Judith Hanft, Archivarin bei Schott in Jena, beleuchtet das eindrucksvolle Leben der Chemikerin Marga Faulstich. Sie erzählt von Faulstichs Spitznamen "Kugelblitz" und ihrem Aufstieg zur Pionierin der Brillentechnologie. Die Zuhörer erfahren, wie sie über 40 Patente anmeldete und bedeutende Erfindungen wie das revolutionäre Leichtgewichtglas und die selbsttönende Sonnenbrille entwickelte. Diese Innovationen veränderten die Brillenindustrie nachhaltig und machten das Tragen von Brillen leichter und komfortabler für viele Menschen.
14:21
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Erzwungene Umsiedlung der Glasmacher
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten die West-Alliierten 41 wichtige Glasmacher aus Jena in die amerikanische Besatzungszone.
Marga Faulstich gehörte zu ihnen und begann dort unter provisorischen Verhältnissen neu, getrennt von der Heimat und Familie.
insights INSIGHT
Pionierin in Männerdomäne
Marga Faulstich wurde erste weibliche Führungskraft bei Schott und leitete die optische Forschung mit großem Erfolg.
Glasentwicklung war damals sehr herausfordernd, da die Materialzusammensetzungen auf Erfahrung und nicht auf Berechnungen basierten.
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Spitzname Kugelblitz
Marga Faulstich bekam den Spitznamen "Kugelblitz" wegen ihres schnellen und überraschenden Auftauchens in Produktionsabläufen.
Sie erschien oft genau dann, wenn Probleme auftraten und man lieber allein war.
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Die Chemikerin Marga Faulstich, am 16.6.1915 in Weimar geboren, prägte als Pionierin der Optik mit über 40 Patenten maßgeblich die moderne Brillenglasherstellung.
In diesem Zeitzeichen erzählt Martina Meißner:
wie Marga Faulstich zum Spitznamen "Kugelblitz" kommt,
warum die westlichen Alliierten 41 Mitarbeiter der Glaswerke Schott aus der sowjetischen Besatzungszone nach Heidenheim, Zwiesel und Landshut bringen,
warum der Vorstandvorsitzende Erich Schott die Mitarbeiterin Marga Faulstich recht unpassend als "teuerstes Mädchen von Schott" bezeichnet,
warum das Brillenglas "Schwerflint 64" so revolutionär ist.
Marga Faulstich fängt 1935 als Laborantin bei den Glaswerken Schott in Jena an. Im Laufe ihres Lebens entwickelt sie 300 optische Gläser und bekommt mehr als 40 Patente. Ihre wohl wichtigste Erfindung ist ein Leichtgewichtglas mit hoher Lichtbrechung für Brillengläser. Brillenfassungen werden damit leichter und filigraner, dazu werden in der Herstellung Rohstoffe gespart.
44 Jahre lang arbeitet Marga Faulstich für Schott. Ihr gelingt in dieser Zeit eine weitere grandiose Erfindung: die selbsttönende Sonnenbrille. 1972, nach unzähligen Versuchsschmelzen mit verschiedensten Stoffen und Zusammensetzungen, findet sie die richtige Mischung für das "phototrope" Glas. Spezielle Metalloxide führen dazu, dass sich das Glas bei Sonneneinstrahlung selbst verdunkelt und wieder aufhellt, wenn es keine Sonneneinstrahlung mehr gibt. 1998 stirbt Marga Faulstich im Alter von 82 Jahren.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Judith Hanft, Archivarin bei Schott in Jena
Archiv der Firma Schott
Schott Glaswerke (Hrsg.): Von Jena nach Mainz - und zurück. Schott-Geschichte zwischen Kaltem Krieg und deutscher Wiedervereinigung, Mainz 1995