Das Fellner-Imperium (2/5): Kampfansage "Österreich"
Jun 18, 2022
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Harald Fiedler, Leiter des Medienressorts beim Standard und ein versierter Experte für den österreichischen Medienmarkt, beleuchtet Wolfgang Fellners unstillbaren Ehrgeiz. Fellner greift mit seiner Boulevardzeitung 'Österreich' die 'Kronen Zeitung' an und überschreitet dabei immer wieder ethische Grenzen. Fiedler diskutiert seine umstrittenen Methoden, die von erfundenen Geschichten bis zu zweifelhaften Interviews reichen. Zudem wird die kritische Beziehung zwischen Medien und Politik in Österreich analysiert, mit einem besonderen Fokus auf Korruptionsvorwürfe.
Wolfgang Fellner strebt an, der Zeitungskönig von Österreich zu werden, trotz der Konkurrenz und finanzieller Schwierigkeiten beim Start der Zeitung "Österreich".
Die provokante Berichterstattung von "Österreich", die oft ethische Grenzen überschreitet, führte zu Kontroversen über die Rolle der Medien in der Gesellschaft.
Deep dives
Wolfgang Fellner: Ein Aufstieg und Fall
Wolfgang Fellner war in den 90er Jahren ein erfolgreicher Medienmacher, der mit der Schülerzeitung Rennbahn Express und dem Wochenmagazin News große Erfolge feierte. Sein Ziel war es, zum Zeitungskönig von Österreich aufzusteigen, was ihm mit der Gründung seiner Boulevardzeitung Österreich gelingen sollte. Doch trotz vieler Ambitionen verlief sein weiterer Aufstieg nicht so steil, wie erhofft, und fiel bald auf harte Realitäten. Die Herausforderungen, mit denen Fellner konfrontiert wurde, waren vielfältig, insbesondere durch den Konkurrenzdruck und Marktveränderungen.
Gründung der Zeitung Österreich
Fellner stellte hohe Ansprüche an die neue Tageszeitung, die er als Mischung aus Kauf- und Gratiszeitung konzipieren wollte. Der Start verlief jedoch holprig aufgrund fehlender Investoren und der Notwendigkeit, eine eigene Druckerei und Vertriebswege aufzubauen. Zudem musste er mit bereits bestehenden Gratiszeitungen wie Heute konkurrieren, die die Zielgruppe in Wien stark dominierten. Trotz dieser Schwierigkeiten setzte Fellner seine Vision fort und startete die erste Ausgabe im Jahr 2006, die allerdings von den ursprünglichen Qualitätsansprüchen stark abwich.
Berichterstattung und ethische Grenzen
Die Berichterstattung von Österreich zeichnete sich von Anfang an durch provokante Schlagzeilen und einen skandalträchtigen Stil aus, der die Grenzen des Journalismus oft überschritt. Ein markantes Beispiel war die Intervention während einer Geiselnahme, als ein Reporter direkt mit dem Geiselnehmer telefonierte und versuchte, Informationen zu erlangen, während die Polizei im Hintergrund agierte. Diese Art der Berichterstattung sorgte für große Kontroversen und diskutierte die Rolle der Medien bei der Gefährdung von Menschenleben. Dies prägte das Bild von Österreich als eine Zeitung, die für hohe Reichweiten bereit war, ethische Standards zu ignorieren.
Fellners unverblümter Stil im Fernsehen
Mit der Gründung von OE24 TV setzte Fellner seinen Stil auch im Fernsehen fort, indem er selbst vor der Kamera auftrat und umstrittene Persönlichkeiten einlud, um kontroverse Diskussionen zu führen. Er scheute sich nicht, populistische und radikale Themen aufzugreifen, um seine Reichweite zu maximieren. Diese Vorgehensweise führte zu einer Popularität von Formaten, die stark in die politische Polarisierung eintauchten und die Bedeutung journalistischer Integrität in Frage stellten. Fellners Fokus auf Einschaltquoten und Sensationalismus verdeutlichte seinen kompromisslosen Ansatz in der Medienlandschaft.
Nach seinem Raketenstart mit "News" will Wolfgang Fellner zum führenden Medienmacher des Landes werden. Und um das zu erreichen, schreckt er vor fast nichts zurück
Anfang der 2000er-Jahre ist Wolfgang Fellner auf dem Höhepunkt seiner Karriere – "News" hat ihn zum Magazinkaiser gemacht und zu einem der einflussreichsten Medienmacher des Landes. Doch nach dem lukrativen Exit denkt er nicht daran, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Er will mehr – er will auch Zeitungskönig von Österreich werden.
In dieser Folge von "Inside Austria" sehen wir uns an, wie Wolfgang Fellner mit der Tageszeitung "Österreich" den Platzhirschen "Kronen Zeitung" angreift – und mit seinen großen Ambitionen gegen Mauern läuft. Wir zeigen, wie Fellner auf seinem Weg zu immer fragwürdigeren Methoden greift und wie er mit seiner Berichterstattung wieder und wieder Grenzen überschreitet: Mutmaßlich ausgedachte Geschichten, anzügliche Interviews, brutale Bilder und Gespräche mit Rechtsextremen – alles für die Reichweite.
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