Sarajuddin Rasuly, Politikwissenschaftler mit Fokus auf Afghanistan, Ewa Dziedzic, Grünen-Politikerin und außenpolitische Sprecherin, sowie Irene Horejs, Ex-Leiterin von ECHO, diskutieren die düstere Lage in Afghanistan nach dem Truppenabzug. Sie beleuchten die bevorstehende Rückkehr der Taliban und die Notwendigkeit humanitärer Hilfe. Auch die Herausforderungen für das Asylsystem in Österreich, insbesondere die Situation afghanischer Flüchtlinge und die verzweifelte Lage von Frauen vor Ort, stehen im Mittelpunkt des Gesprächs.
Der Abzug der internationalen Truppen hat zu einer dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan geführt, wodurch die Kontrolle der Taliban droht.
In Österreich gibt es eine hitzige Debatte über die Abschiebung afghanischer Asylwerber, die von der unsicheren Lage in Afghanistan und der Verantwortung der Gesellschaft geprägt ist.
Deep dives
Die Auswirkungen des Abzugs der westlichen Truppen
Der Abzug der amerikanischen und europäischen Truppen aus Afghanistan hat zu einer dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage im Land geführt. Berichten zufolge haben die Taliban in den letzten Monaten zahlreiche Distrikte eingenommen und setzen ihre Offensive fort, was zu einer Endzeitstimmung in Städten wie Kabul führt. Die afghanische Regierung steht unter Druck, da ihre Soldaten nicht in der Lage scheinen, die Kontrolle über die Provinzen zu behalten, was die Bevölkerung in große Angst versetzt. Experten prognostizieren, dass es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten zu einem Sturz der Regierung in Kabul kommen könnte, was die Unsicherheit für die Zivilbevölkerung weiter erhöht.
Humanitäre Hilfe in einer Krisensituation
Die humanitäre Situation in Afghanistan ist angesichts der fortschreitenden Kontrolle der Taliban äußerst besorgniserregend. Hilfsorganisationen sehen sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber, während sie versuchen, Zugang zu bedürftigen Menschen zu erhalten, da die Taliban offiziell ihre Unterstützung anstreben. Trotz dieser Bemühungen zeigen Berichte, dass viele Rückkehrer aus Europa in Afghanistan unter extremen Lebensbedingungen leiden und keine Perspektiven haben. Es gibt kaum Daten darüber, was mit diesen Menschen geschieht, nachdem sie abgeschoben wurden, und viele leiden unter Angst und Orientierungslosigkeit.
Politische Debatten und Abschiebungen in Österreich
In Österreich gibt es eine hitzige Debatte über die Abschiebung afghanischer Asylwerber, die durch einen tragischen Vorfall in Wien angeheizt wurde. Während einige politische Akteure eine schnellere Ausweisung von Straftätern fordern, betonen andere die Unsicherheit und Gefahr, die in Afghanistan herrscht, und plädieren für eine Evaluierung der Abschiebepolitik. Es wird argumentiert, dass die Gesellschaft in Österreich eine Verantwortung gegenüber den Afghanen hat, besonders in Anbetracht des kriegerischen Klimas und der drohenden Taliban-Herrschaft. Die Diskussion verdeutlicht die Komplexität der Asylpolitik und die Herausforderung, mit den unterschiedlichen Interessen und Bedrohungen umzugehen.
Wie sich die Katastrophe am Hindukusch auf unser Leben in Österreich auswirkt. Steht nach dem Abzug des Westens nach 20 Jahren ein Comeback der islamistisch-fundamentalistischen Taliban bevor? Sind Abschiebungen nach Afghanistan zumutbar? Zu hören: Afghanistan-Experte Sarajuddin Rasuly, Nationalratsabgeordnete Ewa Dziedzic (Grüne), ehemalige EU-Diplomatin Irene Horejs und Christian Ultsch, Chef des Auslandsressorts der Presse
Lesen Sie den FALTER vier Wochen lang kostenlos: https://abo.falter.at/gratis
Diese Debatte können Sie ab Freitag auch auf https://www.falter.tv sehen