Der Fall Kabuls und die Rettung in letzter Sekunde
Nov 5, 2024
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Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), teilt seine Einblicke zur dramatischen Lage in Kabul während der Taliban-Rückeroberung. Er diskutiert, wie Fehleinschätzungen von Geheimdiensten und Bundesregierung das Ausmaß der Krise verstärkten. Kahl beschreibt die chaotischen Evakuierungsversuche und die emotionalen Herausforderungen für gefährdete afghanische Ortskräfte. Besonders beleuchtet wird die diskrepante Lageeinschätzung und die riskanten Entscheidungen, die Tausende in Gefahr zurückließen. Ein eindringlicher Blick auf die dunklen Seiten der Geheimdienstarbeit.
Die verzweifelte Flucht einer afghanischen Familie zum Flughafen verdeutlicht die enorme physische und emotionale Belastung unter extremen Bedingungen.
Die massiven Fehlkalkulationen westlicher Geheimdienste führten zur Unterschätzung der Taliban, trotz 20 Jahren militärischer Präsenz in Afghanistan.
Die chaotische Evakuierungskonzeption erforderte improvisierte Lösungen und intensiven Kommunikation, um Mitarbeiter und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen.
Deep dives
Der verzweifelte Fluchtversuch
Die Erzählung fokussiert sich auf den verzweifelten Versuch einer afghanischen Familie, den Hamid Karzai International Airport in Kabul zu erreichen, um dem Taliban-Regime zu entkommen. Der Flughafen ist von einer massiven Menschenmenge umgeben, die in Panik versucht, Zugang zu dem Ort zu bekommen, der als letzte Hoffnung gilt. Der Protagonist greift die Hände seiner Kinder fester, während er die Qual der Flucht mit seiner schwangeren Frau bewältigt. Inmitten des Chaos und des Geruchs von Angst und Verzweiflung wird die körperliche und emotionale Belastung der Eltern deutlich, als sie sich dem unaufhaltsamen Drang der Menschenmenge entgegenstellen müssen.
Fehler bei der Lageeinschätzung
Der Podcast thematisiert die massiven Fehlkalkulationen der westlichen Geheimdienste und ihrer Einschätzungen zur Stabilität der afghanischen Sicherheitskräfte. Trotz 20 Jahren militärischer Präsenz und Unterstützung konnte die afghanische Armee nicht eigenständig gegen die Taliban bestehen, was auf unzureichende Ausbildung und Ausrüstung zurückzuführen war. Der Abzug der NATO-Truppen wurde viel zu schnell vorangetrieben, ohne die Realität vor Ort angemessen zu berücksichtigen. Dies führte dazu, dass die Taliban die Macht innerhalb kürzester Zeit übernehmen konnten, eine Entwicklung, die von vielen Experten völlig unterschätzt wurde.
Überforderung in einem chaotischen Umfeld
Die aufgezeichneten Erlebnisse vor Ort verdeutlichen die schockierende und chaotische Atmosphäre, in der die Evakuierung der deutschen Botschaft stattfinden musste. Sicherheitsberater und Botschaftsmitarbeiter müssen kurzfristig Entscheidungen treffen, da die Situation sich rapide zuspitzt und eine geordnete Evakuierung in Gefahr gerät. Währenddessen bleibt die Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern in Berlin und den Einsatzkräften vor Ort unzureichend, was die Lage noch komplizierter macht. Angesichts der dramatischen Entwicklungen müssen die Sicherheitskräfte improvisieren, um die verbleibenden Mitarbeiter und Ortskräfte sicher aus Kabul zu bringen.
Das Schrecken der Massenflucht
Besonders eindringlich wird das Bild der Massenflucht skizziert, bei der Menschen nahezu alles riskieren, um aus Kabul zu entkommen. Täuschend einfach scheint der Zugang zum Flughafen, doch in Wirklichkeit sind die Menschen vor dem Northgate in einem besorgniserregenden Gedränge gefangen. Die Gefahr der Erdrückung ist real, während die verzweifelten Anwohner versuchen, durchzukommen und die Kontrolle an den Gates nicht mehr gewährleistet ist. Diese chaotische und bedrohliche Situation führt zu tragischen Szenen, in denen Menschen für ihr Überleben kämpfen und in der Hektik zu Schaden kommen.
