Silvia Pistotnig, geboren in Klagenfurt und als Redakteurin in Wien tätig, spricht über ihren neuen Roman "Teresa hört auf", der sich mit Figuren am Rande der Gesellschaft und psychischen Krankheiten auseinandersetzt. Sie beleuchtet die Herausforderungen beim Schreiben über Identität und gesellschaftliche Normen. Ihr Charakter Teresa hinterfragt provokant ihre Lebensentscheidungen und rollt das Thema Abhängigkeit und Selbstwahrnehmung auf. Außerdem gibt es spannende Buchempfehlungen zur Verteidigung weiblicher Perspektiven in der Literatur.
Silvia Pistotnig zeigt, wie die Protagonistin Teresa durch extreme Verhaltensweisen ihren inneren Konflikt und Widerstand gegen gesellschaftliche Normen ausdrückt.
Die Episode thematisiert, dass psychische Erkrankungen auch in privilegierten Lebensumständen auftreten können und nicht immer sichtbar sind.
Deep dives
Die Verweigerung des Lebens
Die Protagonistin Teresa verweigert sich zunehmend dem Leben und entzieht sich den Erwartungen, die an sie gestellt werden. Anstatt einem vorgezeichneten Lebensweg zu folgen, wählt sie einen eigenen, der von extremen körperlichen und emotionalen Projekten geprägt ist. Diese Projekte, wie etwa exzessiver Sport oder die Verweigerung der Körperpflege, spiegeln ihren inneren Konflikt wider und verdeutlichen ihre Sehnsucht, sich von den gesellschaftlichen Normen zu distanzieren. Sie steht nicht nur am Rande der Gesellschaft, sondern auch im Widerstand gegen die Lebensrealität, die ihr von ihrer privilegierten Herkunft vorgegeben wurde.
Psychische Erkrankungen und gesellschaftliche Erwartungen
Die Podcast-Episode thematisiert, wie psychische Krankheiten nicht immer offensichtlich sind und in vermeintlich perfekten Lebensumständen entstehen können. Teresa stammt aus einem liebevollen, wohlhabenden Elternhaus, was die Frage aufwirft, warum sie dennoch mit tiefen inneren Kämpfen zu kämpfen hat. Diese Darstellung bricht mit dem Klischee, dass psychische Probleme nur in Folge traumatischer Erfahrungen auftreten können, und zeigt, dass auch Menschen mit einem privilegierten Background psychisch leiden können. Der Roman fordert die Leser dazu auf, über die Komplexität psychischer Erkrankungen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen nachzudenken.
Die Beziehung zu Nicole
Die Figur Nicole tritt in Teresas Leben und wird zu einer wichtigen Bezugsperson, die ihr einen Anker in ihrer chaotischen Existenz bietet. Nicole, eine stark übergewichtige Frau, lebt ein einfaches, aber erfülltes Leben und symbolisiert für Teresa eine Art von Akzeptanz, die sie selbst nicht findet. Ihre Treffen mit Nicole, die von Essen und gemeinsamer Erfahrung geprägt sind, bieten Teresa einen Raum, in dem sie sich für einen Moment von ihrer eigenen inneren Zerrissenheit ablenken kann. Diese Beziehung zeigt, wie wichtig menschliche Verbindungen sind, selbst wenn sie sich zwischen den Extremen von Selbstverleugnung und Akzeptanz bewegen.
In Folge 30 von "Besser lesen mit dem FALTER" ist die Autorin Silvia Pistotnig mit ihrem neuen Roman "Teresa hört auf" (Milena Verlag) bei Petra Hartlieb zu Gast. Die beiden sprechen über Figuren, die am Rande der Gesellschaft stehen, über psychische Krankheiten und wie man darüber schreiben kann. Silvia Pistotnig liest einen Auszug aus ihrem Buch und schließlich hat FALTER-Literaturkritiker Klaus Nüchtern noch zwei Buchempfehlungen für Sie.