Wie schafft man den Absprung aus der rechtsextremen Szene, Fabian Wichmann?
May 7, 2024
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Fabian Wichmann, der seit 2009 bei der Aussteigerorganisation Exit-Deutschland arbeitet, erzählt von seiner Arbeit mit Menschen, die aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollen. Er betont die Wichtigkeit von Reflexion und Vertrauen, während er persönliche Herausforderungen und Bedrohungen beschreibt, mit denen Aussteiger konfrontiert sind. Wichmann schildert, wie ein Gedenkstättenbesuch als Wendepunkt für einen ehemaligen Neonazi diente und reflektiert über das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz in der Ausstiegsbegleitung.
Der Ausstieg aus der rechtsextremen Szene beginnt oft mit persönlichen Zweifeln und erfordert intensive Unterstützung über zwei bis vier Jahre.
Die Reflexion über die eigene Biografie und den Einfluss des sozialen Umfelds sind entscheidend für einen erfolgreichen Ausstieg.
Deep dives
Rechtsextremismus in Zahlen
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 20.967 rechtsextremistische Straftaten registriert, was mehr als 57 Taten pro Tag entspricht. Dies umfasst ein breites Spektrum an Delikten, darunter die Verwendung verbotener Nazi-Symbole, rassistische Beleidigungen und körperliche Übergriffe. Darüber hinaus identifiziert der Verfassungsschutz rund 39.000 Menschen als rechtsextrem, von denen 14.000 als gewaltbereit eingestuft werden. Diese alarmierenden Zahlen zeigen die Dringlichkeit, mit der das Thema Rechtsextremismus behandelt werden muss.
Der Prozess der Ausstiegsbegleitung
Die Ausstiegsbegleitung wird durch ein breites Spektrum an Aktivitäten definiert, die von der Unterstützung Einzelner bis zur Öffentlichkeitsarbeit reichen. Personen, die Hilfe suchen, stammen aus verschiedenen sozialen Schichten, einschließlich Studierenden und Arbeitssuchenden. Der Weg zum Ausstieg beginnt oft mit internen Zweifeln, selbstgeprüften Ideologien und externem Druck, etwa durch strafrechtliche Verfolgung. Diese Zweifel müssen ernst genommen werden, um einen echten Veränderungsprozess zu ermöglichen.
Motivationen und Herausforderungen des Ausstiegs
Menschen entscheiden sich oft aus persönlichen Erfahrungen von Gewalt oder aus tiefgreifenden Zweifeln an ihrer Ideologie für einen Ausstieg. Faktoren wie Selbstwahrnehmung und der Einfluss des sozialen Umfelds sind entscheidend in diesem Prozess. Die Begleiter müssen oft mit komplexen Situationen umgehen, bei denen der Druck von außen sowohl für den Aussteiger als auch für das unterstützende Team groß ist. Externe Motivationen können hilfreich sein, jedoch ist es wichtig, solche strategischen Kontakte ernsthaft zu überprüfen, um echte Veränderungen herbeizuführen.
Langfristige Unterstützung nach dem Ausstieg
Der Ausstieg aus der rechtsextremen Szene erfordert in der Regel zwei bis vier Jahre intensiver Unterstützung, um den Prozess erfolgreich zu gestalten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und den nachfolgenden Problemen auch nach dieser Zeit weitergeht. Auch nach vielen Jahren können Nachwirkungen auftreten, die eine andauernde Begleitung erfordern. Die Rückkehr in ein normales Leben und der Umgang mit den neuen Herausforderungen sind essenzielle Aspekte, die nicht ignoriert werden dürfen.
"An uns wenden sich Menschen aus allen Schichten, vom Lehrer über den Anwalt bis zum Arbeitssuchenden", sagt Fabian Wichmann im Podcast "Frisch an die Arbeit". Wichmann arbeitet seit 2009 bei der Aussteigerorganisation Exit-Deutschland. Er hilft Menschen, die sich lange in rechtsextremen Kreisen bewegt haben, außerhalb der Szene ein neues Leben aufzubauen. "Am Anfang steht die Reflexion: Wie bin ich dort hineingekommen? Dann sprechen wir über praktische Dinge: Wie kann die Sicherheit gewährleistet werden, von der Namensänderung bis zum Identitätswechsel?", sagt er.
Fabian Wichmann ist Jahrgang 1980 und in den Neunzigerjahren in Brandenburg aufgewachsen. Damals sei er viel mit Neonazis aneinandergeraten, erzählt er. Das sei ein Auslöser für seinen heutigen Job gewesen. Ein Praktikum während seines Studiums bei Exit begeisterte ihn so, dass er blieb.
Im Podcast erzählt Wichmann, was passieren muss, damit sich Menschen für einen Ausstieg aus der Szene entscheiden. Wie er auf sein Bauchgefühl hört, wenn er jemanden – oft jahrelang – begleitet, und wie er damit umgeht, wenn er, aber auch die Ausstiegswilligen, immer wieder von Neonazis bedroht und in Gefahr gebracht werden.
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