Warum würde die Welt ohne Menschen besser dastehen, Hartmut Rosa?
Nov 7, 2023
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Deutschlands bekanntester Soziologe, Hartmut Rosa, spricht über die soziale Beschleunigung und warum Fortschritt nicht zu mehr Zeit führt. Er äußert pessimistische Gedanken über die Welt und diskutiert die Abschaffung der Menschen. Der Podcast reflektiert auch über Zeitknappheit, Druck in der Gesellschaft und die Notwendigkeit von Ruhe im hektischen Alltag.
Technische Beschleunigung führt zu Hektik, nicht zu mehr Zeit.
Notwendigkeit ständiger Beschleunigung zur Stabilisierung der modernen Gesellschaft.
Fehlende Fähigkeit zur Muße führt zu ständigem Druck und Gehetztsein.
Deep dives
Technische Beschleunigung führt zu mehr Hetze statt mehr Zeit
Die technische Beschleunigung der Welt führt nicht dazu, dass wir mehr Zeit haben, sondern dass wir uns gehetzter fühlen. Der renommierte Soziologe Hartmut Rosa erklärt in der Podcast-Folge seine Theorie der sozialen Beschleunigung. Rosa verdeutlicht, dass unser Gehetztsein nicht unsere Schuld ist, sondern eine Folge der ständigen Überlastung durch technologischen Fortschritt.
Gesellschaften müssen sich ständig beschleunigen und wachsen
Die moderne Gesellschaft ist seit dem 18. Jahrhundert auf eine modusdynamische Stabilisierung ausgerichtet. Dies erfordert ständige Beschleunigung, Wachstum und Innovation, um das Bestehende zu erhalten. Ob in der Wirtschaft, in der Bildung oder in der Technologie, überall muss kontinuierlich nach Wachstum und Weiterentwicklung gestrebt werden, um den Status quo zu bewahren.
Muße als verlorenes Gut in der heutigen Gesellschaft
Die fehlende Fähigkeit zur verschwenden Zeit führt dazu, dass wir uns gehetzt fühlen und ständig unter Druck stehen. Die heutige Gesellschaft plant die Zeit minutiös durch, wodurch Muße, also Momente ohne legitime Erwartungen oder Verpflichtungen, verloren geht. Hartmut Rosa kritisiert die Unfähigkeit, Zeit zu 'verschwenden', da wirkliche Muße entscheidend ist für ein gelingendes Leben.
Strukturelles Problem und individuelle Coping-Strategien
Es wird betont, dass strukturelle Probleme existieren, für die individuell keine Lösung vorhanden ist. Es wird darauf hingewiesen, dass man das System nicht ändern kann, aber man kann lernen, besser damit umzugehen. Es wird empfohlen, dass man seine Perspektive ändern und sich z.B. realistische To-Do-Listen setzen sollte, um dem ständigen Zeitdruck entgegenzuwirken.
Pessimismus in Bezug auf die Zukunft und Optimismus trotzdem behalten
Es wird diskutiert, dass es eine wachsende Skepsis gegenüber der Zukunft gibt, insbesondere in Bezug auf Krieg und Pandemien. Trotzdem wird auch Optimismus erwähnt, da Resonanzfähigkeit eine menschliche Eigenschaft ist, die wiederentwickelt werden kann. Es wird sogar angedeutet, dass vielleicht größere Krisen benötigt werden, um positive Veränderungen herbeizuführen.
Wenn man nur einen deutschen Soziologen kennt, dann vermutlich ihn: Hartmut Rosa. Hier spricht er über den gehetzten Menschen von heute und die Hoffnungslosigkeit, die ihn seit einiger Zeit befällt.
Hartmut Rosa, Jahrgang 1965, zählt zu Deutschlands bekanntesten Soziologen. Die »Süddeutsche Zeitung« nannte ihn einen »Soziologie Superstar«. Professor Hartmund Rosa lehrt in Jena, ist Soziologe und Politikwissenschaftler und Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt. Viel Beachtung erhielt er für seine Theorie der sozialen Beschleunigung – vereinfacht ausgedrückt versucht Rosa zu verstehen, warum der Fortschritt und die damit verbundene technische Beschleunigung der Welt nicht dazu geführt hat, dass wir mehr Zeit haben – sondern, das genaue Gegenteil.
Im Podcast »Moreno+1« spricht Host Juan Moreno mit Rosa sowohl über seine bekannte Theorie, wie auch über eine Bemerkung Rosas, die Moreno in der Vorbereitung gefunden hat. In einem Vortrag sagte Rosa kürzlich: »Lass’ es uns einfach einsehen. Die Menschen sind einfach zu blöd. Vielleicht sollten wir den Menschen abschaffen.« Moreno war irritiert, zumal Rosa immer als Optimist bekannt war. »Dass der berühmteste Soziologe Deutschlands, der sein Leben der Erforschung menschlicher Interaktion verschrieben hat, den Menschen für unbelehrbar hält und sogar die Abschaffung fordert, das wollte ich schon verstehen«, so Moreno.
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