Das patriarchale Bild unserer Geschichte wird hinterfragt. Historikerin Christina Lutter beleuchtet, dass Frauen im Mittelalter nicht immer unterdrückt waren. Ihre soziale Position beeinflusste oft ihren Status mehr als ihr Geschlecht. Im Gespräch wird die Gleichstellung von Eheleuten und die Rolle von Frauen in Herrscherfamilien thematisiert. Krisen wie die Pest führten sogar zu neuen sozialen Chancen für beide Geschlechter. Eine faszinierende Neubewertung der Geschlechterrollen durch die Jahrhunderte!
Die Wahrnehmung des Patriarchats als eine durchgängig unterdrückende Struktur für Frauen ist zu vereinfacht, da soziale Mobilität möglich war.
Frauen spielten eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft und Politik, wodurch ihre Zusammenarbeit mit Männern zentrale Bedeutung für sozialen Aufstieg hatte.
Deep dives
Die Rolle der Frauen im Mittelalter
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war die annahme, dass Frauen im Patriarchat immer unterlegen waren, weit verbreitet, jedoch nicht immer zutreffend. Frauen nahmen in verschiedenen sozialen Schichten unterschiedliche Positionen ein, was ihre Lebensbedingungen und Möglichkeiten anging. Es gab weibliche Herrscher und politische Akteurinnen, die erfolgreich agierten, was darauf hindeutet, dass soziale Mobilität auch für Frauen möglich war. Insbesondere in städtischen Gebieten können wir beobachten, wie der demografische Rückgang durch Seuchen wie die Pest neue Chancen für Frauen bot, in Berufe einzutreten, die zuvor dominiert wurden.
Soziale Mobilität und ökonomische Faktoren
Die soziale Mobilität im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war stark von ökonomischen Faktoren beeinflusst. Männer hatten in bestimmten Berufen häufig mehr Möglichkeiten, sich durch Bildung und Netzwerke in höhere soziale Schichten zu bewegen, besonders im Handel. Gleichzeitig spielten Frauen eine entscheidende Rolle, indem sie ökonomisches Kapital in Form von Heiratsdüften und familiären Netzwerken beisteuerten, die Männern oft zur Karriere verhalfen. Dies zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Geschlechtern in wirtschaftlichen Kontexten sowohl für persönliche als auch für gesellschaftliche Aufstiege von zentraler Bedeutung war.
Die Vielfalt der Karrierewege
Karrieren im Mittelalter waren oft von den sozialen Bedingungen und dem Geschlecht abhängig, aber sie boten auch Möglichkeiten für beide Geschlechter. Während im geistlichen Bereich sowohl Männer als auch Frauen Karrierechancen hatten, waren die höchsten Ämter meist Männern vorbehalten. Die Literatur zeigte, dass Frauen, wie etwa Christine de Pisan, Erfolge in der Schriftstellerei feiern konnten und aktiv politische Diskussionen über Geschlechterrollen führten. Man erkennt deshalb, dass der Zugang zu sozialen Aufstiegen komplex war und von individuellen Umständen abhing, was ein dynamisches Zusammenspiel von Geschlecht, sozialer Herkunft und ökonomischen Möglichkeiten zur Folge hatte.
1.
Gesellschaftliche Geschlechterrollen und Mobilität im Mittelalter
Europa lebt seit Jahrtausenden in einer von Männern dominierten Gesellschaftsordnung, Frauen waren stets der unterdrückte Teil der Bevölkerung – so lautet eine gängige Wahrnehmung unserer Geschichte. Dass es so nicht war, erzählt die Historikerin Christina Lutter in dieser Ausgabe des Podcasts von Österreich die ganze Geschichte im Gespräch mit Mariella Gittler. Der Status und die Lebensqualität einer Person hingen über weite Strecken von vielen Dingen ab, primär aber vom sozialen Rang, erst danach spielte auch das Geschlecht eine Rolle. Eheleute waren einander erbrechtlich und auch in der Alltagspraxis oft gleichgestellt. Und auch in den Herrscherfamilien lief die Thronfolge nicht immer nur über die männliche Linie, beziehungsweise regierten Frauen oft für minderjährige Söhne.
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