UN-Versagen im Kongo: Droht ein Flächenbrand in Afrika?
Feb 15, 2025
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Martin Kobler, ehemaliger deutscher Botschafter und UN-Sondergesandter, diskutiert die verheerenden Entwicklungen im Kongo. Er beleuchtet den eskalierenden Konflikt mit den M23-Rebellen und die humanitäre Krise in Goma. Kobler äußert sich kritisch zur Untätigkeit der UNO und den geopolitischen Implikationen, die der Rohstoffreichtum des Kongo mit sich bringt. Es wird auch auf die Rolle Ruandas und die Auswirkungen von Rohstoffabbau auf die lokale Bevölkerung eingegangen, sowie die Herausforderungen internationaler Reaktionen auf die Krise.
Die anhaltenden Konflikte im Ostkongo, angeheizt von der M23-Miliz und Ruanda, führen zu gravierenden humanitären Krisen mit tausenden Opfern.
Ruandas militärische Unterstützung der M23 im Kongo offenbart die komplexen geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen, die den Konflikt antreiben.
Die internationale Gemeinschaft reagiert zögerlich auf den Kongo-Konflikt, was potenziell zu einer destabilisierten afrikanischen Region und geopolitischen Spannungen führen könnte.
Deep dives
Angriffe und humanitäre Krise im Ostkongo
Die jüngsten Angriffe im Ostkongo, angeführt von der M23-Miliz, haben zu einem massiven humanitären Notstand geführt. Die Stadt Goma, die sich unter dem Druck dieser Rebellen befindet, hat in den letzten Wochen eine erschütternde Anzahl von über 3000 Todesopfern zu beklagen. Zivilisten und Flüchtlinge sind besonders betroffen, da Massenvergewaltigungen und andere grässliche Menschenrechtsverletzungen festgestellt wurden. Die Situation wird durch einen Rückzug der Regierungstruppen und das Versagen internationaler Organisationen, wie der UN, zur Bekämpfung dieser Gewalt weiter verschärft.
Rohstoffkonflikte und ausländische Interessen
Der Ostkongo ist reich an Rohstoffen, die für den globalen Markt von großer Bedeutung sind, insbesondere Tantal und Kobalt, die in Smartphones und anderen Technologien verwendet werden. Dies hat zu einem Kampf um den Zugang und die Kontrolle über diese Ressourcen geführt, wobei die M23 von Ruanda unterstützt wird. Diese militärische Unterstützung steht in direktem Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Interessen Ruandas, die versuchen, vom Abbau dieser Rohstoffe zu profitieren. Die Erkenntnis, dass der Westen von diesen Bodenschätzen abhängig ist, wirft die Frage auf, warum die internationalen Reaktionen so schwach bleiben.
Die historische Dimension des Konflikts
Der Konflikt im Ostkongo hat tief verwurzelte historische Ursachen, die auf koloniale Ausbeutung und ethnische Spannungen zurückgehen. Ruanda, dessen eigene Bevölkerung die Auswirkungen eines Völkermords in den 1990er Jahren erlebt hat, sieht sich als Beschützer der Tutsi im Kongo. Dies hat jedoch dazu geführt, dass Ruanda in die Angelegenheiten des Ostkongo eingreift, und oft als Aggressor wahrgenommen wird. Die Komplexität der regionalen Zugehörigkeiten und Rivalitäten macht eine Lösung des Konflikts äußerst schwierig.
Internationale Reaktionen und Politik
Die internationale Gemeinschaft reagiert nur zögerlich auf den Konflikt im Ostkongo, auch aufgrund geopolitischer Interessen sowie der Abhängigkeit von Ruanda. Ruanda hat sich als stabil und wirtschaftlich fortschrittlich positioniert, was seine Unterstützung durch westliche Länder erklärt. Gleichzeitig bleibt die Bevölkerung im Kongo unter dem Druck militärischer und politischer Kämpfe zurück, während internationale Akteure oft andere Prioritäten im Ausland setzen. Der Druck auf Ruanda muss erhöht werden, um die humanitäre Lage zu verbessern und geopolitische Spannungen abzubauen.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen
Die Frage bleibt, wie der Konflikt im Ostkongo weiterverläuft und ob er sich möglicherweise auf andere afrikanische Länder ausdehnt. Wenn die internationalen Verpflichtungen weiterhin ignoriert werden, könnte dies zu einem Flächenbrand führen, der weitere Instabilität in der Region zur Folge hätte. Der Handlungsdruck auf Ruanda könnte auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Völkerrechts und den Umgang mit territorialen Konflikten im gesamten afrikanischen Kontinent haben. Der Kongo, reich an Rohstoffen, bleibt ein Symbol für die Herausforderungen, die aus kolonialen Strukturen und globalen wirtschaftlichen Abhängigkeiten entstehen.
Ruanda – beliebter Partner der EU – hat mit der Miliz M23 sein Nachbarland überfallen. Tausende Menschen sind tot. Die internationale Kritik nur verhalten. Was heißt das für die Welt-Ordnung? Was sind die Konsequenzen für die Welt-Ordnung? Und was haben die wertvollen Rohstoffe im Kongo damit zu tun? Wir sprechen mit dem Ex-Chef der Blauhelme im Ost-Kongo. Er sagt: “Die UNO hat geschlafen”.
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