationalen Lion-Feuchtwanger-Gesellschaft in Los Angeles vor allem Sorge bereitet, ist die Entwicklung in den USA. Sie meint: „Es heißt ja sprichwörtlich: was in den USA passiert, schwappt ein paar Jahre später zu uns herüber. Das macht mir verdammt Angst.“
Einen Roman über Donald Trump zu schreiben, kommt für sie übrigens nicht infrage: „Als fiktive Person funktioniert er nicht, er ist viel zu eindimensional, er ist eine lächerlich überspitze Figur, die einem niemand abnimmt. Die Realität ist mies verfasst.“