Kamala Harris, Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, diskutiert die Herausforderungen durch steigende Lebenshaltungskosten und Immobilienpreise. Sie schlägt kontroverse Preiskontrollen gegen Unternehmensgier vor. Donald Trump hingegen setzt auf Lösungen zur wachsenden Staatsverschuldung. Prof. Dr. Antoin Murphy spricht über den schottischen Ökonomen John Law, dessen innovative Ideen zur Geldpolitik einst die französische Wirtschaft revolutionierten. Kreative Ansätze zur Entschuldung und historische Lektionen formen das zentrale Thema dieser lebhaften Diskussion.
Die Diskussion über Preiskontrollen zeigt, dass deren potenzielle wirtschaftliche Folgen oft nicht den gewünschten Effekt haben könnten.
Historische Beispiele wie das Jubeljahr und John Laws Finanzreformen verdeutlichen, dass kreative Lösungen für Staatsverschuldung notwendig sind.
John Law wird als innovativer Wegbereiter für moderne Geldpolitiken anerkannt, dessen Ideen weiterhin relevante Lehren für heutige Wirtschaftssysteme bieten.
Deep dives
Preiskontrollen und ihre Auswirkungen
Die Diskussion über Preiskontrollen zur Bekämpfung steigender Lebenshaltungskosten hat zentrale Bedeutung erlangt. Kamala Harris schlägt Maßnahmen vor, um übermäßige Gewinne von Lebensmittelproduzenten einzuschränken. Trotz der Beliebtheit solcher Maßnahmen ist fraglich, ob sie wirklich helfen oder eher eine Erhöhung der Nachfrage nach Produkten verursachen, was die Inflation anheizen könnte. Historisch betrachtet zeigen Beispiele, dass Preiskontrollen oft zu negativen wirtschaftlichen Folgen führen und nicht die gewünschten Effekte erzielen.
Staatsverschuldung und historische Präzedenzfälle
Die Staatsverschuldung der USA und anderer Länder wird als kritisches Problem betrachtet, das innovative Ansätze zur Lösung erfordert. In der Geschichte gibt es Beispiele wie das Jubeljahr in der Bibel oder die Finanzreform des Schotten John Law in Frankreich, die kreative Lösungen für Verschuldung bieten. Law schuf Papiergeld und wandelte Staatsanleihen in Aktien um, was zunächst einen wirtschaftlichen Boom verursachte, jedoch letztlich in einen wirtschaftlichen Zusammenbruch mündete. Diese historischen Ereignisse verdeutlichen, wie schnell wirtschaftliche Erfolge in Krisen umschlagen können und dass eine verantwortungsvolle Finanzpolitik notwendig ist.
Die Rolle von John Law in der Finanzgeschichte
John Law wird als bedeutende Figur in der Finanzgeschichte beschrieben, die innovative Ideen zur Geldpolitik einführte. Er gründete eine Bank und führte ein Papiergeldsystem ein, das zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in Frankreich führte. Allerdings führte eine Übermonetarisierung und Druck auf die Aktien der Mississippi-Gesellschaft letztendlich zu einem katastrophalen Crash. Laws Ideen sind auch heute noch relevant, insbesondere im Kontext moderner Geldschöpfung und der damit verbundenen Risiken.
Populismus und langfristige Finanzpolitik
Die Politik von Kamala Harris wird sowohl als populär als auch als potenziell schädlich für die langfristige Wirtschaftslage bewertet. Ihre Maßnahmen zur Reduzierung von Steuern für Geringverdiener und zur Unterstützung von Immobilienkäufern könnten kurzfristig hilfreich erscheinen, doch fehlt es an nachhaltigen Lösungen für die Staatsverschuldung. Sowohl Biden als auch Trump scheinen keine ernsthaften Ansätze zur Verringerung der Verschuldung zu haben, was die langfristige finanzielle Stabilität bedroht. Kritiker fordern dringend kreative Lösungen, um die Staatsfinanzen zu sanieren und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.
Pioniere der modernen Geldpolitik
In der Diskussion über moderne Geldtheorien wird John Law als Wegbereiter des Quantitative Easing identifiziert. Seine Ansichten zu Geld und wirtschaftlichem Wachstum, die auf Vertrauen statt auf einem goldgedeckten System beruhen, sind zeitgenössischen Debatten über Geldpolitik ähnlich. Experten stellen fest, dass er durch innovative Ansätze zur Geldschöpfung den Kurs für zukünftige Finanzsysteme ebnete. Die Lehren aus Laws Experimenten sind auch für moderne Zentralbankpolitiken von Bedeutung, da sie die Balance zwischen Geldmenge und wirtschaftlichem Wachstum verdeutlichen.
bto#258 – Was ist vom ökonomischen Programm der Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zu halten? Zielsicher greift die Kandidatin der US-Demokraten die Themen auf, die die Wähler bewegen: die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die höheren Immobilienpreise. Besonders umstritten ist dabei ihr Vorschlag, mit Preiskontrollen gegen vermeintlich gierige Unternehmen vorzugehen.
Ebenso wie ihr Wettbewerber Donald Trump setzt Harris auf weiter steigende Staatsschulden. Dabei ist schon jetzt klar, dass die gigantische Verschuldung der Welt kreative Lösungen erfordern wird. Die Geschichte ist voller Vorbilder einer Entschuldung auf kreativem Wege. Neben dem schon in der Bibel erwähnten “Jubeljahr” ist vor allem der schottische Ökonom John Law of Lauriston in Erinnerung, der in Frankreich nicht nur das Papiergeld einführte, sondern gleichzeitig den französischen Staat sanierte.
Über die schillernde Person des John Law spricht Daniel Stelter mit Prof. Dr. Antoin Murphy, der intensiv über den schottischen Nationalökonomen und Bankier geforscht hat. Murphy lehrte Wirtschaftswissenschaften am Trinity College in Dublin. Seine Forschungsgebiete waren die Geldtheorie und -politik sowie die ökonomische Dogmengeschichte.
Hörerservice
Einen Link zum Buch “John Law - Ökonom und Visionär” von Antoin Murphy finden Sie hier.
Neue Analysen, Kommentare und Einschätzungen zur Wirtschafts- und Finanzlage finden Sie unter www.think-bto.com.
Den monatlichen bto-Newsletter abonnieren Sie hier.
Sie erreichen die Redaktion unter podcast@think-bto.com. Wir freuen uns über Ihre Meinungen, Anregungen und Kritik.
Shownotes
Handelsblatt –Ein exklusives Angebot für alle „bto – beyond the obvious – featured by Handelsblatt”-Hörer*innen: Testen Sie Handelsblatt Premium 4 Wochen lang für 1 Euro und bleiben Sie zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage informiert.