Angelika Gifford: "Mitarbeiter durchschauen dich viel mehr, als du denkst"
May 1, 2023
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Angelika Gifford, die Vizechefin von Meta für Europa, spricht über die Bedeutung von Ehrlichkeit im Berufsleben. Sie betont, wie wichtig Transparenz bei schwierigen Entscheidungen ist, selbst wenn nicht immer die volle Wahrheit gesagt werden kann. Gifford diskutiert auch, wie Mitarbeitende ihre Überforderung kommunizieren sollten und welche Risiken damit verbunden sind. Außerdem reflektiert sie über den Unterschied zwischen beruflichem und privatem Selbst und wie Authentizität in der Führung echte Teamkultur fördern kann.
Ehrlichkeit ist entscheidend für wirksame Führung, da sie Transparenz und Empathie fördert und ein gesundes Arbeitsumfeld schafft.
Eine offene Unternehmenskultur ermöglicht Mitarbeitern, ihre Gedanken ohne Angst vor Konsequenzen zu äußern, was die Teamdynamik verbessert.
Feedback-Kultur ist essenziell für die Entwicklung, wobei sowohl Lob als auch konstruktive Kritik respektvoll und offen geäußert werden sollten.
Deep dives
Die Rolle von Ehrlichkeit in der Führung
Ehrlichkeit wird als eine Schlüsselkomponente für effektive Führung bezeichnet. Die Diskussion zeigt, dass Transparenz und Empathie in der Führung von entscheidender Bedeutung sind, um ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Führungskraft muss die Balance finden zwischen offener Kommunikation und dem Respekt vor der Privatsphäre ihrer Mitarbeiter. Letztlich sollte Ehrlichkeit so vermittelt werden, dass sie sowohl Vertrauen aufbaut als auch die Kultur eines Unternehmens prägt.
Die Bedeutung der Unternehmenskultur
In der heutigen Unternehmenslandschaft spielt die Kultur eine zentrale Rolle für den Erfolg von Teams. Eine offene Unternehmenskultur fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch die Teamdynamik, indem sie Mitarbeitern ermöglicht, ihre Meinungen und Bedenken ohne Angst vor Konsequenzen zu äußern. Veränderungen in der Unternehmenskultur, wie etwa der Wechsel zu einer 'Du'-Anrede, sollen eine informellere und vertrautere Arbeitsatmosphäre schaffen. Dies kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Mitarbeitern und Führungskräften haben.
Feedback-Kultur enablen
Die Einrichtung einer Feedback-Kultur wird als essenziell erachtet, um stetige Entwicklung in einem Unternehmen zu fördern. Effektives Feedback sollte respektvoll und konstruktiv sein, wobei Mitarbeiter sich nicht scheuen sollten, auch die Führungskräfte zu kritisieren. Gleichzeitig muss die Führungskraft lernen, Kritik anzunehmen und als Chance zur Verbesserung zu sehen. Es wird ein Dialog angestrebt, in dem sowohl Lob als auch konstruktive Kritik angemessen geäußert werden können.
Die Herausforderung von Überforderung und Ehrlichkeit
Mitarbeiter stehen oft vor der Herausforderung, ihre Überforderung zu kommunizieren, aus Angst, negative Konsequenzen für ihre Karriere zu erleben. Es ist wichtig, dass Führungskräfte ein sicheres Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter offen über ihre Belastungen sprechen können. Ehrlichkeit sollte jedoch in einem Rahmen geübt werden, der nicht das Vertrauen gefährdet, das zwischen Führungskräften und Mitarbeitern besteht. Das Finden einer angemessenen Kommunikationsform wird als entscheidend erachtet, um sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeiter als auch den Erfolg des Unternehmens zu fördern.
Manipulation vs. Ehrlichkeit im Umgang
Der Unterschied zwischen ehrlichem Austausch und manipulativen Strategien in der Kommunikation wird als kritisch beschrieben. Es wird betont, dass jede Art von Kommunikation, die dazu dient, eine gewisse Atmosphäre zu schaffen, auch den Verdacht der Manipulation hervorrufen kann. Authentizität wird als ein wesentlicher Wert angesehen, der sowohl in privaten als auch beruflichen Beziehungen wichtig ist. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zu finden zwischen dem Wunsch, ein positives Bild zu vermitteln und der Notwendigkeit, echte, unverzerrte Gespräche zu führen.
Wie ehrlich sollte man im Job sein? Darum geht es in der neuen Folge unseres Podcasts "Was Chefinnen wirklich denken". Zu Gast ist Angelika Gifford, die Vizechefin von Meta für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Die 58-Jährige erzählt, wie sie schwierige Entscheidungen, auch wenn es um Stellenabbau geht, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommuniziert. Ihr Anspruch ist: maximale Ehrlichkeit. Doch das könne in ihrem Job nicht immer gelingen. Kann sie nicht die ganze Wahrheit sagen, entscheidet sie sich für Transparenz und kommuniziert ihren Konflikt offen gegenüber den Mitarbeitenden: "Das kann ich erzählen. Es gibt weitere Dinge, die kann ich nicht erzählen." Insgesamt, so Gifford, habe Ehrlichkeit "viel damit zu tun, dass man sich traut".
Im Podcast geht es aber nicht nur darum, wie viel Wahrheit Führungskräfte ihren Mitarbeitenden zumuten, sondern auch, wie ehrlich Mitarbeitende selbst gegenüber ihren Führungskräften sein können. Sollte man sagen, wenn man überfordert ist – oder gefährdet man damit die nächste Beförderung? "Ich würde nicht uneingeschränkt sagen: Ja, erzähl mal, wenn du überfordert bist", sagt Gifford. Man müsse genau abwägen, was man wie erzähle und in welcher Phase seiner Karriere. Denn: "Ehrlichkeit kann auch für dich ein Nachteil sein."
An den Satz "Privat bin ich ganz anders" glaubt sie nicht. "So komplett anders zu sein, das geht nicht. Aber auch ich bin privat ein Stück weit anders", sagt Angelika Gifford.
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