Ein Lichtblick in der Dunkelheit
Trotz der überwältigenden Gefahren und der Hoffnungslosigkeit gibt es auch Berichte über erfolgreiche Evakuierungen, bei denen Ortskräfte sich in Sicherheit bringen konnten. Durch ein ausgeklügeltes System, das die Sicherheitskräfte entwickeln, erhalten viele Afghanen die Möglichkeit, unter extrem schwierigen Bedingungen ins Ausland zu fliegen. Ein spezieller Fokus liegt auf dem Informativen Austausch zwischen verschiedenen Nationen und Sicherheitsdiensten, um die betroffenen Menschen rechtzeitig zu identifizieren und zu evakuieren. Hinter all dem steht der schiere Wille und die Hoffnung, dass einige in Sicherheit gelangen und ein neues Leben beginnen können, fernab von der grausamen Realität unter dem Taliban-Regime.
Sonntag, 15. August 2021. Afghanistan ist ohne Regierung, ohne jede Kontrolle. Eine Endzeitstimmung liegt über ganz Kabul. Die Taliban stehen kurz vor der Eroberung der Hauptstadt – genau 20 Jahre, nachdem die westlichen Verbündeten unter Leitung der US-Amerikaner Afghanistan von ihnen befreit haben. Nun haben sich die radikalen Islamisten innerhalb kurzer Zeit Provinz um Provinz zurückgeholt. Damit steigt der Druck. Für die verbliebenen Vertreter aus westlichen Botschaften, die Militärs und Geheimdienstmitarbeiter ändert sich die Lage stündlich. Und sie wird immer auswegloser.
Wie war es möglich, dass 20 Jahre Arbeit und Ausbildung in so kurzer Zeit zunichte gemacht wurden? Warum haben Geheimdienste und Bundesregierung die Lage nicht richtig eingeschätzt? Und wie lief die Evakuierung am Ende genau ab? “Dark Matters – Geheimnisse der Geheimdienste” erzählt euch, wie die Machtübernahme der Taliban in Kabul für Mitarbeiter und sogenannte Ortskräfte verlief. Und wenn ihr mehr darüber hören wollt, wie Nachrichtendienste in Krisenregionen arbeiten, auch wenn es brenzlig wird, dann hört rein in die begleitende Hintergrundfolge: "Wie können Geheimdienste im Notfall reagieren?"
Und das ist "Dark Matters”: In der ersten Staffel ging es um deutsche Geheimdienste, in der zweiten um Nachrichtendienste aus aller Welt. In Staffel drei tauchen wir noch tiefer ein in die Arbeit der Dienste, nehmen euch mit auf geheime Missionen, decken tödliche Machenschaften auf und zeigen auch, wie Agenten manchmal das Schlimmste verhindern. Jede Woche öffnen wir die Tür zu einem Geheimdienst ein Stück weit und schauen uns Dinge an, von denen wir eigentlich nichts wissen sollten – erzählt von Eva-Maria Lemke und den ARD-Geheimdienstexperten Michael Götschenberg und Holger Schmidt.
Eine neue Folge “Dark Matters – Geheimnisse der Geheimdienste” gibt es immer mittwochs in der ARD Audiothek, auf SWR3.de, rbb24inforadio.de und überall, wo ihr Podcasts hört.
Und noch ein Tipp zum Weiterhören: "Unter Mördern – Leben im Gefängnis" ist ein Doku-Podcast über den Alltag in Haft. Die Journalistinnen Katja Füchsel und Teresa Sickert wollen herausfinden, wie es nach dem Urteil für die Verbrecher weitergeht. Dafür haben sie über anderthalb Jahre Gefangene in der JVA Tegel begleitet. Kann man im Knast ein besserer Mensch werden? Den Podcasts von rbb und Tagesspiegel findet ihr in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
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