Nina Kolleck: Radikalisierte Jugendliche – und der Einfluss von NGOs
May 12, 2025
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Nina Kolleck, Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie an der Universität Potsdam, erforscht die Radikalisierung von Jugendlichen und die Rolle sozialer Netzwerke. Sie diskutiert, wie TikToks Algorithmen Inhalte für junge Menschen steuern und Falschinformationen verbreiten. Kolleck beleuchtet auch den Einfluss von NGOs auf Bildung sowie die Spannungen zwischen diesen und staatlichen Institutionen. Zudem geht sie auf die Herausforderungen der Medienkompetenz in Schulen und die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit digitalen Medien ein.
NGOs haben einen bedeutenden Einfluss auf das Bildungssystem, indem sie sowohl positive als auch negative Aspekte in Bildungsprozesse einbringen.
Die Radikalisierung junger Menschen in sozialen Medien wird durch Algorithmen verstärkt, die gefährliche Inhalte fördern und kritische Medienkompetenz erforderlich machen.
Deep dives
Der Einfluss von NGOs auf Bildungssysteme
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) spielen eine zunehmend bedeutende Rolle im globalen Bildungssystem, insbesondere durch ihre Vernetzung auf transnationaler Ebene. Diese Organisationen gestalten Bildungsprozesse durch die Bereitstellung von Lehrmaterialien, finanzielle Unterstützung für Projekte und politische Lobbyarbeit, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Schulen und Lernende hat. Während NGOs wie Greenpeace und Teach for All sich für Bildungsgerechtigkeit und innovative pädagogische Ansätze einsetzen, besteht auch die Gefahr, dass wirtschaftsnahe Organisationen Bildung im Sinne ihrer eigenen Interessen beeinflussen. Beispielsweise können Unternehmen Stiftungen gründen, die Bildungseinrichtungen Materialien zur Verfügung stellen, welche nicht unbedingt dem Gemeinwohl dienen.
Die Auswirkungen der Algorithmusgesteuerten Inhalte
Algorithmen in sozialen Medien haben das Potenzial, Nutzer in Radikalisierungsfalle zu führen, indem sie Nutzer mit immer extremeren Inhalten konfrontieren. Plattformen wie TikTok zeigen Inhalte basierend auf dem Nutzerverhalten und können dadurch die Verbreitung von Fehlinformationen und extremistischen Ansichten erleichtern. Diese Mechanismen wirken sich besonders negativ auf junge Menschen aus, die anfälliger für Manipulation sind und durch den Algorithmus in eine spiralförmige Radikalisierung gedrängt werden können. Eine Studie zeigt, dass über eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Deutschland aufgrund ihres Medienkonsums Probleme haben, was die Relevanz von Medienbildung in Schulen unterstreicht.
Die Herausforderungen der Medienbildung in Schulen
Die Schulen sind aktuell nicht ausreichend vorbereitet, um den Schülern die notwendigen Medienkompetenzen zu vermitteln, um kritisch mit digitalen Inhalten umzugehen. Es fehlt an kontinuierlicher Fortbildung für Lehrkräfte und an der Integration von Medienbildung in die Lehrpläne, was dazu führt, dass viele Schüler unzureichend auf den Umgang mit sozialen Medien vorbereitet sind. Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, den Schülern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch kritisches Denken und Resilienz in Bezug auf problematische Online-Inhalte zu fördern. Daher ist es entscheidend, dass die Bildungspolitik diesem Thema mehr Aufmerksamkeit schenkt und Schulen die erforderliche Unterstützung bieten, um Medienkompetenz zu entwickeln.
Vergleich der internationaler Bildungssysteme
Im Vergleich zu anderen Ländern, wie Kanada, hat das Bildungssystem in Deutschland deutlich weniger Möglichkeiten für individuelle Förderung und einen stärkeren Fokus auf akademische Leistungen der Eltern. Kanada wird als Vorbild genannt, da das Schulsystem stark schülerzentriert und inklusiv ist, mit großen Wahlmöglichkeiten für die Schüler und einem hohen Praxisbezug. Die Verantwortung für die Bildung von Kindern wird dort stärker von der Schule, statt von den Eltern getragen, was zu einem geringeren Einfluss des sozialen Hintergrunds auf die Bildungschancen führt. Diese Unterschiede verdeutlichen die Notwendigkeit für Reformen im deutschen Bildungssystem, um allen Kindern gerechte Chancen zu bieten.
Wenn sich junge Menschen radikalisieren, dann passiert das vor allem in den sozialen Medien. Nina Kolleck untersucht solche Vorgänge. Sie ist Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie an der Universität Potsdam und interessiert sich die Rolle sozialer Netzwerke.
Dazu gehören nicht nur die medialen Netze, sondern auch Netzwerke, die von außen auf das Bildungssystem einwirken wollen. Nicht-Regierungs-Organisationen etwa nehmen Einfluss auf die Bildung weltweit. Sie haben dazu kein Mandat, keinen Auftrag – aber Interessen. Ihre Ziele sind unterschiedlich: Manche wollen Bildungsgerechtigkeit und Bildung für Nachhaltigkeit fördern – andere agieren im Sinne von Unternehmen.
Studie
Längsschnittstudie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE): Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen | https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/dak-studie-mediensucht-2024_91442
Medientipp
Tobi Krell – Wege aus dem Hass | https://1.ard.de/wege_aus_dem_hass?pod=dsb
Kontakt
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