Die Buchmesse ist zufrieden. Mit ca. 230.000 Lesefans und 118.500 Fachbesuche*innen kamen mehr Menschen zur Messe als im vergangenen Jahr. Das ist klasse, darf aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Standgebühren steigen und es in den Ecken einiger Hallen nach wie vor Leerstand gibt.
„Der Buchmarkt steckt in einer Krise“, findet SWR-Literaturredakteur Carsten Otte. Und in Hinblick auf allgegenwärtige Essstände, Tombolas und Instagram-taugliche Fotowände: „Da hilft es auch nicht, dass die Frankfurter Buchmesse eine Eventisierung erlebt.“
Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Büchern
Auf der Buchmesse wurde viel und wohlwollend über den
diesjährigen Deutschen Buchpreis an Dorothee Elmiger gesprochen. Und auch darüber, dass es bei den neuen Büchern etwa von
Dorothee Elmiger,
Götz Aly oder
Thomas Pynchon gerade Lieferschwierigkeiten gibt. Das liegt daran, dass in den letzten Jahren viele Druckereien geschlossen haben und es zudem an Fachkräften im Druckgewerbe mangelt.
Das Thema KI treibt die Messe um
„Das alles bestimmende Thema auf der Buchmesse aber ist das Thema KI“, findet Carsten Otte. „Kein größeres Podium auf der Messe kommt ohne eine KI-Debatte aus.“ Literaturästhetische, aber auch juristische Fragen wurden auf etlichen Podien besprochen, sagt er: „Wie kann Europa reagieren, wenn hier das Urheberrecht verletzt wird, die verantwortlichen Tech-Firmen aber in den USA sitzen?“
Israelische und arabische Verlage auf der Buchmesse
Besonders anregend ist jedes Jahr ein Spaziergang durch die Hallen der Internationalen Aussteller. Ursprünglich war ein gemeinsamer Pavillon von Deutschland und Israel geplant, um das 60-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zu feiern. Dieser wurde aber im Dezember 2024 von deutscher Seite abgesagt, was zu diplomatischen Verstimmungen führte. Trotzdem waren israelische Verlage auf der Buchmesse vertreten.
„Ich fand es sehr beruhigend, dass sowohl arabische als auch israelische Verlage auf der Buchmesse präsent waren“, sagt Carsten Otte. „Denn gerade in dieser angespannten Weltlage ist es wichtig, dass die Verlage anwesend sind, um ein Gespräch auf der Ebene von Literatur und Buchkultur zu ermöglichen.“ Vor den Toren der Buchmesse fand zeitgleich eine kleine palästinensische Gegenmesse als Protestaktion statt.
Ukraine: Buchpräsentation in Uniform
Besondere Aufmerksamkeit bekommt seit Beginn des Ukraine-Kriegs auch der ukrainische Gemeinschaftsstand auf der Messe. „Seit einigen Jahren besuche ich auch den Stand der Ukraine“, erzählt Carsten Otte.
„Dieses Jahr hatte ich da ein sehr berührendes Erlebnis, weil ich mit Vladyslav Holovin einen Journalisten und Sachbuchautor kennengelernt habe, der sein Buch in Uniform vorstellte.“ Holovin wurde von den ukrainischen „Cultural Forces“ präsentiert. Er stellte seinen Erfahrungsbericht von der Front vor. Die nächste Frankfurter Buchmesse findet vom 7.-11. Oktober 2026 statt.