Michael Thumann, ZEIT-Korrespondent und Russland-Experte, diskutiert die Manipulation durch Putins Propaganda und deren Auswirkungen auf westliche Medien. Er beleuchtet die Gefahren für Journalisten in Russland und erklärt, wie die Medien im Informationskrieg zwischen Russland und der Ukraine agieren. Zudem räumt er mit Mythen über den Maidanaufstand auf und analysiert die NATO-Erweiterung. Thumann diskutiert auch Selenskyjs Führungsstärke im Ukraine-Konflikt sowie die Effektivität der Sanktionen gegen Russland und die zunehmende Abhängigkeit von China.
Putins Regime nutzt eine umfangreiche Kontrolle der Medien, um ein manipulierendes Narrativ zu schaffen, das militärische Aktionen legitimiert.
Die Sicherheit von Journalisten in Russland hat sich verschlechtert, was deren Berichterstattung und Informationsumgang stark beeinflusst.
Deep dives
Die Unsicherheit für Journalisten in Russland
Die Sicherheit von ausländischen Journalisten in Russland hat sich drastisch verschlechtert, insbesondere nach der Verhaftung eines amerikanischen Reporters. Dies wirft Fragen darüber auf, wie Russland mit der Informationssammlung durch Journalisten umgeht, und ob diese als Waffen gegen Berichterstattung eingesetzt werden. Michael Thumann berichtet von einer ständigen Gefahr, da Journalisten in der aktuellen Atmosphäre in Russland potenziell als Spione angesehen werden können. Die Unsicherheit zwingt Journalisten dazu, vorsichtiger und bewusster in ihrer Berichterstattung und im Umgang mit Informationen zu sein.
Die Rolle der Propaganda in Putins Herrschaft
Die Propaganda stellt eine essentielle Stütze von Putins Regime dar, die immer wieder neu ausgerichtet wird, um die Kontrolle über das Narrativ aufrechtzuerhalten. Thumann erklärt, dass Putin die Medien kontrolle durch Übernahme von Fernsehsendern und Verfolgung von Oligarchen, die dagegen standen, festigte. Dadurch wurde ein von ihm gewünschtes Narrativ geschaffen, das es ihm ermöglicht, verschiedene politische Entwicklungen zu rechtfertigen und zu erklären, einschließlich militärischer Aktionen wie der Annexion der Krim. Diese manipulative Medienstrategie ist entscheidend für die Aufrechterhaltung seiner Macht und die Unterstützung des Krieges gegen die Ukraine.
Die Strukturen hinter der russischen Propaganda
Das Hauptquartier der russischen Propaganda, wie z.B. Russia Today, ist ein gut organisiertes und modernes Unternehmen, das darauf abzielt, das russische Narrativ international zu verbreiten. Thumann beschreibt die Architektur und Arbeitsweisen in diesen Einrichtungen, wie der selektiven Information und Emotionalisierung der Berichterstattung mit modernen Medienformaten. Die Propagandisten, darunter bekannte Gesichter wie Wladimir Solowyow, spielen eine zentrale Rolle, indem sie gezielt Botschaften entwerfen, die auf die Wahrnehmung und Stimmung der Bevölkerung abgestimmt sind. Diese Praxis hat signifikante Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und unterstützt das System Putins.
Einfluss der Propaganda auf die westlichen Medien
Die Verbreitung von Propagandainhalten in westlichen Medien trägt zur Verzerrung der Wahrnehmung von Konflikten und politischen Ereignissen bei. Thumann weist darauf hin, dass populäre Stimmen in Deutschland und Österreich, die russische Sichtweise befürworten, unverhältnismäßig viel Plattform erhalten, was zu einer unsachgemäßen Präsentation von Informationen führt. Journalisten und Medien müssen sorgfältig abwägen, wie sie unterschiedliche Standpunkte präsentieren und sicherstellen, dass diese nicht als gleichwertig vermittelt werden, wenn sie offensichtlich auf Propaganda basieren. Dies erfordert eine klare Kennzeichnung und ein besseres Verständnis dafür, wie bestimmte Narrative die öffentliche Meinung beeinflussen können.
Wie der russische Staatschef westliche Medien und Politiker mit seiner Propaganda flutet. Ein Zoom-Gespräch mit dem ZEIT-Korrespondenten, Russland-Experten und Historiker Michael Thumann.