Nikola Milicevic - Exilkroaten in der Bundesrepublik
Jan 10, 2025
auto_awesome
Matthias von Hellfeld ist Geschichtsexperte und beleuchtet die dunkle Geschichte der kroatischen Exilanten in Deutschland. Danijel Majic, ein Journalist, der den Mord an Nikola Milicevic untersucht hat, erzählt von den politischen Hintergründen dieser Tat und den Geheimdiensten. Matthias Thaden spricht über die Exilopposition und die Ustascha-Bewegung. Silke Hahne bietet Einblicke in das heutige Kroatien und die Folgen der jugoslawischen Geschichte. Die Diskussion umfasst auch die heutigen Herausforderungen Kroatiens im Kontext von Nationalismus und EU.
Der Mord an Nikola Milicevic verdeutlicht die politischen Spannungen und die geheime Gewalt, die Exilkroaten in der Bundesrepublik erlebten.
Die Aktivitäten des jugoslawischen Geheimdienstes schufen ein Klima der Angst unter Exilkroaten und verdeutlichten die Komplexität historischer Konflikte.
Deep dives
Der Mord an Nikola Milicevic
Der Mord an Nikola Milicevic, auch bekannt als B-Bahn, ereignete sich im Januar 1980 in Frankfurt am Main, als er während eines nächtlichen Übergriffs erschossen wurde. Die Ermittlungen blieben bis heute ohne eindeutige Aufklärung, und es gibt viele Spekulationen über die Hintergründe und mögliche Täter, darunter der jugoslawische Geheimdienst. Milicevic war ein Exilkroate, der politischen Asyl suchte, was seine Zielscheibenrolle in einem bestehenden Konflikt zwischen jugoslawischen und kroatischen Gruppierungen erklärt. Dieser Fall offenbart markante Aspekte der politischen Gewalt in der Bundesrepublik, die oft erst nach einem Mord zur Diskussion standen, aber zeugen von einem versteckten Krieg im Schatten.
Exilkroaten und ihre Rolle in Deutschland
Die Exilkroaten, die in Deutschland leben, sind eine vielschichtige Gruppe, die unter anderem auch Mitglieder der ultranationalistischen Utascha-Bewegung umfasste, die während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis kollaborierte. Viele Exilkroaten flohen nach Deutschland, um dem autoritären jugoslawischen Regime zu entkommen, dabei aber oft auch antifaschistische Resistenzen zu bilden. Ihre Möglichkeit, relativ ungehindert zu agieren, resultierte in eine Zeit von Anschlägen und politischer Gewalt, während sich die deutschen Sicherheitsbehörden mit der Herausforderung des jugoslawischen Geheimdienstes konfrontiert sahen. Diese Dynamik führte letztlich zu einem stillen Konflikt, über den in der deutschen Öffentlichkeit wenig bekannt war.
Geheimdienst und politische Intrigen
Der jugoslawische Geheimdienst, auch bekannt als Udba, spielte eine zentrale Rolle in der politischen Unterdrückung gegen Exilkroaten in der Bundesrepublik Deutschland, was in Mord- und Gewaltakten mündete. Die Udba wurde aktiv, um oppositionelle Stimmen zum Schweigen zu bringen, wozu auch gezielte Ausschaltung von vermeintlichen Gegnern gehörte. Diese Vorgehensweise führte zu einem Klima der Angst und Unsicherheit innerhalb der kroatischen Exilgemeinschaft, die in Spannungen zwischen verschiedenen politischen Strömungen resultierte. Der Fall Milicevic ist ein Beispiel für die brutal effektiven Methoden des jugoslawischen Geheimdienstes und zeigt, wie tief die Verwicklungen in der Geschichte der Nachkriegszeit sind.
Die Nachwirkungen und das Erbe des Konflikts
Der Mordfall und die Geheimdienstaktivitäten hinterließen bleibende Spuren in der Wahrnehmung der politischen Realität in Deutschland und im ehemaligen Jugoslawien. Kroatien hat sich seit der Unabhängigkeit 1991 stark verändert, doch die Komplexität der Geschichte zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und den Auswirkungen des Jugoslawienkriegs ist weiterhin spürbar. Die Aufarbeitung dieser Zeit bleibt in den ehemaligen jugoslawischen Republiken eine heikle Angelegenheit, in der nationale Identitäten oft auf kostspielige Weise konstruiert werden. Es ist essenziell, diese Geschichte im Kontext der gegenwärtigen geopolitischen Spannungen zu verstehen, die Parallelen zum heutigen globalen Geschehen aufweisen.
Vor 45 Jahren wird in Frankfurt am Main der kroatische Migrant Nikola Milicevic erschossen. Dahinter steckt vermutlich der jugoslawische Geheimdienst. Es war nicht der einzige Anschlag auf Exilkroaten.
**********
Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:12:25 - Der Journalist Danijel Majic erzählt die Geschichte von Nicola Milicevic
00:23:17 - Matthias Thaden vom Museum europäischer Kulturen in Berlin hat die kroatische Exilopposition in der Bundesrepublik erforscht
00:34:24 - ARD-Korrespondentin Silke Hahne berichtet über das heutige Kroatien und die Spuren der Auseinandersetzung Jugoslawiens mit der Utascha