Rittern um Wien: Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Gespräch – #387
Sep 15, 2020
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Michael Ludwig, seit zwei Jahren Bürgermeister von Wien und prominentes Mitglied der SPÖ, diskutiert die politischen Herausforderungen der Stadt im Wahlkampf. Er spricht über die Integrationsproblematik von Flüchtlingskindern und die Bedeutung der politischen Teilhabe. Ludwig thematisiert die Doppelstaatsbürgerschaft und die finanziellen Hürden, die damit verbunden sind. Auch die Rolle der Sozialdemokratie in Zeiten rechtspopulistischer Strömungen wird beleuchtet, während er sein Verhältnis zu den Grünen und Türkisen hinterfragt.
Bürgermeister Michael Ludwig kritisiert die zynische Haltung der Bundesregierung gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingskindern und fordert mehr Solidarität auf europäischer Ebene.
Die Herausforderungen der migrantischen Jugendlichen in Wien, einschließlich mangelnder politischer Vertretung und gesellschaftlicher Integration, erfordern kontinuierlichen Dialog und integrative Ansätze.
Deep dives
Der Unterschwellen-Wahlkampf in Wien
Der Wahlkampf in Wien hat sich in diesem Jahr grundlegend verändert, vor allem durch den vorübergehenden Stopp des rechtsextremen Ansturms der FPÖ, der durch das Ibiza-Video ausgelöst wurde. Trotz dieser Entwicklung bleibt Ausländerfeindlichkeit und nationalistische Rhetorik ein dominantes Thema, welches die politische Landschaft weiterhin prägt. Die rot-grüne Stadtregierung sieht sich dabei Herausforderungen gegenüber, besonders in einem von der Türkis-Grünen Regierung dominierten Land. Es stellt sich die Frage, wie die Traditionslinie des Roten Wien, stolz von vielen Wienern, in diesen turbulenten Zeiten aufrechterhalten werden kann.
Corona-Management in Wien
Die Corona-Pandemie bleibt ein zentrales Thema für den Wiener Bürgermeister, der die städtischen Gesundheitsstrategien als stabil und wirksam erachtet. Trotz stagnierender Inzidenzzahlen gibt es Berichte über lange Wartezeiten auf Testergebnisse, woraufhin Maßnahmen zur Personalaufstockung beschlossen wurden. Wien hat frühzeitig Zugangsbeschränkungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern erlassen, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. Der Bürgermeister betont die Notwendigkeit, Tests weiterhin aufrechtzuerhalten, während er gleichzeitig die tatsächlichen Erkrankungszahlen in Relation zu den Inzidenzen stellt.
Flüchtlingsaufnahme und Solidarität
Obwohl Wien kürzlich um die Aufnahme von 100 Flüchtlingskindern aus dem überfüllten Lager Moria gebeten hat, wird die Notwendigkeit einer Zustimmung der Bundesregierung betont. Die Stadt hat sich stets an ihre Quote gehalten und bietet bereits Unterstützung und Schutz für geflüchtete Kinder. Der Bürgermeister kritisiert die zynische und herzlose politische Haltung der Bundesregierung und fordert Solidarität nicht nur innerhalb Österreichs, sondern auch auf europäischer Ebene. Er erinnert daran, dass andere Länder, wie Libanon und Jordanien, erfolgreich Millionen von Flüchtlingen menschengerecht versorgen.
Herausforderungen für migrantische Jugendliche
Ein großes Problem für viele migrantische Jugendliche in Wien ist das Fehlen einer politischen Vertretung, da sie oft nicht wahlberechtigt sind. Diese Jugendlichen empfinden sich nicht repräsentiert und sehen sich durch eine unzureichende gesellschaftliche Integration benachteiligt. Fragen zu Bildungs- und Arbeitsmarktmöglichkeiten sind für diese Gruppe von zentraler Bedeutung, komplexe Herausforderungen wie Sprachbarieren und soziale Stigmatisierung stehen ebenfalls im Vordergrund. Der Bürgermeister hebt hervor, dass ein kontinuierlicher Dialog und integrative Ansätze notwendig sind, um diesen Herausforderungen zu begegnen und den sozialen Aufstieg zu fördern.
Rittern um Wien. Rotgrün, Rottürkis, Rotsolo oder was? Eine Falter-Interviewserie zum Wiener Wahlkampf. In der ersten Folge: Nina Horaczek und Raimund Löw im Gespräch mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) über Flüchtlingskinder, rechtsrechte Hetze und sein Verhältnis zu Grünen und Türkisen.
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