Catherine Boss, Co-Leiterin des Recherchedesks, bringt faszinierende Einblicke in die überhöhten Preise für Medizinprodukte in Schweizer Spitälern. Sie erklärt, wie ein Herzschrittmacher bis zu 50.000 Franken kosten kann. Dabei deckt sie auf, dass Spitäler durch geschickte Preismanipulationen von einem Gesetzeswechsel profitieren. Die Belastung für Krankenkassen und damit die Prämienzahler wird sichtbar. Die Diskussion wirft wichtige Fragen zu Transparenz und fairen Preisen im Gesundheitswesen auf.
Die dramatischen Preissteigerungen bei medizinischen Implantaten in Schweizer Krankenhäusern belasten die Krankenkassen und Prämienzahler enorm.
Eine Gesetzesänderung ermöglichte es den Kliniken, Rabatte zu behalten, was zu einer Intransparenz in der Preisgestaltung führte.
Deep dives
Preisexplosion bei medizinischen Implantaten
Die Kosten für medizinische Implantate in Schweizer Krankenhäusern sind massiv gestiegen, was zu einer enormen finanziellen Belastung für die Krankenkassen und Prämienzahler führt. Ein Beispiel ist ein Herzballon, der zuvor 60 Franken kostete und nun auf 1.500 Franken gestiegen ist. Diese plötzlichen Preissteigerungen sind nicht zufällig, sondern resultieren aus einer Gesetzesänderung, die es den Krankenhäusern ermöglicht hat, von neuen Rabatten zu profitieren und diese exorbitanten Preise abzurechnen. In der Folge hat ein Whistleblower das System alarmiert und die Öffentlichkeit auf diese problematische Praxis aufmerksam gemacht, die die Transparenz in der Gesundheitsversorgung untergräbt.
Die Rolle der Gesetzesänderung
Im Jahr 2020 gab es eine Gesetzesänderung bezüglich der Handhabung von Rabatten für medizinische Produkte, die ursprünglich dazu dienen sollte, Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Zuvor mussten Krankenhäuser übermäßige Rabatte an die Krankenkassen weitergeben, wenn sie große Mengen an Implantaten kauften. Nach der Regeländerung durfte ein Teil der Rabatte jedoch behalten werden, was das System für einige Kliniken verlockend machte, neue Tricks anzuwenden. Diese Kliniken setzten nun alte Listenpreise an, um überhöhte Rechnungen zu generieren, wodurch die ursprünglich positive Absicht der Gesetzesänderung ins Gegenteil verkehrt wurde.
Systematische Intransparenz und Lobbyismus
Die Preisgestaltung im Bereich medizinischer Produkte bleibt aufgrund von Intransparenz und fehlendem politischen Willen problematisch, da es an den notwendigen Regelungen mangelt. Viele Stakeholder im Gesundheitswesen, darunter Ärzte und Krankenhäuser, haben kein Interesse an einer Kostensenkung, da ihre Einnahmen direkt von den hohen Preisen abhängen. Diese Intransparenz begünstigt sowohl die Hersteller als auch die Anbieter von Dienstleistungen, was es schwer macht, faire Preise zu gewährleisten. Der Einfluss von Lobbygruppen hat dazu geführt, dass eine Regulierung der Preise im medizinischen Bereich ausbleibt, trotz der offensichtlichen Notwendigkeit für mehr Transparenz und faire Wettbewerbsbedingungen.
Ein Ballon zur Gefässerweiterung bei Herzproblemen kostet 1460 statt 60 Franken.
Ein Herzschrittmacher: Rund 50’000 statt 8’000 Franken.
Schweizer Spitäler haben einen Trick gefunden, um ein Mehrfaches für Medizinprodukte wie Implantate zu verlangen. Teils rund das zwanzigfache. Damit werden die Krankenkassen belastet – und am Ende die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler.
Wie kann das sein? Und warum ist es schwer, dagegen vorzugehen? Catherine Boss, Co-Leiterin des Recherchedesks, erzählt in einer neuen Folge des täglichen Podcasts «Apropos» von den Befunden ihrer Recherche – und was sie in Zeiten steigender Gesundheitskosten bedeuten.