Kindheit im Mittelalter: Gefahr, Gewalt und Geborgenheit
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Jun 5, 2025
Im Mittelalter starben 30 bis 50 Prozent der Kinder vor dem Erwachsenwerden. Doch die Vorstellung, dass Eltern ihre Kinder vernachlässigten, ist überholt. Die Kindheit war geprägt von sozialer Ungleichheit und Gefahren wie Krankheiten und Unfällen. Die Erinnerungen des Abtes Guibert von Nogent zeigen, wie gewalttätige Erziehungsmethoden verbreitet waren, während emotionale Bindungen zwischen Eltern und Kindern trotz der Herausforderungen stark blieben. Klöster boten Bildung, während sie auch emotionale Wunden hinterliessen.
14:45
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Dramatische Geburt Guiberts
Guibert von Nogent erlebte eine fast tödliche, komplizierte Geburt, die seine Mutter und ihn fast das Leben kostete.
Er erhielt eine Nottaufe und wuchs mit der Erinnerung an die Angst seiner Mutter auf.
insights INSIGHT
Kindheit variiert stark nach Status
Mittelalterliche Kindheit war geprägt von harten Realitäten, doch es gab große soziale Unterschiede in Erfahrung und Erziehung.
Die soziale Herkunft bestimmte stark, wie eingeschränkt oder behütet Kinder lebten.
question_answer ANECDOTE
Thomas Blatters harte Kindheit
Der siebenjährige Thomas Blatter wurde nach dem Tod der Eltern allein mit Ziegen in gefährliche Bergregionen geschickt.
Er berichtet von Stürzen, Verletzungen und dem Überlebenskampf in der rauen Bergwelt.
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Monodiae - Einzelgesänge. Bekenntnisse und Memoiren eines Abtes aus Nordfrankreich
Monodiae - Einzelgesänge. Bekenntnisse und Memoiren eines Abtes aus Nordfrankreich
Bekenntnisse und Memoiren eines Abtes aus Nordfrankreich
Reinhold Kaiser
Guibert von Nogent
Kindheiten und Jugend in Deutschland (1250-1700). Ein Quellenlesebuch
Kindheiten und Jugend in Deutschland (1250-1700). Ein Quellenlesebuch
Ein Quellenlesebuch
Gerhard Fouquet
30 bis 50 Prozent aller Kinder starben im Mittelalter vor dem Erwachsenwerden. Doch die These, Eltern hätten ihre Kinder generell vernachlässigt, ist inzwischen widerlegt.
In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
von Guibert von Nogents schwerem Start ins Leben, den er und seine Mutter fast nicht überleben,
welche Ereignisse im Mittelalter als Fixpunkte in der Kindheit gelten,
dass die sogenannte Prügelpädagogik keinesfalls typisch mittelalterlich ist,
wie traumatisiert viele Jungen und Mädchen sind, die schon als Kinder ins Kloster gegeben werden.
Die detaillierten Erinnerungen des Abtes Guibert von Nogent zählen zu den wichtigsten Quellen über Kindheit im Mittelalter. Was alle Kinder in dieser Zeit verbindet: Ihr Leben ist ständig bedroht. Sie sterben an Krankheiten, verhungern, fallen ins Feuer, ertrinken in Flüssen, werden im Schlaf erdrückt oder von Tieren zerrissen.
Guibert von Nogent wird um 1055 als Kind adliger Eltern auf einer Burg bei Beauvais geboren. Mit zwölf Jahren tritt er in ein Benediktinerkloster ein, mit ungefähr 50 Jahren wird er Abt von Nogent-sous-Coucy in der Picardie. Guibert von Nogent sieht die Chance, die ihm das Leben im Kloster bietet, und ergreift sie. Er wird ein gebildeter, hochgeachteter Abt und verfasst viele Bücher.
Unter anderem schreibt er seine Lebensgeschichte auf. Guibert leidet als Erwachsener keinen Mangel und ist nicht allein. Aber er vergisst niemals, wie einsam und unglücklich er als Kind gewesen ist. Seine freimütige Erzählung wird heute mit den Bekenntnissen des Kirchenvaters Augustinus verglichen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Professor em. Reinhold Kaiser, Uni Zürich, Herausgeber der Lebenserinnerungen des Guibert von Nogent
Professor em. Gerhard Fouquet, Uni Kiel, Herausgeber eines Quellenlesebuches
Gerhard Fouquet: Kindheiten und Jugend in Deutschland (1250-1700). Ein Quellenlesebuch, Frankfurt a.M. 2018.
Guibert von Nogent: Monodiae - Einzelgesänge. Bekenntnisse und Memoiren eines Abtes aus Nordfrankreich, Freiburg 2019.
Shulamith Shahar: Kindheit im Mittelalter, Reinbek bei Hamburg 1993.
Klaus Arnold: Kind und Gesellschaft in Mittelalter und Renaissance, Paderborn, München 1980.
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