Daniel Wisser, preisgekrönter Autor von 'Wir bleiben noch', teilt spannende Einblicke in seinen neuen Roman, der Liebe und österreichische Sozialgeschichte vereint. Er spricht über gescheiterte Beziehungen und die Komplexität zwischen Cousin und Cousine, während er familiäre und gesellschaftliche Konflikte beleuchtet. Außerdem wird die moderne Rolle von Influencern und deren Einfluss auf unsere Gesellschaft diskutiert. Wisser reflektiert über Identität und Erinnerungen, während Kirstin Breitenfellner zwei fesselnde Buchtipps gibt.
Der Roman thematisiert die komplexen Spannungen in Familienbeziehungen, die durch Tabus und politische Differenzen hervorgehoben werden.
Die Verwendung von Emojis und digitalen Kommunikationsmitteln zeigt, wie moderne Technologie sowohl Intimität als auch Missverständnisse in Beziehungen beeinflusst.
Deep dives
Komplexe Familienbeziehungen
Der Roman behandelt die vielschichtige Beziehung zwischen Viktor und seiner Cousine Caroline, die sich in einer emotionalen und rechtlich heiklen Situation befinden. Ihre Liebe wird von der Familie als tabuisiert wahrgenommen, was die Spannungen und Konflikte innerhalb der Familienbande verstärkt. Viktor, der in einem sozialdemokratischen Umfeld aufgewachsen ist, reflektiert über seine Kindheit und die Bedeutung von Familienlegenden, während er gleichzeitig mit den Herausforderungen der gegenwärtigen Beziehungen kämpft. Diese Dynamik zeigt, dass nahe Verwandte oft sowohl Quelle der Unterstützung als auch des Konflikts sein können, was die komplexe Natur von Familienbeziehungen illustriert.
Politische Spannungen
Ein zentraler Aspekt des Buches ist der politische Graben, der zwischen den Familienmitgliedern verläuft. Der Roman beleuchtet, wie politische Überzeugungen innerhalb von Familien zu tiefen Rissen führen können, beginnend mit einem einschneidenden Ereignis in den 1980er Jahren, als Viktor Adlers politischer Einfluss an Bedeutung verlor. Diese Spannungen verursachen nicht nur Schweigen bei Familientreffen, sondern werfen auch Fragen nach Loyalität und Identität auf. Der Autor thematisiert, wie politische Meinungsverschiedenheiten die persönliche Beziehung verändern und das familiäre Zusammenleben beeinflussen können.
Der Einfluss der modernen Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Viktor und Caroline erfolgt größtenteils über Emojis und Messaging-Apps, was die Spannungen in ihrer Beziehung zusätzlich verstärkt. Diese Form der alltäglichen Kommunikation wird als eine Art infantilisierende Nähe dargestellt, die sowohl intim als auch unangenehm wirkt. Der Autor spielt auf Parallelen zur politischen Landschaft an, indem er aufzeigt, wie die heutige digitale Kommunikation die Wahrnehmung von Beziehungen und Missverständnissen beeinflusst. Dadurch wird deutlich, dass Technologie sowohl Brücken bauen als auch Gräben formen kann, was zu einem tiefen Nachdenken über die Art und Weise führt, wie Menschen miteinander interagieren.
In Folge 29 ist Daniel Wisser mit seinem fünften Roman "Wir bleiben noch" bei Petra Hartlieb zu Gast. Die beiden sprechen über Liebe, Emojis, die österreichische Sozialdemokratie, Ibiza und Familienlegenden, die Erinnerungen prägen. Und dann hat Kirstin Breitenfellner noch zwei Buchtipps für SIe.
Zu den Büchern:
"Wir bleiben noch" von Daniel Wisser: https://shop.falter.at/detail/9783630876443
"Nichts tun" von Jenny Odell: https://shop.falter.at/detail/9783406768316
"Influencer: Die Ideologie der Werbekörper" von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt: https://shop.falter.at/detail/9783518076408