Oktoberfest in Brasilien: Eine deutsche Kolonie im Regenwald
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Sep 2, 2025
Die brasilianische Stadt Blumenau hat eine faszinierende deutsche Kolonialgeschichte. 1850 gegründet von Hermann Blumenau, kämpfen die Einwanderer mit zahlreichen Widrigkeiten. Die indigene Bevölkerung wurde während der Besiedlung brutal vertrieben. Bis heute wird in Blumenau das Oktoberfest gefeiert, das als kulturelles Bindeglied zwischen Deutschland und Brasilien fungiert. Historiker und Nachkommen des Gründers beleuchten die duale Identität und die Auswirkungen des Nationalismus auf diese einzigartige Kolonie.
14:50
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insights INSIGHT
Erfundene Tradition Für Tourismus
Das heutige Bild von deutschem Bierfest mit Trachten ist größtenteils eine erfundene Tradition für Tourismuszwecke.
Die ursprünglichen Siedler kamen überwiegend aus Mittel- und Norddeutschland, nicht aus Süddeutschland.
insights INSIGHT
Migration Als Staatliche Kolonisationspolitik
Nach der Unabhängigkeit 1822 förderte Brasilien gezielt europäische Bauern zur Besiedlung und Kontrolle großer Landgebiete.
Kaiserliche Agenten rekrutierten Migranten, um Landwirtschaft und staatliche Präsenz in entlegenen Regionen zu stärken.
insights INSIGHT
Rassistisches Ziel Der Einwanderung
Die Theorie des "branqueamento" zielte auf Vermischung mit weißen Europäern, um die Bevölkerung "aufzuweisen".
Diese rassistische Vorstellung war staatlich wie gesellschaftlich verbreitet und rechtfertigte gezielte Einwanderungspolitik.
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Was hat die brasilianische Stadt Blumenau mit deutscher Kolonialgeschichte, Kultur und Tourismus zu tun? Am 2. September 1850 wurde sie von Hermann Blumenau gegründet.
In diesem Zeitzeichen erzählt Andrea Kath:
mit wie vielen deutschen Einwanderern die spätere Stadt Blumenau gegründet wird,
mit welchen Widrigkeiten und welchem Widerstand die Kolonisten konfrontiert sind,
was es mit der kolonial-rassistischen Theorie des "branqueamento" auf sich hat,
mit welchen Getränken heute im südbrasilianischen Blumenau das Oktoberfest gefeiert wird,
was an Blumenau noch deutsch ist.
Hermann Blumenau ist kein typischer Auswanderer: Als er 1846 seine erste Reise nach Brasilien antritt, ist er im Auftrag einer Auswanderungsgesellschaft unterwegs, die dort geeignetes Land für Deutsche sucht. Die meisten von ihnen verlassen die Heimat aus Not. Es sind verarmte Bauern aus dem Hunsrück, Rheinland-Pfalz, Franken oder Pommern.
Für die Besiedlung wird die indigene Bevölkerung vertrieben. Wie viele Indigene in Blumenau und Umgebung getötet werden, ist nicht bekannt. Von all dem erfahren die Auswanderungswilligen in Deutschland nichts. Man will Menschen anwerben, nicht abschrecken.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Elisangela Leitzke (Historikerin und gebürtige Blumenauerin)
Frederik Schulze (Historiker und Lateinamerika-Experte an der Universität Köln)
Jutta Blumenau-Niesel (Urenkelin von Hermann Blumenau, Gründer der Siedlung)
Karl Fouquet: Dr. Hermann Blumenau. Ein Bild seines Lebens. Sao Leopoldo 1979
Elisangela Leitzke: Die deutsche Einwanderung in Brasilien im 19. und 20. Jahrhundert. Das Leben der Einwanderer und deren Nachkommen in Südbrasilien. Pastor Faulhaber als Beispiel eines Werdegangs. München 2012
Stefan Rinke und Karina Kriegesmann (Hg.): Zwischen Humanitarismus und Zivilisierung. Eine deutsch-portugiesische kritische Edition von Hugo Genschs "Die Erziehung eines Indianerkindes" (1908). Freiburg im Breisgau 2024
Frederik Schulze: Auswanderung als nationalistisches Projekt. "Deutschtum" und Kolonialdiskurs im südlichen Brasilien (1824-1941). Köln, Weimar, Wien 2016
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