#317 Erklär mir die Geschichte des Mannes, Wolfgang Schmale
Sep 24, 2024
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Wolfgang Schmale ist Historiker und ehemaliger Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien, spezialisiert auf Männlichkeit und Aufklärung. Er spricht über den Wandel der Geschlechterrollen im Kontext historischer Ereignisse wie der Aufklärung und der Französischen Revolution. Dabei beleuchtet er, wie patriarchale Strukturen entstanden sind und sich verändert haben. Schmale thematisiert auch die Symbolik von Herkules im Wandel der Zeit sowie die Herausforderungen einer modernen Definition von Männlichkeit in der Popkultur.
Die Sicht auf Männlichkeit hat sich über Jahrhunderte gewandelt, wobei alte Geschlechterrollen hinterfragt und nicht als natürlich angesehen werden sollten.
Die Aufklärung prägte ein Bild von Männern als rational und aktiv, das zur Festigung patriarchaler Strukturen und Geschlechterhierarchien führte.
Moderne gesellschaftliche Entwicklungen ermöglichen eine Neue Definition von Geschlechtsidentitäten, die Empathie und Respekt fördern und jenseits tradierten Normen leben.
Deep dives
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Historische Perspektiven der Männlichkeit
Die Diskussion zeigt, dass das Bild des Mannes über die Jahrhunderte hinweg einem Wandel unterliegt und nicht immer von Dominanz geprägt ist. Historiker Wolfgang Schmale argumentiert, dass es in der Vergangenheit Gesellschaften gab, in denen Frauen eine dominantere Rolle innehatten, wie beispielsweise bei den Amazonen. Das Patriarchat, wie es heute existiert, ist eine gesellschaftliche Konstruktion, die in bestimmten sozialen und wirtschaftlichen Kontexten entstand. Die unterschiedlichen Modelle von Geschlechterrollen und Hierarchien wurden im Laufe der Geschichte immer wieder hinterfragt und neu definiert.
Einfluss der Aufklärung auf Geschlechtsidentitäten
Die Aufklärung wird als prägende Ära betrachtet, in der Geschlechtsidentitäten und gesellschaftliche Rollen stark konstruiert wurden. Während dieser Zeit entstanden Ideale, die Männer als aktiv und rational und Frauen als passiv und emotional darstellten. Diese Konstruktionen führten zu einer Verewigung des patriarchalen Systems, das Frauen oft auf den häuslichen Bereich beschränkte. Schmale hebt hervor, dass viele gesellschaftliche Normen nicht natürlich, sondern historisch gewachsen und veränderbar sind.
Kampf um Geschlechtergerechtigkeit
Die Diskussion über Geschlechterhierarchien zeigt, dass der Abbau patriarchaler Strukturen seit dem Zweiten Weltkrieg ein mühsamer Prozess ist. Selbst im modernen Kontext gibt es Rückschritte, die die Gleichstellung der Geschlechter gefährden. Wolfgang Schmale erläutert, dass erst seit 200 Jahren ein schleichender Kampf für mehr Rechte, insbesondere für Frauen, stattfindet. Dieser Kampf bleibt herausfordernd und ist mit ständigen Rückschlägen konfrontiert, besonders in Zeiten politischer Unsicherheiten.
Hegemoniale Männlichkeit und gesellschaftliche Prinzipien
Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit wird eingeführt, um die gesellschaftlichen Normen zu erläutern, die Männern vorschreiben, stark, dominant und heterosexuell zu sein. Diese Normen führen zu Intoleranz gegenüber alternativen männlichen Identitäten, die nicht den Erwartungen entsprechen. Schmale betont, dass Diskriminierung und Ausgrenzung auf einem patriarchalen Fundament beruht, das sich seit Jahrhunderten in Formen wie dem Nationalsozialismus radikalisiert hat. Dieser Prozess führt dazu, dass Männlichkeit heute oft mit Gewalt und Kontrolle assoziiert wird.
Vielfalt neuer Männlichkeitsmodelle
In der heutigen Gesellschaft gibt es eine wachsende Vielfalt an Männlichkeitsmodellen, die von traditionellen Rollen wegführen. Wolfgang Schmale betont, dass dies eine historische Gelegenheit bietet, Geschlechtsidentitäten neu zu definieren und offen für verschiedene Ausdrucksformen zu sein. Soziale Entwicklungen zeigen, dass Männer nun die Freiheit haben, jenseits der alten Normen zu leben und ihre Identität selbst zu gestalten. Dies wird als Chance für mehr Empathie und gegenseitigen Respekt in der heutigen Gesellschaft gesehen.
Männer waren früher viel cooler als heute. Sie haben eher über ihre Gefühle gesprochen und hatten keine Angst, andere Männer anzugreifen. Dann kamen Aufklärung, Französische Revolution und der Mann wurde ein MANN. Der Historiker Wolfgang Schmale erklärt.
Wolfgang Schmale ist Historiker und war Professor für Geschichte der Neuzeitan der Universität Wien. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften.
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